Großer Bahnhof im Kulturbahnhof
Förderkreis Industrie ehrt neue Ehrenmitglieder
Großer Bahnhof im Kulturbahnhof in Gerresheim: Zur Finissage, dem Ende des diesjährigen Förderkreis Industrie-Zyklus zum 150jährigen Jubiläum der Glashütte Gerresheim, kamen nicht nur die Honoratioren von Stadt und Stadtteil, sondern auch die Nachfahren des Gründers der Hütte, Ferdinand Heye. Die Urenkelin des großen Gerresheimer-Unternehmers, Waltraud von Seidel, erhielt in Abwesenheit die Urkunde zum Ehrenmitglied des „Förderkreis Industriepfad Düsseldorf-Gerresheim“ (FKI) verliehen. Das zweite Ehrmitglied, das an diesem Tag geehrt wurde, war das sprichwörtliche „Glashüttenlexikon auf zwei Beinen“ namens Otfried Reichmann.
Rund 100 Gäste fanden sich im Kulturbahnhof zur Finissage der drei eindrucksvollen Austellungen „Der Weg nach Gerresheim“, die Fotoausstellung „Vom Aufbruch zum Aufbruch“ sowie „Glas für die Welt“ ein. In seiner Rede verwies Professor Niklaus Fritschi, der Vorsitzende des FKI, auf die enorme Wichtigkeit zur Erhaltung der Bauten rund um die Glashütte hin, zu der auch der Gerresheimer Bahnhof gehört. „Es ist schon erstaunlich, wie populär die Ausstellung ist“, erklärt er. Das Engagement zur Rettung des Gebäudes, das die Stadt Düsseldorf abreißen lassen wollte, weil sie keine Rettung für die Substanz gesehen hat, kann nicht hoch genug einschätzt werden. Die Ausstellungen haben gezeigt, wie wichtig die kulturelle Errungenschaft für Gerresheim ist. Auch Maria Icking, Bezirksvertretung 7, sieht im restaurierten Bahnhof Gerresheim eine kulturelle Bereicherung. „Das der sogenannte Kulturbahnhof jeden zugänglich geworden ist, verdanken wir dem Förderkreis Industriepfad Düsseldorf-Gerresheim“, meint sie. Sie weist noch einmal darauf hin, dass gerade die Bezirksvertretung dieses Projekt unterstütz hat. „Wir werden auch in Zukunft immer ein offenes Ohr und wenn möglich, auch ein offenes Portemonnaie haben“, versichert Icking.
Nie in Vergessenheit geraten
In seiner Laudation für das Ehrenmitglied Waltraud von Seidel erinnert Fritschi an sein erstes Zusammentreffen mit der Urenkelin des Glashütten-Gründers: „Da habe ich eine elegante Dame mit aufgeweckten Augen kennengelernt!“ Mit der Ehrung von Waltraud von Seidel wird an eine Unternehmergeneration erinnert, die noch für ihre Arbeiter da war und Verantwortung zeigte. „Die Anonymität unsere Wirtschaft beherrscht unser Arbeitsleben“, stellt Fritschi fest. Deshalb ist es nach seinem Dafürhalten von großer Relevanz, die Geschichte der Glashütte und der „Hötter“ nicht einfach ad acta zu legen. Ferdinand Heye und seine Nachfahren haben mit der Schaffung von Schule, Kirche, Schwimmbad und anderen sozialen Einrichtungen dafür gesorgt, dass der Name Heye und somit die Glashütte nie in Vergessenheit geraten. So hat sich auch der Verein Förderkreis Industriepfad auf die Fahne geschrieben, dass die Erinnerungen an die Hütte und das Leben rund um die Hütte im Gedächtnis bleiben. „Die Glashütte und die Hötter sind nicht vergessen. Man nimmt Anteil, sogar bis in die Neuzeit“, stellt der Vorsitzende des FKI fest, und ergänzt, nur der Wachsamkeit der Bürger ist es zu verdanken, dass es keinen Abriss gegeben hat.“ Die Ehrenurkunde nahmen für die erkrankte Waltraud von Seidel Familienmitglieder der Heyes entgegen.
Die Würdigung des zweiten Ehrenmitgliedes nahmen die Mitglieder des FKI, Gaby und Peter Schulenberg, vor. Mit Otfried Reichmann wurde ein Mann geehrt, der nicht nur 32 Jahre bei der Hütte beschäftigt war, sondern sich seit Jahrzehnten um die Geschicke und Geschichte der Glashütte Gerresheim kümmert. „Er ist quasi das „Glashüttenlexikon auf zwei Beinen“, betont Schulenberg. Ohne ihn wären viele geschichtliche Zeugnisse verlorengegangen. Die Erhaltung des fast gesamten Wissens über die Hütte ist ihm zu verdanken.
Neuer Zyklus in Planung
Im nächsten Jahr plant der Vorstand des Fördervereins Industriepfad einen weiteren Zyklus. Die Besucherzahl von fast 2000 hat uns ermutigt weiter zu machen, bringen der Vorsitzende Nikolaus Fritschi und sein Stellvertreter Thomas Boller zum Ausdruck. Dieser Zyklus wird sich mit der industriellen Herstellung von Ziegel beschäftigen. „Starten werden wir im alten Ringofen, der einen Einblick in die Ziegelindustrie geben soll“, legt Fritschi dar. Beide hoffen, auch weiterhin den Kulturbahnhof zu Ausstellungen benutzen zu können. „Die Unterstützung der Stadt Düsseldorf wird erforderlich sein, damit wir in Zukunft den kulturellen Betrieb weiter führen können“, meint Fritschi. Für Thomas Boller ist es von Bedeutung, dass der Eigentümer des Gerresheimer Bahnhofs für die aufwendige Restaurierung etwas zurück bekommt. Für Gerresheim ist es wichtig, dass alle Beteiligten daran arbeiten, den Bahnhof als Kulturbahnhof weiter auszubauen. „Es wäre traurig, wenn hier in diesen charmanten Räumlichkeiten Büros und nicht die Kunst einziehen würde“, so Boller.
Autor:Peter Frank aus Düsseldorf |
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