Tod und Leiden, Licht und Erlösung
Kreuzweg und Glasfenster in St. Martin in Kaarst
Auf dem Weg zur Kirschblüte in Kaarst habe ich mich - wie schon öfter - in der Kirche St. Martin umgesehen. Dieser unspektakuläre Backsteinbau überrascht im Innern mit großartigen Glasfenstern und einem ungewöhnlichen Kreuzweg. Es sind beeindruckenden Werke, die ich zu Karfreitag näher vorstellen möchte.
St. Martin in Kaarst
Heute werden immer mehr Kirchen aufgegeben. In der Nachkriegszeit dagegen gab es einen regelrechten Bauboom. So wurde in Kaarst 1955-57 ein Neubau als Pfarrkirche für die wachsende katholische Gemeinde errichtet. Er ersetzte die alte, im Kern romanische Dorfkirche.
Der Kreuzweg
Seit der Fastenzeit 2002 beherrschen vierzehn schmale hochtrechteckige Tafeln die nördliche Wand des Kirchenraums, gestaltet von der Düsseldorfer Künstlerin Theresia Schüllner. Sie studierte von 1957 bis 1962 an der Düsseldorfer Kunstakademie und verwendet in ihrer Arbeit gerne Texte und Textilien. Schüllner verzichtet bei dem Kreuzweg weitgehend auf Farbe. Alle Tafeln zeigen den gleichen Aufbau.
Im oberen Teil sind Szenen aus dem biblischen Kreuzweg, der die Stationen Jesu auf dem Weg nach Golgatha beschreibt, skizzenhaft angedeutet.
Darunter zeigen Siebdrucke Szenen aktueller Leiden und Grausamkeiten, wie Gefangenschaft und Folter. Dadurch bekommt die biblische Leidensgeschichte Jesu einen konkreten Bezug zur Gegenwart. Die vierzehn Tafeln sind optisch durch transparente schwarze Textilstreifen miteinander verbunden. Diese dunklen Bänder zeichnen gleichsam den Leidensweg nach.
Die Auferstehung
Seit Ostern 2002 schließt die Tafel der "Auferstehung/Neues Leben" den Kreuzweg ab. Aus dem Dunkel des Grabes steigt schemenhaft die Lichtgestalt des Auferstandenen.
Was bedeuten Kreuzwege eigentlich?
Der ursprüngliche "Kreuzweg" ist der Weg, den Jesus von Jerusalem bis zu seinem Tod auf dem Berg Golgatha zurücklegte. Man übernahm diese Bezeichnung für Andachts- und Gebetswege, auf denen Gläubige den Leidensweg Jesu zu Hause nachvollziehen konnten, ohne eine Pilgerfahrt nach Jerusalem machen zu müssen. Bilderzyklen, Wegekreuze oder Bildstöcke zeigten einzelne, nicht festgelegte Stationen der Kreuztragung. Um 1600 wurde es üblich, den Leidensweg Jesu in 14 bebilderten Stationen darzustellen. Im 19. Jahrhundert verlegte man den Kreuzweg von draußen ins Kircheninnere, so dass die Gläubigen keine längeren Wege mehr gehen mussten.
Die Glasfenster
Die Westseite der Kirche stattete der Neusser Künstler Heinz Gilges mit abstrakten Glasmalereien aus. Bei der großen ornamentalen Fensterwand gehen die im unteren Bereich glühenden Farben nach oben in weiße Lichtfelder über. Bei dem Fenster an der Nordwand hat Gilges in die quadratischen Glasfelder christliche Symbole eingebunden. Bei Nachmittagssonne verwandeln die Lichtreflexe der Glassteine die gesamte Kirche in einen Lichtraum.
Ich würde mich freuen, wenn Ihr mich durch St. Martin in Kaarst begleiten würdet.
Quelle und Infos: HIER
Autor:Margot Klütsch aus Düsseldorf |
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