Fotografieausstellung im Kunstpalast
Fotografinnen an der Front - Von Lee Miller bis Anja Niedringhaus
Dass die Kriegsfotografie nicht ausschließlich eine Männerdomäne ist, zeigt die aktuelle Fotoausstellung über acht " Fotografinnen an der Front - Von Lee Miller bis Anja Niedringhaus" im Düsseldorfer Kunstpalast. Rund 140 Fotografien, entstanden in den Jahren 1936 bis 2011, zeigen die lange Tradition von in Krisen- und Kriegsgebieten tätigen Fotografinnen. Eine bemerkenswerte Schau von Fotografien, die weit mehr sind als bildliche Nachrichten.
"Die Ausstellung im Kunstpalast zeigt, dass in der Kriegsberichterstattung, wie in allen anderen Sparten der Fotografie, Bilder von zeitloser Relevanz entstanden sind. Sie liefern nicht nur wichtige Anregungen für vielfältige Diskurse, sondern ihnen gebührt auch eine angemessene museale Anerkennung, " sagt Felix Krämer, Generaldirektor des Düsseldorfer Kunstpalastes.
Acht Fotografinnen - Acht Sichtweisen
Ausschlaggebend für die Ausstellung war der Ankauf von über 70 Fotografien der in Afghanistan erschossenen Fotojournalistin Anja Niedringhaus, deren Fotos Felix Krämer schon vor längerer Zeit aufgefallen waren.
Ihre Fotos stehen am Ende der Ausstellung, die chronologisch aufgebaut ist. Die Präsentation beginnt mit Gerda Taro (1910-1937), es folgen Lee Miller (1907-1977), Catherine Leroy (1944-2006), Françoise Demulder (1947-2008), Christine Spengler (*1945), Susan Meiselas (*1948), Carolyn Cole (*1961) und schließlich Anja Niedringhaus (1965-2014).
Die Aufnahmen der acht Fotografinnen hängen in abgedunkelten Ausstellungsräumen. Am Anfang zu jedem Raum wird die Fotografin per Wandtext vorgestellt. Zu etlichen Fotos findet man Bildtexte, die hilfreiche Hintergrundinformationen zum Foto geben.
Bei der Auswahl der Fotografien wurde darauf geachtet, dass sowohl unterschiedliche Kriegsgebiete aus den letzten 80 Jahren gezeigt werden als auch unterschiedliche Sichtweisen der Fotografinnen zum Ausdruck kommen. "Wir zeigen acht Fotografinnen mit acht unterschiedlichen Perspektiven auf den Krieg," sagt Felicity Korn, eine der zwei Kuratorinnen. "Jede von ihnen steht für ihren eigenen Stil. Die jeweiligen Herangehensweisen changieren zwischen der Wahrnehmung sachlicher Distanz, unmittelbarer Direktheit und persönlicher Anteilnahme."
Fotografien - mehr als nur pure Dokumentation
Ebenso unterschiedlich sind ihre Beweggründe. Abenteuerlust mag eine Rolle spielen, auch der Wunsch, sich für die richtige Sache zu positionieren, aber vor allem ist es der Drang mit ihren Bildern vom Grauen des Krieges an der Front und vom leidvollen Alltag unweit der Front zu berichten. "Wenn ich es nicht fotografiere, wird es nicht bekannt!", so einmal Anja Niedringhaus.
Die Fotos, etliche von ihnen wurden prämiert und ausgezeichnet, wurden für Zeitungen, Magazine und auch wie die jüngsten Fotografien für die digitale Nachrichtenwelt gemacht. Und dennoch gehen sie über die pure journalistische Information hinaus. Denn die Aufnahmen verfügen trotz der grausamen Thematik über eine große bildliche Qualität und Ästhetik, die den Betrachter eher zum Hinschauen einlädt als ihn verschreckt oder gar abstößt. Das Auge darf auf ihnen verweilen.
Und diese Qualität, die diese Fotografien aus der großen Bilderflut der Medienlandschaft heraushebt, ebnet ihnen den Weg in eine museale Ausstellung. Obgleich, wie Carolyn Cole es für sich und stellvertretend für ihre Kolleginnen beschreibt, sie sich nicht als Fotokünstlerin versteht sondern als Fotojournalistin.
Statement gegen den Krieg
Gibt es einen weiblichen Blick auf den Krieg?
Christine Spengler sagt im Interview nein. Es gäbe männliche Kollegen, die einfühlsam mit der Kamera umgingen und Kolleginnen, die "draufhalten" könnten. Jedenfalls bekommen Fotografinnen in ihrer Arbeit schneller und ungehinderter Zugang zu Betroffenen, zu Familien und Kindern, da sie nicht als Bedrohung angesehen werden. So gelingen ihnen Fotos nicht nur vom unmittelbaren Kriegsgeschehen, sondern auch hautnah vom Kriegsalltag der Zivilisten.
Bleibt noch die Frage, ob es überhaupt legitim ist, das Grauen des Krieges und das daraus entstehende Leid zur Schau zu stellen. Die Ausstellung ist wahrlich keine leichte Kost. Die Fotos bleiben dank der starken Aussagekraft im Gedächtnis und regen zum Nachdenken an.
Und diese nachhaltige Wirkung ist das beste Statement gegen den Krieg.
Gut, dass sie gezeigt werden!
Der Katalog zur Ausstellung beinhaltet die ausgestellten Fotos und gibt ausführliche Infos zu den acht Fotografinnen. Lohnt sich!
Die Fotos entstanden während der Präsentation der Ausstellung.
Weitere Infos in den Bildunterschriften.
Die Ausstellung im Kunstpalast Düsseldorf läuft bis zum 10. Juni 2019
Im nächsten Jahr wird sie vom 29. Februar bis 17. März 2020 im Fotomuseum Winterthur zu sehen sein.
Infos zum Besuch der Ausstellung und zum Rahmenprogramm hier
Kunstpalast
Ehrenhof 4-5
40479 Düsseldorf
www.kunstpalast.de
Autor:Andrea Gruß-Wolters aus Duisburg |
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