Museumstipp
Kultur zu Weihnachten
Nur noch bis zum 31. Dezember ist im Oberschlesischen Landesmuseum in Ratingen-Hösel die Sonderausstellung zum 100. Jahrestag der Volksabstimmung in Oberschlesien „Polen oder Deutschland? Oberschlesien am Scheideweg“ zu sehen. Der Versailler Vertrag 1919 hatte vorgesehen, das oberschlesische Industriegebiet an den neu gegründeten Staat Polen abzutreten. Besonders die Franzosen waren daran interessiert, Deutschland zu schwächen. Dann wurde jedoch eine Volksabstimmung angesetzt. Bei der Abstimmung im März 1921 stimmten 62 Prozent für Deutschland und 38 Prozent für Polen. Obwohl das Ergebnis zugunsten Deutschlands ausgefallen war, wurde Oberschlesien auf der Grundlage eines zusätzlichen Gutachtens des Völkerbundrats geteilt. Ein Drittel des Gebiets mit etwa der Hälfte der Einwohner kam zu Polen, das übrige Gebiet blieb bei Deutschland. Jahrhunderte alte friedliche Verbindungen wurden zerschnitten durch die neue Grenzziehung. Die Ausstellung erzählt von den Vorbereitungen, dem Verlauf und den Folgen der Volksabstimmung und präsentiert erstmals in dieser Zusammenstellung Exponate aus mehreren Museen in Polen, die durch Objekte aus der Sammlung des Oberschlesischen Landesmuseums ergänzt werden. Zu sehen sind Fahnen, Abzeichen, Waffen, Dokumente zur Abstimmung, Ausweise, Orden, eine Wahlurne sowie historische Fotografien und vieles mehr.
Die Sonderausstellung „Bewegte Leben. Oberschlesische Persönlichkeiten“ kann noch bis zum 18. September 2022 besucht werden. Ob Joseph von Eichendorff, Bernhard Grzimek, Janosch, Wojciech Korfanty, Käthe Kruse, Lukas Podolski oder Otto Stern – sie und viele andere oberschlesische Persönlichkeiten haben durch ihr Wirken nachhaltige Spuren in Wissenschaft und Kunst, in Wirtschaft, Politik und Gesellschaft hinterlassen. Wussten Sie, dass Oscar Toplowitz der Erfinder der Nivea Creme war, Maria Goeppert-Meyer das Schalenmodell des Atomkerns einführte und dass wir die Vollendung des Kölner Doms Ernst Friedrich Zwirner zu verdanken haben? In der Ausstellung werden rund 30 oberschlesische Persönlichkeiten (sowie einige aus Niederschlesien) aus Wissenschaft und Technik, Literatur und Kunst, Wirtschaft und Politik vorgestellt. .
Jüdische Spuren. Von der Synagoge zum Gebetshaus in Beuthen
Eine weitere Schau folgt jüdischen Spuren von der Ausgrenzung bis zur Progromnacht in der oberschlesischen Stadt Beuthen. Beuthen (Bytom) ist eine multikulturelle Stadt mit einer jahrhundertealten Geschichte an der Grenze zwischen den Kulturen und Traditionen, in der die Juden seit Jahrhunderten präsent waren und immer noch sind. Ausgewählte Artefakte zeigen chronologisch eine Abfolge von Ereignissen, in die die Existenz der jüdischen Gemeinde an diesem besonderen Ort und der gemeinsame Aufbau ihrer Geschichte eingeschrieben waren und sind. Beamte, Fabrikarbeiter, Kaufleute und Handwerker auf der einen Seite und Angehörige der lokalen Regierung oder der Oberschicht auf der anderen Seite, darunter Mitglieder zahlreicher Vereine, Stifter von Stipendienstiftungen oder Initiatoren von Bildungs-, Wohlfahrts- und Wohltätigkeitsprojekten – sie alle haben das jahrhundertealte, soziale und wirtschaftliche Leben von Beuthen geprägt. Juden wanderten ein, ließen sich nieder und blieben in der Stadt. Die Ausstellung folgt den Spuren der Generationen von der Ausgrenzung der Juden aus dem gesellschaftlichen Leben in den 1930er Jahren über die Reichspogromnacht bis hin zum Ausbruch des Zweiten Weltkriegs, der das Ende einer Ära markierte – die Existenz der jüdischen Gemeinschaft innerhalb des deutschen Staates. Als die Juden nach dem Krieg in die Stadt zurückkehrten, bauten sie ihr Leben und die Stadt wieder auf. An die Stelle der Synagoge trat das jüdische Gebetshaus. Für viele war Beuthen nur eine Zwischenstation auf dem Weg nach Palästina (Israel), Westeuropa oder in die Vereinigten Staaten. Die Ausstellung ist noch bis zum 30. Juni zu sehen.
Ein Besuch der Dauerausstellung ist natürlich ebenfalls zu empfehlen. Sie hat die Kultur und Geschichte Oberschlesiens zum Thema.
Öffnungszeiten:
Dienstag bis Sonntag von 11 Uhr bis 17 Uhr.
An Heiligabend (24.12.2021), am 1. Weihnachtsfeiertag (25.12.2021) und an Silvester (31.12.2021) ist das Museum geschlossen.
2. Weihnachtstag geöffnet von 11 bis 17 Uhr.
Autor:Norbert Opfermann aus Düsseldorf |
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