Kinderkommunion 1962

Ernnnerungen an neine 1. Hl. Kommunion tauchen auf, wenn ich in diesen Tagen die vielen weiß gekleideten Mädchen sehe.

Am 29. April 1962 ging ich mit 40 Kindern zur Erstkommunion.
Der Unterricht dazu fand in der Volksschule im Klassenverband stand. An die vielen Übungstunden vor und in der Kirche unter den strengen Augen des Pastors kann ich mich noch gut erinnern.

Aufgeregt war aber auch die Vorbereitung in meiner Familie.
Mein weißes Klaeid nähte eine Hausschneiderin. Das schönste daran aber war der "Petticout", ein Unterrock, wie es damals modern war.

Eine Kochfrau sorgte für das leibliche Wohl, denn man ging ja nich ins Restaurant-, es wurde gebacken, vorgekocht und gebraten.
Das gute Wohnzimmer wurde ausgräumt, und für die liebe Verwandtschaft wurden auch Tische und Stühle aus der Nachbarschaft ausgeliehen.

Samstags Nachmittags wurde gebeichtet und anschließend gebadet, so war ich äußerlich und innerlich sauber und rein.

Am Weißen Sonntag versammelten wir uns am frühen Morgen ( wegen den damaligen Nüchternheitsgebot ) im nahe gelegenen Jugendheim , wurden vom Pastor, vielen Meßdienern und Fahnen abgeholt, und zogen dann- Jungen und Mädchen getrennt -feierlich in die Pfarrkirche ein.
Alle Kinder trugen eine Kommunionkerze mit Spitzentuch und ein neues Gebetbuch mit Goldrand in den Händen.
Der Kirchenchor gestaltete die Messe mit, und sang u. a. das Halleluja von Händel. Ich fand damals Kirchenchormusik im Gegensatz zu heute einfach schrecklich.
Und Kindern wurde zum erstenmal die Hostie feierlich an einer Kommunionbank in den Mund gelegt. Von sog. "Führengelchen " wurden wir reihenweise dorthin und wieder zurück in die Bank gebracht.

Nach der Messe nahmen mich meine Eltern in Empfang, mein Vater im schwaren Anzug und Zylinder, meine Mutter im schwarzen Kostüm und Kompotthütchen.
Gefrühstückt wurde dann aber nur mit Eltern und Geschwistern, mittags kamen dannn alle Onkels und Tanten.
Der Tischschmuck bestand aus ein paar Blumen aus dem Garten, und jede Menge Spargelgrün zierte meinen Ehrenplatz.

Das übliche Kommunionsessen, welches auch in vielen anderen Familien gab, war eine Rindfleischsuppe mit Eierstich und Markklöschen,dazu Rind- und Schweinebraten, Kartoffeln, Erbsen und Möhrchen mit wenigen Spargelstückchen ( das sog. Leibziger Allerlei) und zum Nachtisch Vanillepudding mit Makrönchen und für die Erwachsenen Weincreme.

Und zwischendurch wurden immer wieder Geschenke gebracht. Erinnern kann ich mich noch gut an 7 Schachteln Pralinen, viele "Schneider"- Bücher, Aufbewahrungstäschchen für Taschentücher, Poisiealbums 2 Sammeltassen und vielen Hortensien.
Diese Blumen durfte ich dann nach dem Fest der Kirche für den Maialtar spenden.

Meine Mutter erzählte mir noch im hohen Alter, dass ich mich am meissten über einen bunten Ball freute, den unsere Kochfrau mitbrachte.
Und von dem geschenkten Geld kaufte ich mir mein erstes eigenes Fahrrad.

Nachmittags um 15 Uhr war die Dankandacht, an dem ich stolz meine neue Uhr am Handgelenk trug.

Nach dem Kaffee mit dem tradionellen "Frankfurter Kranz" ging es dann etwas lockerer zu, aber ich musste aufpassen, dass meine weiße Strumpfhose sauber und ohne Löcher bis zum nächsten Tag blieb.
Waren wir Kinder denn abends im Bett, durfte nach der "Empfehlung" unseres Pastors für die Erwachsenen das erste Mal an diesem Tag Alkohol auf den Tisch.

Am nächsten Tag war nochmals feierlicher Gottesdienst, bei dem ich dann zu dem weißen Kränzchen ein grünes" Zweitagskleid" trug. Nachmittags kamen ja dann die Nachbarn zum Kaffee, sie hatten ja auch einen Buchsbaumkranz mit weißen Papierblumen um die Haustüre angefertigt mit dem Schild:" Bleibe wie du heute bist, der Himmel dir dann offen ist."

Ob ich aber die vielen Jahre bis heute so glieben bin wie im April 1962, wage ich zu zweifeln, aber ich denke, dass auch so später einmal für mich der Himmel offen ist.
Oder etwa nicht?

Autor:

Christa Palmen aus Düsseldorf

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