Gegenwartsliteratur traf Eigenkompositionen in der Galerie Otto zwo in Düsseldorf-Gerresheim

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Gegenwartsliteratur traf Eigenkompositionen in der Galerie Otto zwo in Düsseldorf-
In einem idyllischen Altstadtviertel gelegen und von den beiden Künstlern Sigrid Fehse und Uwe Schaale betrieben, war die Galerie Schauplatz einer außergewöhnlichen Lesung.
Das weiße Eckhaus mit der einladenden quadratischen Ausstellungsfläche und der bequemen Retrobestuhlung aus Kinosesseln bot eine ideale Bühne für die Lyrikerin Claudia Wädlich am Stehpult und den Klangmaler jayAge, Jörg Huettemann, an seinem Syntheziser, ihre Kunst über zwei Stunden einem hochinteressierten Publikum vorzustellen.
Claudia Wädlich hatte ein kurzweiliges Potpourri aus ihren beiden Lyrikbänden " Innere Zirkel " und " Die Plünderung der Kulturschätze " zusammengestellt, die neuere Gedichte und Ausschnitte ihres spannenden literarischen Ägyptenreiseromans ergänzten, der eine Kreuzfahrt auf den Nil in die Vergangenheit, die Gegenwart und eine mögliche Zukunft zum Thema hat.
Die mit Sprechkunst auslotende semantischen Doppelbödigkeit gab jayAge mit seinen empathischen Klängen spontane Tiefe.
Die Thematik bewegte sich über Naturgedichte wie das Langgedicht " Waldpoem ", medienkritisches wie die " Mediendemokratie " oder " Reality Show ". Ihre modernen Zeitgeistspiele behandeln das Verrinnen von Zeit, von Ideologien, ihre Unbehaglichkeit über aktuelle Zustände sind kunstvoll in sprachliche Bilder eingewebt, werfen Fragen auf und sind doch von einer gewissen Ästhetik getragen. Die Variationsbreite ihrer sprachgewaltigen hinterleuchtenden Verse, die sie über diese lange Strecke ohne Ermüdungserscheinungen professionell vortrug, verblüfft. Ihre hohen aber im Verständlichen bleibenden intellektuellen Metaphern rücken sie trotz eigenen literarischen Stils in die Nähe von Peter Huchel, Pablo Neruda, Anna Achmatowa und den späten Gottfried Benn.
Ihre Ägyptengedichte wirken wie eine Brücke über die Abgründe der Zeiten von den Kulturen des Alten Ägyptens, der arabischen Dichtung bis zur europäischen Gegenwart und weisen sie als Dichterin von Welt aus, die den geschärften Blick auf das ewig kleinliche, provinzielle gezielt richtet und sich nicht scheut, in den Topf ihrer gesellschaftswissenschaftlichen Erkenntnisse zu greifen. Perspektivenwechsel lassen Geheimnisse transparent erscheinen.
Einige ihrer Gedichte standen als Reminiszenz an den Ort der Galerie vor den Wänden, so auch " Syllogismus ", das sich in der
" barren landscape " von Anselm Kiefer wiederfindet.
Ihre grenzüberschreitende Kunst stellt sie in dem Hörbuch unter Beweis, das sie mit jayAge, Jörg Huettemann, produziert hat, und das unter CW+JH Klangmalerei und der Buchhandlung Wiebus in Oberhausen-Sterkrade erhältlich ist.
Mit dem Fotografen Frank Gebauer verwirklichte sie jüngst zwei Projekte: " den opfern der loveparade " in Verbindung mit Gebauers Fotokunst und beim Kunstlicht 2011 in der Oberhausener Niebuhrg die Installation " Wald " mit der Spontanlesung aus dem " Waldpoem " zu einem Gesamtkunstwerk.
Der gelungene Abend endete mit großem Applaus für eine denkwürdige Lesung mit Klangmalerei.

Autor:

Frank Gebauer aus Oberhausen

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