Noll überwindet Eurozentrismus
Düsseldorfer präsentiert „sein“ Asien
Detailreich, gut beobachtet und intensiv zugehört - der Düsseldorfer Wulf Noll hat zu seinem 80sten Geburtstag im Heinrich-Heine-Institut seinen literarischen Blick auf China und Japan vorgetragen.
Im Heinrich-Heine-Institut im Herzen der Carlstadt präsentierte Autor Wulf Noll am Sonntag, 1. September, 11 Uhr seine Texte zu Asien unter dem Motto: „Europa - den Eurozentrismus überwinden“. Der Schriftsteller konnte mit 45 Zuhörerinnen und Zuhörern seinen 80sten Geburtstag feiern und schenkte der Gesellschaft gut vorgetragene, wertvolle Erzählungen, die ihn als Flaneur in der Tradition eines Walter Benjamins zeigten.
Noll war in Kassel geboren und ist Wahl-Düsseldorfer mit Wohnung in Düsseldorf-Derendorf. Sein Blick ist aber immer schon auf seine Mitmenschen gerichtet. Zahlreiche Weggefährten stellten sich deshalb ein. Im Publikum saßen viele Schriftstellerinnen und Schriftsteller.
Verleger Georg Aehling moderierte die Feierstunde. Er setzte sich kurzerhand zu einem Ständchen ans Klavier. Aehling fand die passenden Worte für den Reigen an Persönlichkeiten, die ihre Ehrerbietung leisteten.
Uli Rothfuss sprach eine Laudatio und stellte klar, dass er in der Doppelfunktion als Mitglied des Präsidiums des PEN-Zentrums Deutschlands sowie als Präsident der europäischen Autorenvereinigung Die Kogge seine Wertschätzung aussprach. Rothfuss hatte herausgearbeitet, dass Noll im Werk immanent dem Motto der Matinee gerecht wird. Noll stünde mit seiner Vorliebe für das Flanieren in einer großen Ahnenreihe.
Die 40-minütige Lesung war kurzweilig. Seine Schilderungen aus Japan und China zeigten ihn selbst als Überwinder des Eurozentrismus.
Jan Michaelis, Autor, Publizist und Sprecher des VS-NRW hatte die Matinee initiiert und sprach mit Noll über den Eurozentrismus. Noll erklärte, dass „heute der Americozentrismus das überlagernde Problem“ sei. Und in Richtung Eurozentrimus, der im wesentlichen versucht fremde Kulturen nur herablassend und am Maß des in Europa Erreichten zu bewerten und eben abzuwerten, forderte Wulf Noll, ganz im Sinne des Mottos der Veranstaltung:
„Damit muss unbedingt Schluss sein. Ein Chinabashing sollte es nicht geben!“
Alla Pfeffer war auch einmal Sprecherin des VS-NRW und gilt als Grande Dame der Literaturszene. Sie war so weise und betonte, dass drei Generationen der Familie von Wulf Noll anwesend seien, und dies ein erwähnenswerter Umstand sei, weil gerade die jüngste Generation als Teenager hier die Ehre erwies, wenn ein Literat von Rang gewürdigt wurde.
Ehrengast Wolfgang Kubin (PEN Österreich) und seine Frau Suizi Zhang hatten sich zur Sonntagsmatinee eingefunden. Kubin ist Schriftsteller, Übersetzer und der Doyen der deutschen Sinologie. Er sprach persönliche Worte zu Wulf Noll und benannte ihn auch als herausragenden Briefschreiber: „Eine seltene Kunst möchte man heute meinen.“ Noll hatte seinen literarischen Blick der Gesellschaft gestiftet und detailreich sowie gut beobachtet bewiesen, dass er die noch seltenere Kunst beherrscht: das Zuhören. Standing Ovation im Heinrich-Heine-Institut für einen Junggebliebenen. Nach eineinhalb Stunden schloss sich ein Empfang an, bei dem persönliche Gespräche möglich wurden. Das Heinrich-Heine-Institut bewies sich als idealer Ausrichter dieser Feierstunde der Literatur.
Autor:Jan Michaelis aus Düsseldorf |
2 Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.