Düsseldorfs "Hommage à K. O. Götz"

Museumsdirektor Beat Wismer eröffnet die Ausstellung
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Der Urvaters der deutschen abstrakten Malerei, Karl Otto Götz, wird einhundert Jahre alt.
Inzwischen sitzt er im Rollstuhl und ist leider erblindet, aber bis vor wenigen Jahren hat er noch aktiv gearbeitet und neue Kunstwerke erschaffen.

Sein Hauptverdienst ist, maßgeblich daran gearbeitet zu haben, dass sich die gestisch-abstrakte Malerei in der westlichen Kunst durchsetzte. Die Spannungen der Existenz und der individuell freiheitliche Schöpfungsakt ergänzen sich in großformatigen Bildern. K. O. Götz schafft es, selbst Grautöne springlebendig die Leinwand erobern zu lassen. Erst in späteren Jahren schuf er auch Farbexplosionen in glühend heißem Schwarz-Rot-Gelb oder rhythmisierende Wellen in Grün-Blau.

K.O. Götz baut den Faktor "Zeit" in seine Gemälde ein. Grundlage der Bildproduktion sind feuchte Farbe und der Gebrauch von überdimensionalen "Besen-"Pinseln und Rakeln sowie ein extrem schnelles Arbeiten und Abtragen der Farbe.

K. O. Götz hat in Jahrzehnten ein Lebenswerk geschaffen, das Grund genug ist, dem ehemaligen Professor für Malerei an der Kunstakademie Düsseldorf, auch in Berlin eine große Ausstellungen zu widmen, welche inzwischen nach Duisburg weiter gewandert ist.

Die jetzt eröffnete Ausstellung im Museum Kunstpalast in Düsseldorf hat einen weitergehenden besonderen Coup landen können.
Während die anderen Ausstellungen sich auf das malerische Werk beschränken, kann man im Kunstpalast auch anhand von Papierarbeiten und Filmdokumenten verfolgen, wie K. O. Götz gearbeitet hat.

Man kann nachvollziehen, wie durchdacht und durchkomponiert der Pionier der informellen Malerei vorgegangen ist, um schließlich in wenigen Minuten seine kalkulierten "schönen Schwünge" zu ziehen, die sein Markenzeichen geworden sind.
Kleinste Papierschnipsel haben ihm oftmals als Skizze genügt, um mit Filzstift oder Kugelschreiber Linien und Flächen anzudeuten. Aber bereits hier, ganz zu Beginn der eigentlichen Umsetzung, hat er sich schon ganz praktische Gedanken zu den Aufteilungen und Abmessungen des noch zu erschaffenden Werkes gemacht.

Nach diesen Vorarbeiten hat K. O. Götz seine Gedanken zu Papier gebracht. Mittelformatige Studien in Gouache oder Acryl auf Papier zeigten ihm, wie seine Schwünge wirken könnten.
Erst als alles präzise kalkuliert und ausprobiert war, entstand das großformatige Leinwandbild, das bei aller Geschwindigkeit im Malprozess doch ziemlich nah an der zuvor durchdacht erstellten Vorlage war.

Mit einem eigens gebauten XXL-Flachpinsel peitscht K. O. Götz Farbbündel über die am Boden liegende Leinwand. Er lässt der Farbe eine Öffnung in den Umraum und konzentriert sie in der Bildmitte, so dass ein Stabilität gebendes Zentrum entsteht.
Die neue Freiheit zeigt sich im freiheitlichen Gestus, der zugleich mit althergebrachten Strukturen wie einem Bildgerüst gemischt ist, damit das neu gezeigte Subjektive in der Malerei auch bildwürdig ist.

Ermöglicht wurde diese Ausstellung im Museum Kunstpalast durch die überaus großzügige Schenkung aus dem Bestand der Stiftung Willi Kemp. Der Sammler Willi Kemp hat etwa die Hälfte seiner Götz-Bilder dem Museum überlassen. Kemp ist seit über 50 Jahren mit K. O. Götz befreundet. Allein dieser enge Beziehung verdanken wir es, dass der Sammler Kemp die teilweise nur wie Merkzettel erscheinenden Skizzen aufbewahrt hat, die selbst K. O. Götz sonst vernichtet hätte.

Ein großformatiges Leinwandbild mit dem Titel "Kemp" ist dieser Freundschaft gewidmet.
Zu diesem Bild sind die Vorskizzen erhalten, welche schon die Linienführung erahnen lassen.
Aber das Spannendste ist der aus privaten Filmdokumenten von Willi Kemp isolierte Film, welcher die maltechnische Entstehung des Gemäldes zeigt.
Ein gelenkiger, Pfeife rauchender K. O. Götz springt in Sandalen und kurzen Hosen im Sommer 1976 in seinem Atelier um die noch leere Leinwand und schafft mit präzisen Strichen in kürzester Zeit ein großformatiges Meisterwerk. Die Handbewegungen mit dem XXL-Pinsel erinnern an einen Zitteraal, der blitzschnell und geschmeidig gleitet.
Der Film ist unbedingt sehenswert für alle, die schon immer wissen wollten, wie's gemacht wird.

Papier, Leinwand und sogar eine Metallskulptur legen Zeugnis darüber ab, wie K. O. Götz Bewegung eingefangen hat. Bei K. O. Götz arbeitet Präzision mit und gegen den Faktor Zufall. So entstehen hochkarätige Werke, die von Dynamik nur so strotzen und auch Jahrzehnte nach ihrer Entstehung noch unmittelbar wirken und den Betrachter positive Energie tanken lassen.

Die Ausstellung im Museum Kunstpalast läuft noch vom 23.3. bis 17.8.2014.
Eintritt 5 €, Informationen zu Führungen und Öffnungszeiten unter www.smkp.de.

Autor:

Dorothea Weissbach aus Oberhausen

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