Gruseltour durch Detmold
Kennen Sie Jack the Lipper?
Diese abendliche Gruseltour durch Detmold ist nichts für schwache Nerven, zarte Gemüter und spaßfreie Zeitgenossen.
Stadtführer Daniel Wahren alias „Jack the Lipper“ schlüpft in die Fußspuren des Massenmörders Jack the Lipper und (ent)führt mit seinem Schauspielerteam die neugierigen und unbeholfenen Gästegruppen zu nächtlicher Stunde an die düstersten und dunkelsten Orte Detmolds.
Als Stadtführer führt Daniel Wahren schon seit über 22 Jahren wissbegierige Gäste auf seinen Stadtrundgängen durch Detmold.
Stilecht gewandet mit schwarzem Mantel, Umhang und Zylinder trifft sich Daniel mit einer Gruppe am 31.10.2022 um 20:00 Uhr vor dem Rathaus. Es ist bereits dunkel und es ist an diesem Abend Halloween, das keltische Fest Samhain, die Nacht, in der die Toten die Möglichkeit haben, in unsere Welt zu gelangen.
Doch Daniel alias Jack the Lipper leitet diese Gruppe nicht tatsächlich, sondern ist selbst Teil eines nun folgenden, 90 minütigen Theaterstücks durch Detmold. Zu ihm gesellen sich im Laufe der Führung noch weitere dunkle, gruselige Gestalten.
Als offizieller Leiter der Detmolder Gruseltour begrüßt uns Philipp Spalting alias Franz Freudlos vom Fremdenverkehrsverein.
Los geht`s mit der Grusel Tour. Die Gruppe begibt sich in den nahegelegenen Schlosspark.
Daniel, alias Jack the Lipper berichtet aus seinem Leben als Soldat. Irgendwie hat Franz Freudlos seine Stadtführung nicht mehr unter Kontrolle, denn er wird immer wieder von Jack unterbrochen.
Plötzlich taucht ein in schwarz gekleideter Sensemann aus dem Hinterhalt auf und sorgt für den ein oder anderen Adrenalinschub und Schrecken bei den Gästen.
Jack berichtet von Fürst Woldemar zur Lippe und seine Regierungszeit von 1875 bis 1895, die vorherigen Hungersnöte und die Tuberkulose und Cholera-Epidemien in Detmold.
Für Fürst Leopold II hat er nur Hohn und Spott übrig.
An der Stadthalle, bzw. am Kriegerdenkmal von 1866 singt Jack das Soldatenlied „Lippe Detmold eine wunderschöne Stadt“ und spielt dazu auf seiner Gitarre. Einige der Gäste scheinen den Test des Liedes zu kennen und singen mit.
Immer wieder schafft es Jack, den Gästen mit seinen Erzählungen einen eiskalten Schauer über den Rücken zu jagen und mit seinen musikalischen Einlagen diese zum Staunen zu bringen.
In einem Park wird die Gruppe plötzlich mit der „weißen Frau“ aus Detmold konfrontiert. Niemand aus der Gruppe solle sie ansehen, da man sonst versteinert wird.
Detmold scheint viele düstere Geheimnisse und Geschichten zu haben.
In der Nähe des Landestheaters erhalten die Gäste viele Informationen über die Gesindehäuser, in denen damals die armen Arbeiter mit ihren Familien wohnten, während es sich der Adel gut gehen und sich von der Detmolder Stadtwache bewachen ließ.
Hungersnöte und die Pest prägten das Detmold im 19.Jahrhundert, das Wilhelminische Zeitalter genannt. Ab 1880 wanderten 30.000 Lipper Bürger nach Amerika aus. Im Jahre 1900 hatte Detmold 12.000 Einwohner. Das Bürgerliche Gesetzbuch beendete die „Gesindeordnung“.
Jack spielt und singt das Hungerlied von Georg Weerths von 1844.
Bei uns löst das Lied eine gewissen Betroffenheit aus.
„Zu kalt ist die Nacht für Gendarmen“ singt Jack am alten Bahndamm am ehemaligen Industriegebiet.
Der Gruppe ist nicht zum Scherzen zumute.
Verfolgt von der weißen Frau, die als Dienstmagd von dem adeligen Herrn missbraucht wurde und dem Sensemann geht es durch dunkle Seitenstraßen, enge Gassen, dem alten Bahndamm, zum alten Pestfriedhof und zum früheren Strafwerkhaus.
Immer wieder taucht Markus Gründgens als Schlächter „Manfred Fleischhack“ zum Entsetzen der Gruppe auf. Der Schlächter arbeitete damals im alten Detmolder Schlachthof. Irgendwann wurde die Arbeit immer weniger und Manfred Fleischhack und seine Familie verarmten. Doch dann geschahen die vielen Morde, verübt von Jack the Lipper. Manfred Fleischhack hatte wieder Freude an seiner Arbeit, zerlegte, zerstückelte die von ihm aufgefundenen Mordopfer.
„Warte, warte nur ein Weilchen, dann kommt Manfred Fleischhack mit dem Hackebeilchen“, singen Jack und Manfred Fleischhack zusammen, während die Teilnehmer auf dem Boden liegende, menschliche Knochenreste finden und aufsammeln.
Am ehemaligen Strafwerkhaus berichtet die weiße Frau (Anja Ziesel), dass sie von ihrem adeligen Herrn vergewaltigt und schwanger wurde. Als dies herauskam, brachte man sie ins Strafwerkhaus, dem heutigen Sozialgericht. Der adelige Herr hatte ihr Gesindebuch und somit die Macht über die arme Dienstmagd.
Es passiert noch einiges Schauriges in der Meierstrasse, der sogenannten Mörderstrasse.
Aber das wird an dieser Stelle nicht verraten.
Während die Teilnehmerinnen und Teilnehmer den Darstellern gebannt, betroffen und interessiert folgen, scheint die Zeit wie im Fluge verronnen zu sein. Die Gruppe hat ihr Ziel an der Martin-Luther-Kirche erreicht.
Wir sind wieder im Jahr 2022 angekommen. Und irgendwie sind wir alle froh, nicht im 19. Jahrhundert in Detmold gelebt haben zu müssen.
Hier endet das professionelle, abwechslungsreiche, kritische, lustige Schauspiel zwischen Grusel, Geschichte, Vergangenheit und Gegenwart.
Alle Schauspieler stehen als Team im Anschluss allen Gästen für Fotos, Fragen, Informationen zur Verfügung.
Doch was wurde eigentlich aus Jack the Lipper?
Irgendwann, so erfahren wir, floh Jack the Lipper von Detmold nach London. Dort trieb er fortan sein Unwesen und machte Karriere als Jack the Ripper.
Aber das ist eine andere Geschichte.
Mir ist klar, an dieser Führung werde ich sicherlich noch einmal teilnehmen, denn dieser Abstecher nach Detmold ist etwas ganz Besonderes.
„Detmold,“Deathmord“ ist eben immer einen Abstecher wert.“
Infos und Anmeldungen zur Tour gibt es Daniel Wahren unter Tel.: 0171 – 477 83 80 (www.stadtgang-detmold.com ) oder bei der Tourist Info Detmold.
Autor:Andreas Vogt aus Düsseldorf |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.