Interview mit Elmar Herrmann (Amphi Festival)

Foto: Bildrechte/ Copyright: Amphi Festival
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Hallo, ihr Lieben!

Kennt ihr eigentlich schon das "Amphi Festival"? Es handelt sich hierbei um eine Musikveranstaltung, die vor allem die sogenannte "Schwarze Szene" anspricht und u. a. vieles aus den Bereichen Elektro, Rock und Future Pop bietet. Die Veranstaltung hält neben Lesungen und Theateraufführungen aber noch viele weitere Überraschungen parat. Das erfolgreiche Gesamtpaket ist der Grund dafür, weswegen das Amphi Festival seit 2005 existiert und sicherlich auch im Jahre 2013 (20.- 21. Juli/ Tanzbrunnen Köln) seine Fans (und solche, die es werden wollen) begeistern wird.
Die liebe Julia aus meinem geschichtefueralle-Team hat die Gelegenheit genutzt, dem Veranstalter, Elmar Herrmann, ihre Fragen zu stellen. Also: Lesen, lernen und feiern!
In diesem Sinne,
einen schönen Abend!
Conny

Julia: "Wie kam es zu der Idee ein Festival zu gestalten in der Form des Amphi Festivals?"
E. Herrmann: "Die Idee des Amphi Festivals wurde aus dem Zusammenschluss der Booking-Agenturen Project Management und Protain geboren. Mit den gebündelten Erfahrungen aus über 15 Jahren in der Tätigkeit für Künstler wie Project Pitchfork, Covenant, And One, Welle: Erdball und viele andere, war der Zeitpunkt gekommen, neben der klassischen Tourneebetreuung auch einmal die Durchführung eines eigenen Open Air Festivals in Angriff zu nehmen. Die Idee wurde rasch zum Projekt und ehe wir uns versahen, steckten wir bereits mitten in den Vorbereitungen dessen, was knapp ein Jahr später mit dem Amphi Festival zum Leben erweckt werden sollte."

Julia "Was muss man alles beachten um ein Festival zu gründen?"
E. Herrmann: "Organisatorisch besteht ein Open Air Festival aus zahlreichen Teilbereichen, die weit im Voraus untergliedert, geplant und vorbereitet werden. Für das Amphi Festival beispielsweise wurde zunächst eine eigene Firma gegründet – mit allem was dazu gehört um in Deutschland einen Betrieb führen zu können. Ohne all das ist eine Veranstaltung dieser Größenordnung nur sehr schwer reibungslos durchzuführen. Hat man so eine Grundlage erst einmal geschaffen, beginnen bereits die tatsächlichen Vorbereitungen, wie die Suche nach einer passenden Location, Bandanfragen, Behördengänge und vieles mehr. Dabei gibt es zahlreiche Sicherheits- und auch Lautstärkebestimmungen, die für die Genehmigung eines Festivals eine große Bedeutung haben. Das Wichtigste ist ein stimmiges Basiskonzept, welches später alle verschiedenen Elemente aus Künstlern, Personal, Logistik, Bühnentechnik und vielem mehr optimal miteinander vernetzt."

Julia: "Wie lange muss man an so einem Event planen?"
E. Herrmann: "Die Planungen für ein solches Event mit heute 16.000 Besuchern dauern in der Regel ein komplettes Jahr oder sogar länger. Das erste Halbjahr wird bei uns immer stark von der Programmplanung dominiert, das zweite Halbjahr steht dann verstärkt im Zeichen der organisatorischen Dinge.

Julia: "Wie kam es zu dem Namen „Amphi Festival“?"
E. Herrmann: "Der Name des Amphi Festivals wurde seinerzeit aus dem Namen des Amphitheaters in Gelsenkirchen abgeleitet, wo das erste Amphi Festival 2005 stattfand. Anschließend wurde der Name beibehalten, da er sich bereits bei vielen Besuchern eingeprägt hatte."

Julia: "Wie kam man auf die Location Tanzbrunnen in Köln und wieso musste man die Location in Gelsenkirchen verlassen?"
E. Herrmann: "Der Kölner Tanzbrunnen ist zweifelsohne einer der schönsten und vielseitigsten Veranstaltungsorte Deutschlands. Neben der wunderbaren Kulisse mit Domblick und Altstadtpanorama bietet das Gelände optimale Voraussetzungen für ein großes Open Air Festival mit der Möglichkeit zusätzlich zum Open Air Programm weitere Bühnen zu bespielen. Hinzu kommt der wunderbare Beachclub sowie der teilüberdachte und komplett gepflasterte Zuschauerraum, der selbst bei schlechtem Wetter noch für viele Besucher ein angenehmes Festivalerlebnis gestattet.
Der Umzug des Amphi Festivals nach Köln hängt tatsächlich mit dem überraschend großen Erfolg des Festivals zusammen. Die 4.500 Besucher der Premiere übertrafen alle unsere Erwartungen und so standen wir vor der Frage das Festival weiterhin in Gelsenkirchen stattfinden zu lassen oder direkt eine Location zu suchen, in die das Festival hinein wachsen und sich von Jahr zu Jahr immer weiter entfalten kann. Je länger ein Festival an einem bestimmten Ort stattfindet desto schwieriger wird es anschließend einen Ortswechsel vorzunehmen. So fiel die Entscheidung seinerzeit das Risiko einzugehen und innerhalb Nordrhein-Westfalens eine Location zu finden, die dem Amphi Festival langfristig eine Heimat und Raum für weitere Attraktionen bietet. Der Tanzbrunnen ist in dieser Hinsicht optimal."

Julia: "Wieso wurde sich auf diese Musikrichtung EBM, Elektro, Synthi Pop etc. spezialisiert?"
E. Herrmann: "Die musikalische Ausrichtung des Amphi Festivals ist eng mit seinem Ursprung verbunden. Sowohl Project Management als auch Protain als Booking- & Künstleragenturen entstanden aus der Leidenschaft für diese Art von Musik. Durch die geknüpften Kontakte, das Knowhow und die Liebe zu dieser besonderen Szene lag die Entscheidung nahe, das Festival darauf auszurichten. Schließlich kann nur aus Dingen, die man wirklich liebt, etwas Besonderes entstehen!"

Julia: "Wie wird es mit den Bands organisiert?"
E. Herrmann: "Die Bandauswahl des Amphi Festivals ist ein sehr demokratischer Vorgang. Nach Abschluss des jeweiligen Festivals haben unsere Besucher die Möglichkeit an einer Festivalumfrage teilzunehmen und sich Künstler für das kommende Jahr zu wünschen. Jeder Besucher darf dabei 5 Bands angeben, die er im kommenden Jahr gerne sehen würde. Diese Wünsche werten wir sehr detailliert aus und passen die Programmplanung daran an. Aufgrund der Erfahrungswerte aus knapp 10 Jahren, werden viele Bands immer wieder und auch sehr zahlreich gewünscht. So erklärt sich zum Beispiel die Ankündigung der ersten Bands während die Abstimmung noch läuft. Dabei handelt es sich vor allem um Künstler, die sich einen festen Platz in der Gunst des Publikums erspielt haben und somit für viele Besucher interessant sind. Neben den Publikumswünschen bringt auch unser Team Ideen in das Programm ein. Wenn zum Beispiel mal eine Rammstein Coverband auf der Bühne steht, dann ist das wieder einer dieser Einfälle, zu denen man sich von Zeit zu Zeit inspirieren lässt. Generell kann man jedoch sagen, dass im Schnitt über 80% eines Amphi Festival Programms auf Publikumswünschen basieren. Das Prinzip funktioniert auch für Newcomer und aufsteigende Bands. Unter anderem Chrom, Eisenfunk und [X]-RX sind perfekte Beispiele für frische Bands die es in den letzten Jahren schafften sich über das Publikumsvoting einen Platz auf dem Amphi Festival zu sichern."

Julia: "Haben einige Bands, wie man es aus den Medien kennt, besondere Sonderwünsche oder ist dies bei dem Amphi Festival eher entspannter?"
E. Herrmann: "Es lässt sich allgemein sagen, dass Künstler der Gothic- und EBM-Szene eine sehr hohe Sensibilität für die Rahmenbedingungen eines großen Festivals mitbringen. Extravagante Wünsche sind eindeutig die Ausnahme und wenn sie auftreten, werden sie im Vorfeld kommuniziert, sodass sich am Veranstaltungstag jeder darauf einstellen kann."

Julia: "Wer ist alles an der Planung für ein Festival beteiligt?"

E. Herrmann: "Die Planung für ein Festival wie unseres beginnt mit einem vergleichsweise kleinen Team und erweitert sich bis zum Veranstaltungsbeginn auf weit über 200 Personen. In der Planungsphase beginnt alles mit der Bookingabteilung. Die Booker sorgen für die ersten Künstler im Programm. Sobald diese feststehen, nimmt die Presseabteilung ihre Arbeit auf und kümmert sich um die Ankündigung des Events. Dadurch wird wiederum die Grafikabteilung aktiviert, die mit der Erstellung der entsprechenden Layouts betraut ist. Danach beginnen unter anderem die organisatorischen Abstimmungen mit dem Vermieter des Tanzbrunnens, dem Personal, dem Künstlercatering, den Händlern, der Security, der Logistikabteilung , die das benötigte Event-Material vorplant und der Produktionsleitung, die mit den Informationen der Künstleragenturen einen Plan für die Bühnentechnik und den Ablauf erarbeitet."

Julia: "Was war das für ein Gefühl als zum ersten Mal die Tore des Amphi Festivals sich öffneten?"
E. Herrmann: "Das Gefühl war unbeschreiblich. Wenn die Vorarbeit eines ganzen Jahres schließlich in diesem Moment ihre Erfüllung findet, ist das schon etwas ganz Besonderes. Noch dazu wenn es zum ersten Mal geschieht. Dieser Moment lässt sich am ehesten mit dem Gefühl eines Musikers beschreiben, kurz bevor er die Bühne betritt. Der Puls schnellt in die Höhe - kein Weg zurück. Das Bewusstsein über Verantwortung und Pflicht vermischt sich mit der Euphorie den Moment erreicht zu haben, auf den man ein Jahr lang hingearbeitet hat. Interessanterweise hält dieser Moment nur kurz an. Sobald die ersten Besucher das Festivalgelände betreten haben, legt sich innerlich ein Schalter um und man beginnt wieder die organisatorischen Aufgaben zu sehen, genau wie ein Musiker der auf den Punkt seinen Einsatz erwischt und seine Songs scheinbar mühelos vorzutragen beginnt.
Erstaunlicherweise ging dieses Gefühl durch die vielen organisatorischen Neuerungen des Amphi Festivals über die Jahre nie verloren. Immer gab es etwas neues, immer blieb es spannend wie diese Neuerungen angenommen würden, wie etwa der Zeltplatz, das Staatenhaus 2009, das bestuhlte Theaterprogramm seit 2011, das Amphi Café und vieles mehr. Diese Veränderungen machen den Reiz aus und sind ein zusätzlicher Ansporn das Festival auch weiterhin zu verbessern und dem Publikum von Jahr zu Jahr immer wieder spannende Ideen zu präsentieren. Auf gewisse Weise ist für uns jedes Jahr das erstes Mal!"

Julia: "Dieses Jahr findet das Amphi Festival zum 9. Mal statt. Sind sie auf die Entwicklung stolz die das Festival gemacht hat?"
E. Herrmann: "Betrachtet man die Entwicklung des Amphi Festivals, sowohl was das Besucherinteresse als auch die inhaltliche Vielfalt betrifft, haben wir inzwischen einen Punkt erreicht, der einen schon sehr stolz aber auch dankbar macht. In nur 6 Jahren schaffte das Festival den Sprung von 4.500 auf 16.000 Besucher und begrüßt inzwischen Gäste aus über 30 Ländern weltweit. Vor allem die mittlerweile zahlreichen Besucher aus Übersee (Brasilien / Kanada / Kolumbien / Mexiko / Argentinien etc.) oder der Russischen Föderation sind ein Ritterschlag für alles, was wir in den letzten 9 Jahren mit dem Amphi Festival aufgebaut haben. Vielen Dank dafür! In diesen unsteten Zeiten ist solch ein Erfolg keine Selbstverständlichkeit. Dessen sind wir uns immer bewusst und arbeiten hart daran auch in Zukunft unseren Gästen das bestmögliche Festivalerlebnis zu bieten!"

Julia: "Sind Sie mit dem Festival so zufrieden wie es ist oder gibt es noch den ein oder anderen Punkt den sie gerne ändern würden?"
E. Herrmann: "Den organisatorischen Standard des Festivals betreffend, sind wir inzwischen an einen Punkt gelangt, an dem viele Dinge bereits sehr reibungslos laufen und eine konzentrierte Routine wenig Anlass zur Veränderung gibt. Nichts desto trotz lassen sich immer wieder kleine Details im Ablauf optimieren. Obwohl diese Details nicht immer sichtbare Auswirkungen für die Besucher haben, helfen Sie doch den Ablauf der Veranstaltung zu festigen. Andererseits bleiben wir unserer Devise treu, stets neue Services und Attraktionen zu bieten, wie zusätzliche Schließfächer oder das seit Monaten ausverkaufte Eröffnungsevent „Call The Ship To Port“ am Freitagabend auf der MS RheinEnergie."

Julia: "Was wünschen Sie sich für die Zukunft des Festivals?"
E. Herrmann: "Bislang verlief die Entwicklung des Amphi Festivals sehr erfolgreich. Hier wollen wir in Zukunft natürlich gerne mit Kontinuität, interessanten Ideen und tollen Künstlern anknüpfen. Wir wünschen uns, dass die treue Amphi Fangemeinde uns auch weiterhin so phantastisch unterstützt in Köln ein Gothic-Event auf höchstem Niveau organisieren zu können."

Julia: "Sind weitere Projekte geplant?"

E. Herrmann: "Neben den Vorbereitungen für das Amphi Festival 2013 laufen derzeit bereits die Planungen für das E-tropolis Festival 2014. Das E-tropolis Festival fand 2010-2013 in Berlin statt und zieht 2014 in die Turbinenhalle Oberhausen. Programmatisch wird auf dem E-tropolis ein rein elektronisches Programm mit 15 Live Acts und 5 DJs geboten. Infos hierzu findet Ihr unterwww.etropolis-festival.de."

Autor:

Cornelia Wilhelm aus Düsseldorf

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