Kirchenschließungen im Duisburger Süden zwischen Trauer und Verständnis
Emotionen und Erinnerungen
Die Katholischen Kirchen im Duisburger Süden befinden sich mitten im „Pfarreienentwicklungsprozess“, wie es das Bistum Essen formuliert. Die erforderlichen Sparmaßnahmen machen auch vor Kirchenschließungen nicht halt. Andererseits gibt es jedoch klare Signale, welche Kirchen auf jeden Fall erhalten werden sollen.
Gerade erst hat die Kirche St. Joseph in Wedau dicht gemacht. Noch in diesem Jahr wird es eine weitere Schließung geben. In der Wanheimer St. Suitbert-Kirche findet am 21. November der letzte Gottesdienst statt. Die Kirche als solche bleibt allerdings erhalten. Für die Kirche mit Unterkirche interessierte sich seit längerem die rumänisch-orthodoxe Gemeinde, die hier einen neuen Gottesdienstort und ein neues Zuhause finden wollte und letztendlich auch gefunden hat.
Gespräche, um die katholische Kirche St. Dionysius in Mündelheim zu erhalten, laufen derzeit auf Hochtouren. Schließen wird voraussichtlich bis zum Jahr 2030 die Kirche St. Raphael in Bissingheim. Nach jetzigem Stand bleiben die Kirchen St. Hubertus in Rahm, Peter und Paul in Huckingen sowie St. Judas Thaddäus in Buchholz in der bisherigen Form auf lange Sicht erhalten.
Pilotprojekte einer
"experimentellen" Kirche
In anderen Bereichen gibt es Pilotprojekte, die das Konzept einer „experimentellen“ Kirche zum Inhalt haben. Das betrifft die St. Franziskus-Kirche in Großenbaum sowie die Herz-Jesu-Kirche in Serm. Durch engagierte Menschen in Gemeinden, durch Fördervereine und Stadtteil-Initiativen sollen teilweise mit eigenen finanziellen Mitteln sowohl Gottesdienste als auch kulturelle Veranstaltungen dort auf den Weg gebracht werden.
Ein ähnliches Projekt ist bereist vor einigen Jahren im Duisburger Norden in der St. Barbara-Kirche in Röttgersbach gestartet und hat sich bis heute bewährt. Die Entscheidung, einzelne Kirchen zu schließen, sei immer schmerzhaft, heißt es aus dem Bistum.
Doch habe man sich im Einklang mit der Großpfarrei St. Judas Thaddäus und den ihr angehörenden Ortsausschüssen in den katholischen Gemeinden des Duisburger Südens nachhaltig bemüht, die Menschen einzubinden, mitzunehmen und Verständnis zu wecken. Gleichzeitig solle stets nach Möglichkeiten gesucht werden, regelmäßig Gottesdienste zu besuchen. So werden bereits Fahrdienste organisiert.
Verschiedene Gründe für
unpopuläre Maßnahmen
Die demografische Entwicklung, Kirchenaustritte, Pfarrermangel und der Zwang zu sparen, hätten auch unpopuläre Maßnahmen erforderlich gemacht, die neben Verständnis auch Trauer bei den Betroffenen hervorruft. Das bei der St. Joseph-Kirche in Wedau auch der Fall. Hier herrscht derzeit reger Betrieb, nur halt „etwas anders“. Das Inventar von St. Joseph wird, von einigen ganz besonderen Kunstgegenständen abgesehen, komplett an eine polnische Gemeinde in Tschenstochau, ein Wallfahrtsort zwischen Kattowitz und Lodz, gehen.
Auch die Orgel aus St. Joseph hat inzwischen ihre Reise nach Polen angetreten. Ziel ist die etwa 100 Kilometer östlich von Krakau gelegene Stadt Tarnów. Dort soll die Orgel aus St. Joseph so schnell wie möglich wieder zusammengesetzt werden und hoffentlich noch viele weitere Jahre für klangvolle Kirchenmusik sorgen.
„Wir alle in der Pfarrei freuen uns sehr, dass die Einrichtung unserer St. Joseph-Kirche mit dem Umzug nach Polen eine Zukunft hat. So bleibt uns der Trost, dass ein Teil unserer Kirche weiterlebt, auch wenn das Gebäude hier bei uns schon bald einer Wohnbebauung weichen wird“, erklärt Stadtdechant Roland Winkelmann, zugleich Pfarrer der Pfarrei St. Judas Thaddäus.
Autor:Reiner Terhorst aus Duisburg |
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