Die Osterhasenprüfung - Leos größter Traum

Unruhig wälzte Leo sich auf seinem hellgrünen Grasbett. Die langen Schnurrhaare um das niedliche Näschen vibrierten. Unter seiner schmalen und dicht behaarten Brust schlug sein Herz in wilden Hasensprüngen. Im Traum zuckten die Lider mit ihren dichten Wimpernkränzen über seinen sonst immer neugierigen und funkelnden Braunaugen. Leos lange Lauscher schienen noch die vielen Aufträge und Anordnungen der letzten Wochen und die Stimme seiner Auftraggeberin zu hören: „Lauf schnell zu Bauer Walter und hole dort die Eier ab, dann zum Hühnerhof von Schoßke, von da aus direkt zum Stall der Krämers und anschließend besorgst Du im Dorfladen Pinsel in verschiedenen Größen und bunte Farben, außerdem noch Bindfäden und Speckschwarten. Wenn Du noch Bastelpapier und eine Schere siehst, dann bringe sie bitte auch mit, und falls Du noch hübsche Aufkleber und Glanzbilder findest, dann diese natürlich auch, und guck mal bitte ob sie dort auch Klarlack verkaufen, wenn ja, dann vergiss ihn nicht. Pass aber auf, dass Dir die Eier nicht aus deiner Kiepe fallen, sonst war alle Mühe umsonst!"

Leo fuhr erschreckt hoch, ohne wirklich zu erwachen. Erschöpft ließ er sich erneut auf die duftenden Halme sinken und murmelte im Schlaf: „Oh je, ich möchte doch unbedingt die Prüfung zum Osterhasen schaffen und eine goldene Medallie erhalten. Ich habe mir alles ganz genau notiert, auf einen meterlangen Einkaufszettel - und ihn irgendwo verloren. Hoffentlich weiß ich nachher noch alles und mache es richtig, sonst fällt Ostern wegen mir ins Wasser und die Kinder sind traurig wenn sie keine Eier bekommen. Und meine Lehrerin in der Hasenschule zieht mir meine Ohren noch länger, wenn die Hälfte fehlt oder ich das Falsche mitbringe. Die glaubt mir sowieso nicht, wenn ich sage: „Hatten sie nicht gehabt“ oder „War wohl ausverkauft“ und noch schlimmer: „Ich habe wirklich überall nachgeschaut, aber das gab es dort nicht“, und das nur, weil ich mich nicht traue, die Verkäuferin zu fragen.“

Schreckliche Alpträume quälten das kleine Fellbündel. Seine Hinterläufe schienen in einen rasanten Hasengalopp zu verfallen und seine Vorderpfoten mühten sich emsig mit imaginärem Ostereier bemalen und Bastelarbeiten ab.

Da spürte Leo eine zarte Berührung und eine sanfte Stimme schmeichelte seinen Ohrmuscheln. Er fühlte sich geborgen und fiel in einen tiefen traumlosen Schlaf, aus dem er erholt und frohen Mutes erwachte.

Als er seine Hasenäuglein aufschlug, sah er eine goldene Scheibe im Sonnenlicht blinken. Mit Schwung stand er von seiner Ruhestätte auf und vollführte ausgelassene Freudensprünge. Seine Hinterläufe trommelten die Botschaft in alle Welt hinaus:

Ostern konnte stattfinden.

Leo hatte seine Hasenprüfung mit Bravour bestanden!

Diese kleine Geschichte schrieb ich für meinen Schnuckiputz, der noch immer an den Osterhasen glaubt - so wie ich natürlich auch ...

Ich wünsche Allen ein schönes Osterfest

Doris Sponheimer

Foto eigenes

Autor:

Doris Sponheimer aus Düsseldorf

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