Ein Abend mit Take That

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Hamburg, Düsseldorf, München - nur drei Konzerte in Deutschland und eins davon vor meiner Haustür. Nach anfänglichem Zögern ("eine Ex-Teenie-Band") und Zaudern ("83 Euro") siegten die Neugier (20 Prozent) und Robbie Williams (80Prozent). Zahlen sind nur leicht geschönt.

Den wollte ich schon immer mal live erleben, hatte ich bisher nicht geschaftt. Dann eben mit Take That, was soll's. Als ich hörte, dass die Petshop Boys als Vorgruppe (!!!!) auftreten sollten, hatte ich meine Legitimation, da konnte ich nicht als spätpubertierendes Girlie im Freundeskreis gehänselt werden. Petshop Boys, das ist ok. Das sind ja Künstler und Klangakrobaten.

In der Rheinbahn befand ich mich direkt in bester Gesellschaft, lauter Menschen in meinem Alter (30 aufwärts) und davon gut die Hälfte männlich. Hm, die Letztgenannten waren sicher alle nur mitgebracht oder aus Nettigkeit mitgekommen. Oder schwul, Kann ja nicht anders. Während des Konzerts wurde ich allerdings eines sehr viel Besseren belehrt!

Der nette bayrische Ansager an der Arena wies den Ortsunkundigen gleich den Weg ("Bittschön, die Treppn 'nauf, dann links und immer links, wenn nicht, fragens' halt die Menschen in den gelben Westn, bittschön".

Einlass war ab 15.00 Uhr, alle Tickets personalisiert, sprich nur mit Ausweis oder Führerschein im Gepäck durfte man die heilige Stätte betreten. Schwarzmarkt ade. Ein wenig Skepsis machte sich breit, wie sollte das organisatorisch ablaufen?

Na wie schon, in alter, gewohnter Düsseldorfer Esprit-Arena-Manier: Grandios. Ankunft 18.45 Uhr, kein Gedränge, keine Schlange, einfach durchgehen am ersten netten Klüh-Mitarbeiter vorbei, Ticket in der Hand "Ihren Ausweis bitte - danke, einen schönen Abend", am zweiten "Ihr Ticket bitte *beep* Vielen Dank" und schon war ich drin. Ach ja, die dritte Mitarbeiterin hat noch meine Tasche kontrolliert "Danke, das war`s schon, Innenraum, bitte links um die Halle, zur Treppe. Schönen Abend". So umsorgt gab`s erstmal ein Kaltgetränk im schönen Take That-Becher und dann auf auf in die Halle.

Heidenei, war die voll. Mit Riesenbühne, gehalten von einem gigantischen Spiderman-Roboter, je eine Riesenleinwand in der Hand. Und mit Menschen. Und mit ausreichend Getränkeständen und nicht ausreichend Dixie-Toiletten. Das nur am Rande.

Ein Laufsteg bis mitten in die Halle hinein, das ließ auf gute Sicht auch weiter hinten hoffen und ich hielt mich im hinteren Drittel. In Sichtweite von Getränken und Toilette, weise Entscheidung.

Tja, die Petshop Boys, Helden meiner Jugend. Ich konnte alles mitsingen, weiß der Geier, aber Liedtexte aus der Teenie-Zeit vergess' ich nie. Tolle Tänzerinnen, tolle, leicht dadaistische Show, gewohnt mit Sonnenbrille, Bowlerhut oder auch mal einem Paket auf dem Kopf und avantgardistische Videos auf Riesenleinwand dazu. Yepp, das hatte ich bestellt. Westendgirls dedicated to Amy Winehouse, angebrachte Geste. So, bis dato war ich ja schon sehr zufrieden und der Rest der Halle wohl auch, zumindest war die Stimmung ganz nett.

Aber was dann kam ... ich war zu früheren Zeiten kein TT-Fan (zu alt) und auch später zur Reunion zu viert nicht wirklich (zu seicht). Aber als die vier Männer dann mit Tamtam und Getöse nach einem Countdown um halb neun auf die Bühne kamen, da war ich 14. Göttin, die sehen gut aus. Und bewegen sich gut. Und singen gut. Reihenfolge beliebig. Und diese Show - eine Mischung aus Circque de Soleil und venezianischem Karneval, Pyroeffekte und Konfetti-Regen. Und die haben uns nett begrüßt, jeder Einzelne von den Vieren. Und standen direkt ganz vorn auf dem Laufsteg, nah an den Menschen, keine Berührungsängste. So will es das Konzertpublikum und es bekommt seinen Willen.

Nach nur vier Songs plötzlich Seargent Pepper auf Video (mit R.W.) und ein Mann, DER Mann schwebt von der Decke. Robiiiiiieeeee! Nun gab's kein Halten mehr, let me entertain' you nimmt seinen Lauf. Ich hab so etwas noch nicht live erlebt, Herr Williams bewegt den kleinen Finger und alles tanzt - nach seiner Pfeife. Rampensau ist geschmeichelt, es ist unglaublich, wie dieser Typ über die Bühne fegt und dabei singt, tanzt und seine Witze reißt. Da sieht man großzügig über die etwas teeniemäßig-anmutenden obszönen Gesten weg, Das ist Robbie, das ist viel Robbie, das ist zuviel Robbie und das ist gut so! Come undone werde ich nicht mehr vergessen und wenn 40., 50., 60.000 Menschen "Angels" singen, das geht unter die Haut. Ihm auch. Er widmet das Lied den Opfern in Norwegen und auch Amy Winehouse. Auch eine Art zu trauern, es klingt aus seinem Mund nicht nach Heuchelei.

Durchatmen, nächste Programmpunkt, TT nun zu fünft. Neue Songs, viele alte Songs, Barlow am Klavier als Begleitung, mehr nicht - it works. Dazwischen gigantische Showeinlagen mit Tänzern, Akrobaten, einem 30m hohen Roboter, der langsam von der Bühne in die Halle fährt und sich zur vollen Größe aufrichtet, von innen beleuchtet und immer fünf Jungs in tollen Kostümen, gesanglich top, tänzerisch einfallsreich und immer - nett. Never forget where you're comin' from, ich bin geneigt, es ihnen zu glauben.

Ich habe an diesem Abend viele Menschen erlebt, die glücklich waren, die gemeinsam gesungen und getanzt und dieses Konzert miteinander geteilt haben. Ja, auch die Männer. (Großes Lob nochmal an den Tänzer neben mir.)

Und ich war mittendrin und möchte die Erinnerung an diesen fulminanten, tollen Abend nicht missen. Das war ganz großes Kino, chapeau.

Sollte irgendjemand am Freitag in München sein - geht in dieses Konzert, lasst Euch mitnehmen auf eine 2 1/2 Stunde Reise ohne nachzudenken. Das tut auch mal gut.

Genug Pathos, mein Dank gilt aber wie immer der großartigen Organisation in der Arena, der Rheinbahn und der grandiosen Technik, so einen Sound gibt es einfach in kaum einer anderen Halle.

Ich komme wieder!!!

PS: Fotos, pöh, ich hatte keine Zeit für Fotos! ;o) Jede Menge Live-Mitschnitte gibt's auf youtube.de.

Autor:

Ina Groesdonk aus Düsseldorf

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