Die Dreikönigenkirche in Neuss
Highlights der Moderne: Die Glasfenster von Johan Thorn Prikker

St. Quirinus  (1928/29), ehemalige Taufkapelle
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  • St. Quirinus (1928/29), ehemalige Taufkapelle
  • hochgeladen von Margot Klütsch

Sie zählen zu den Hauptwerken der deutschen Glasmalerei im 20. Jahrhundert und gehören längst zu den Klassikern der Moderne: Die 1912 entworfenen Glasfenster von Johan Thorn Prikker für die Dreikönigenkirche in Neuss. Es ist  unvorstellbar, welche Kontroversen die Fenster für den Chor und das Querschiff der Kirche damals  auslösten.

Aus gutem Grund hielt der Auftraggeber, Pfarrvikar Joseph Geller, die Entwürfe Thorn Prikkers gegenüber dem Kölner Erzbischof zunächst geheim. Sie sorgten dann auf der Kölner Sonderbund-Ausstellung 1912 für Furore. Geller  verlor sein Amt, und es sollte bis 1919 dauern, ehe sich das Kölner Generalvikariat dazu durchringen konnte, die Fenster zu realisieren. Dabei hat Thorn Prikker ganz traditionsgemäß Szenen aus dem Leben Jesu dargestellt, allerdings in kantigen, expressiven Formen und in intensiven leuchtenden Farben. Dabei gelang es ihm, Formen gotischer Glasmalerei in eine moderne zeitgemäße Sprache zu übersetzen. Nur die äußeren Chorfenster gestaltete er nicht figürlich, sondern rein ornamental. Ihre Farben und Muster sind abstrakte Malerei und erinnern an kostbare Teppiche.

Der versöhnliche Abschluss
Wieder gab es heftige Diskussionen, ehe Thorn Prikker - inzwischen immerhin Professor an verschiedenen Kunsthochschulen - schließlich den Auftrag bekam, 1928/29 die Fenster des Langhauses und der Taufkapelle auszustatten. Dazu wählte er geometrisch-konstruktive Formen. In die klaren abstrakten Kompositionen sind christliche Symbole wie Fisch und Kelch eingebunden. 1931 bekam er zusätzlich den Auftrag, die ganze Kirche im Sinne eines Gesamtkunstwerks ausmalen. Dazu kam es jedoch nicht mehr, weil Thorn Prikker 1932 starb. Trotzdem sind die Glasfenster, die die stilistische Entwicklung des Künstlers vom Expressiven zum Geometrischen zeigen, ein Meilenstein im Schaffen des Niederländers und in der Glasmalerei der  Moderne.  

Der Künstler
Jan Thorn Prikker (1868-1932) kam 1904 nach Deutschland, unterrichtete an der Kunstgewerbeschule in Krefeld, weitere Lehrtätigkeiten an der Folkwangschule Hagen, der Kunstgewerbeschule München, an der Kunstakademie Düsseldorf und schließlich an den Kölner Werkschulen folgten. Neben Glasfenstern entwarf er Wandgemälde, Mosaike, Möbel und Textilien. Mit der Verbindung von freier und angewandter Kunst gehörte der Niederländer zu den prägnanten Figuren des Deutschen Werkbundes.

Die Kirche

Der unspektakuläre neugotische Kirchenbau mit Neorenaissance- und Jugenstilelementen entstand 1909-11. Architekt war Eduard Endler. Eindrucksvoll ist neben den Glasfenstern auch die Gestaltung des Innenraums. Nach Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg ersetzten Dominikus und Gottfried Böhm die ursprünglichen Rippengewölbe durch eine ungewöhnliche Decke aus hängenden Gewölben. Sie wurde 1962 nach Entwürfen von Gerhard Kadow bemalt.

Ich wünsche viel Freude beim Gang durch diese außergewöhnliche Kirche.

Quellen
wikipedia
Ihrer Zeit voraus. Heinrich Campendonk. Heinrich Nauen. Johan Thorn Prikker, Ausst. Kat., Clemens Sels Museum Neuss, Dresden 2019, S. 152 - 192.

Autor:

Margot Klütsch aus Düsseldorf

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