Hoppeditz-Erwachen: Die Düsseldorfer Narren sind wieder los

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Das Warten hat ein Ende: Am Dienstag, 11.11. um 11.11 Uhr erwachte der Hoppeditz auf dem Marktplatz vor dem Rathaus und stieg aus seinem Senftopf. Hier begeisterte er die Narren mit einer scharfen Rede über den IS, Fortuna und Hooligans, dem OB-Wahlkampf, dem Pfingstorkan Ela und vielem mehr.

Unser Fotograf, Ingo Lammert, hat sich unter die Narren gemischt und war live vor Ort im Rathaus.

Die Rede des Düsseldorfer Hoppeditz vom 11.11.2014, 11.11 Uhr

I. Traumhaftes Düsselland

Helau ruf’ ich wie jedes Jahr,
denn ich bin der, der immer war.

Am Senftopf heut’ die Party steigt,
weil von Euch Narren keiner streikt.

Säß' Weselsky hier auf Hinkels Thron,
wär ' gefährdet die Session.
Bestreikt würd' dann am Ende noch
unser Rosenmontagszoch.

Der Kerl setzt alle unter Schock,
früher fuhr er Zonenlok,
und dabei macht der Bösewicht
fast den Osten wieder dicht.

Weselsky, Du selbstgefälliger Despot!
Du streikst’ Dich in ein Streikverbot.
Als wär' das Streikrecht was Banales,
jetzt wird's zum Opfer der A.NAHLES.
Fährst Du unser Grundrecht an die Wand,
verzieh' Dich doch nach Lummerland.

Lummerland hat Staatlichkeit;
davon ist unser Dorf noch weit.

So träumt' ich jeck, jetzt passt gut auf:
Dies Dorf in der Geschichte Lauf
hätt' nicht nur Stadtrechte erworben,
es wäre auch zum Staat geworden.

Wär’ solches Recht ihm zuerkannt,
würd’s heute Düsselland genannt.

Und es wär’, das ist kein Wahn,
weit größer als der Vatikan.
Wo man die Plätze, die man kennt,
nur nach Heiligen benennt.
Das braucht bekanntlich seine Zeit,
nicht dass sante subito man schreit,
und dabei völlig unverlangt,
kleinkariert um Orte zankt.

Wo Pänze wär'n an erster Stelle,
nicht der Hauptstadt Flugbaustelle.
Wo man statt der neuesten Waffen,
neuen Wohnraum würde schaffen.
Wo Banken sich daran gewöhnen,
die Verluste selbst zu löhnen.
Wo man Steuern so eintreibt,
dass noch Geld fürs Bierchen bleibt.
Und wo die, die hilflos zu uns flieh'n,
keine Tritte auf sich zieh'n.

Wo Killepitsch und Altbier fließen
und die schicksten Mädchen sprießen.
müssten diese nicht erklär'n,
dass sie gern mal Jonges wär’n.
Denn wo Herrin Agnes exkludiert
wird Heimat nicht repräsentiert.

Ich wär' dann hier der Prinzipal;
das ganze Jahr wär' Karneval.
Immer jut drop, keiner wör’ fies;
kurzum et wör’ dat Paradies.

Fortuna stünd' in vollem Saft,
als uns're Nationalmannschaft.
Wie die zogen blitzeschnelle
an die Spitze der Tabelle,
wär auch gewesen Potential
in Rio für den Weltpokal.

Habt Ihr auch schon mitgekräsch,
dass der Dom im Ausland läsch?
Im Bus nach Köln zum Auswärtsspiel,
gäb’s Killepitsch dann Duty Free.

Musiktusch: Schnaps, das war sein letztes Wort
Das alles hab’ ich phantasiert,
schad’, es ist in Wahrheit nie passiert.
Der Traum vom Düsselland ist weg
doch Düsseldorf bleibt traumhaft jeck.

II. Blutige Scharade

Seit ich starb den Altbiertod,
ist die echte Welt verroht.

Heut' tourt das Dschihadistenproletariat,
in ihr neues Kalifat.
Maizière will sie dafür arretieren
und ihre Pässe konfiszieren.
Statt Reisende hier aufzuhalten,
lass' sie sich doch dort entfalten!

Abreisen dürfen übrigens,
auch die Kölner Hooligans.
Denn diese dumpfe, rechte Bande
macht nicht nur dem Fußball Schande.
Dann blüht bei uns wieder Kultur
Frei und kritisch - einfach Nu(h)r.

Doch wo ich wirklich dann erschrak,
ist die Region um den Irak.

Freund und Feind in diesem Akt,
ändern sich im Jahrestakt.
War'n es nicht Amerikaner,
die bewaffneten den Talibaner?
Lieferte man nicht Giftgas mit Rabatt
an Gaddafi und Assad?
Dann, um deren Amtszeit zu befristen,
Raketen an die Islamisten?
Die werden ISIS heut' genannt,
und weil die völlig durchgebrannt,
liefern wir - nicht rückzahlbar -
Waffen an die PKK.

Die gute Absicht führ't schnurgerade,
in diese blutige Ballade.

Ich finde, jeder liegt verkehrt,
der and’re mit dem Schwert bekehrt.
Die Waffen kommen irgendwie
auch von der deutschen Industrie.
Wir beschränken uns aufs exportier'n,
Ohne selbst zu füsilier'n.
Doch klebt das Blut aus manchem Streit,
auch an deutscher Wertarbeit.

Flintenuschi scheint das nicht zu plagen;
sie kümmert sich in diesen Tagen
um Flachbildschirme, Kriegsteilzeit,
Truppenkitas bundesweit,
auch home office und schöner wohnen;
kämpfen soll'n geleaste Drohnen.
Die werden jetzt schnell produziert,
auch weil sonst nichts funktioniert.

Musiktusch: Mama wir danken Dir
Dann höre ich, dass unsere Drohnen,
nur treffen, wo die Bösen wohnen.
Daheim im home office-Büro,
ohne eigenes Risiko
würd’ erst das Schulbrot schnell geschmiert
und dann ein Dörfchen ausradiert.
Wenn dann alle solche Dinger haben,
werden die auch hier einschlagen.
Traumhaft wär’s - leider auch jeck -
zu hoffen, die gingen von alleine weg.

III. Stürmische Heimat

Als ich fiel in tiefen Traum,
kannte ich hier jeden Baum,
liebte Benraths Trauerweide,
des Hofgartens Teile beide,
die Blutbuche dort in Gerresheim,
die mächt'gen Stämme hier am Rhein.

S' war nach des Pfingstlieds letzter Strophe,
als begann die Katastrophe.
Des Schöpfers Geist war abgereist,
der Himmel war daher verwaist.
Da nahte sich des Teufels Wahn,
in Form von Ela, dem Orkan.
Nur noch im Geiste kann ich sehen
Die schönen Parks und die Alleen.

Doch hilft uns keine Traurigkeit,
nichts ist für die Ewigkeit.
Und so habe ich den Traum,
Ihr Jecken, pflanzt jeder einen Baum.
Wie schon weiland beim Max Weyhe,
kommt das dann wieder auf die Reihe,
damit Eurer Enkel Kinderschar,
sieht, wie schön es früher war.

IV. Der OB gefällt

Uns Elbers blieb bei all’dem heiter,
machte mit dem Wahlkampf weiter,
und hat als erstes nachgeschaut,
dass niemand von dem Holzbruch klaut.

Da mochte ihn dann keiner mehr,
nicht nur bei der Feuerwehr.
Lieber feiern wir zu jecken Klängen,
als irgendwo vom Zaun zu hängen.
Und dass' hier schöner als im Ruhrpott ist,
das weiß man doch, das sagt man nicht.

Doch der größte Tadel nebenbei,
kam aus der eigenen Partei.
Grad' die einstigen Vasallen
sind in den Rücken ihm gefallen.
Wer früher gern vom Speichel leckte,
als erster nach dem Aas sich streckte.

So musste er wohl aus der Welt;
am Sonntag wurde nachgefällt.
Für diesen eit'len Mammutbaum
endete sein Lebenstraum.

V. Das Kraftschattengewächs

Oha!
Schon reckt sich im gekreuzten Tod
ein Spätzlebonsai, der blüht rot.
Ein Kraftschattengewächs - nicht autochthon -
das zeigt sich schon an der Diktion.
Der wuchs ganz prächtig schon seit Mai,
hinten aus der Staatskanzlei.

Und dieses Jahr, da wird der Held,
hier vor dem Senftopf ausgestellt.

Normal da steh ich nur zu tadeln,
nicht um den Herrscher noch zu adeln.
Doch heut gibt's auch Lob und nicht nur Fehde,
es kommt ja keine Gegenrede.

Was mich an Dir erstmal freut,
ist doch die Bescheidenheit.
Wenn alle zu Fortuna geh'n,
willst Du bei uns im Fanblock steh’n.
Die Staatskarosse wurd ’geschrumpft.
Das zeugt schon mal von Grundvernunft.
Fahr’ damit mal das Sträßelein
von Unterbach nach Gerresheim!
Wird Dir lang die kurze Reise,
freu’ Dich an der Kaltluftschneise!

Dabei weiß der Realist,
bei soviel Licht auch Schatten ist.

Im Rat bedienen ihr Klischee
die Spießer von der AFD.
Die denken Sie sei'n arriviert,
nur weil sie nicht tätowiert
und mögen alles etwas grauer,
mit Sitte wie bei Adenauer;
dabei zu Fremden gern gemein.
Ich sag', das passt nicht an den Rhein,
denn wir feiern multikulturell,
tolerant, frivol und grell.

Die Rechten stören rabiat,
die Mehrheitsfindung hier im Rat.
Am Ende hat sich dann gezeigt,
dass letztlich nur die Ampel bleibt.
Die ist bekanntlich schwer zu schmieden,
weil die Partner so verschieden.
Wo rot, gelb und grün gemeinsam flammen,
bricht nämlich der Verkehr zusammen.

VI. Die dunkle Seite der Kraft

OB vergiss nicht nach den Wahlen,
musst Du die Gönner noch bezahlen.
Frau Hock war leicht noch zu versorgen
ohne frisches Geld zu borgen.
Die schöne Gudrun soll nicht leiden,
wir woll'n ihr nicht das Pöstchen neiden.

Doch zeigst Du Deine Dankbarkeit
mit gleichbleibender Großzügigkeit,
des Dorfes Wohlstand schnell erschlafft,
spätestens bei der Frau Kraft.
Vergaß den Eid, den sie einst schwor,
bevor Sie jede Scham verlor.

Ihr Haushalt ist Makulatur,
so verramscht Sie heut' Kultur.
Mit ein paar Warhols fängt es an.
Doch was kommt als nächstes dran?
Wann wurd' zuletzt denn nachgezählt,
ob im K20 schon was fehlt?

Dazu erhöht sie richtig derb
die Steuern auf den Grunderwerb.
Das macht die Wohnungsnot noch schlimmer.
Unbezahlbar wird das Kinderzimmer.

Rote Zahlen - für alle gleich -
das nennt sie Kommunalausgleich.
Dies kleine Dorf, weil nicht bankrott,
muss zahlen in den großen Pott.
Und wer wie Monheim gut regiert,
wird zur Belohnung ruiniert.

Auch wenn Frau Kraft Dich protegiert,
damit sie von uns profitiert,
die Bürger warn's, die auf Dich bauten,
ihre Stadt Dir anvertrauten.

Denn diese jecke Wählerschaft
Gab Dir eine NEUE Kraft.
Wenn solche Kraft Dir wird zum Zweck,
wird Deine Amtszeit traumhaft jeck.

VII. Korrupte Kunst

Hoch steht in der Musen Gunst
seit jeher hier bei uns die Kunst.
Tilly, Beuys und Mataré
Lüpertz, Immendorff und Klee,
der Düsseldorfer Kunstverein
wird geliebt auch fern des Rhein.

Was uns're Künstler schönes schaffen,
will mancher Sammler für sich raffen.
Und war ein Sammler nicht vom Fach,
beriet ihn Helge Achenbach.

Witwe Albrecht staunt nicht schlecht,
der Preis war falsch, das Bild war echt.
Schlimmer wär's wohl umgekehrt,
echter Preis und Bild verkehrt.
Doch auch solch klein're Gaunereien
wollt' sie Helge nicht verzeihen.
Auf Wunsch der feinen Käuferschaft
schmort der in Untersuchungshaft.
Doch leer geht aus die Prominenz,
denn Helge ist in Insolvenz.

Grad' in der Künste schönem Schein
will doch die Welt betrogen sein.
Wer das nicht will, der muss versuchen,
sich selbst die Bilder auszusuchen.
Oder besser, statt zu zahlen,
sich selbst die Wände anzumalen.

VIII. Heimischer Bumsstein

Am Schluss für einen plumpen Reim
ist immer gut der Wollersheim.
Zu eng war ihm der Rethelmuff,
nun baut er einen Riesenpuff.
Vom Knast muss man nur eine Brücke geh’n
und kann das Etablissement schon seh’n.
Wie wurd’ bezahlt die Knatterwelt?
Wohl nicht vom Überbrückungsgeld.

Erst jetzt beginnt der große Zwist,
wo die Fabrik schon fertig ist.
Im Kerker spielen wunderbar
die Jonges mit der Domina.
Die Linke hätt's wohl angenommen,
könnt' man mit Lustpreisbremse kommen.
Keiner will's gewesen sein,
keiner wusst' ums Bumsgestein.

Als Kompromiss verbietet man den Pool
im Garten vor dem Sündenpfuhl.
Ich würd' ja den Damen gönnen,
dass Sie auch mal plantschen können,
und der Platz, wo einst der Pool mal stand
nach Frau Pantel würd' benannt.

IX. Die große Narrenfreiheit

Das war mein Senf zum Weltenlauf,
ab jetzt reg' ich mich nicht mehr auf.
Mammuts, Bonsais, Wucherwohnen,
Riesenpuffs, kaputte Drohnen.

Hoppeditz würd’ missverstehen,
wer meint, dass müsse schneller gehen.
Des Jahres jecke Quintessenz,
braucht gewisse Opulenz.
Wer versucht, daran zu kürzen,
will Eure Narrenfreiheit stürzen.

Ich durft’ sie heut’ mit Worten schildern.
Tilly wird sie reich bebildern.
In Ihrem Schutz könn’ wir uns trauen,
auf mächt’ge Finger draufzuhauen.
Sie macht den Karneval grandios,
da fehlt ihr nur der Oskar bloß,
weil sie der Welt den Spiegel zeigt,
wo der tumbe Nubbel schweigt.

Kurios, wie die Vernunft gewinnt,
wenn hier der Karneval beginnt.
Uns ist die Welt nicht einerlei.
Seid gewarnt, der Narr ist frei!
Mit Euch im schönsten Dorf am Rhein
ist es traumhaft, Jeck zu sein.

Autor:

Kirstin von Schlabrendorf-Engelbracht aus Düsseldorf

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