Düsseldorf-Lohausen: Kunst im Park
Der Lantz’sche Skulpturenpark 2022

Düsseldorf-Lohasuen: Die Installation "Misfortunate Flower" von Gili Avissar ist im Lantz’sche Skulpturenpark 2022 zwischen Bäumen gespannt. | Foto: Landeshauptstadt Düsseldorf/Ingo Lammert
  • Düsseldorf-Lohasuen: Die Installation "Misfortunate Flower" von Gili Avissar ist im Lantz’sche Skulpturenpark 2022 zwischen Bäumen gespannt.
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Der Lantz'sche Skulpturenpark lädt auch in diesem Sommer vom 11. Juni bis zum 21. August zu einem Erlebnis von Kunst und Natur ein. Das von der Kunstkommission der Stadt Düsseldorf geförderte Projekt geht in diesem Jahr nach zwei erfolgreichen Auflagen in die nächste Runde. Als diesjähriges Kuratorinnenteam konnten Friederike Fast und Lea Schleiffenbaum gewonnen werden.

Von Falk Velten

Kurz vor der offiziellen Eröffnung fand am Freitag, 10. Juni, ein gemeinsamer Rundgang durch den Skulpturenpark mit Heike van den Valentyn, Vorsitzende der Kunstkommission, den Kuratorinnen Friederike Fast und Lea Schleiffenbaum, Nicolas Grosch, Geschäftsstellenleiter der Kunstkommission, sowie einem Teil der Künstlerinnen und Künstler statt.
Die diesjährige Ausstellung im Lantz'schen Skulpturenpark mit dem Titel "Terra incognita - Fragen an die Erde" eröffnet am Samstag, 11. Juni, von 16 bis 22 Uhr. Sie verwandelt den Park bis zum 21. August in einen Ort voller Geheimnisse und wundersamen Entdeckungen.
Das Kuratorinnenteam Friederike Fast und Lea Schleiffenbaum: "So wie der Naturforscher und Entdeckungsreise Alexander von Humboldt einst in die Ferne aufbrach, um - angetrieben von seiner Neugierde - unerschlossene Landstriche zu erkunden, möchten wir gemeinsam mit den Künstlerinnen und Künstlern den Lantz’schen Park erforschen, um diesen Ort mit neuen Augen zu sehen. Denn wie Humboldt vor rund 200 Jahren treibt auch uns die Überzeugung an, dass der Mensch sich heute als integraler Teil inmitten einer Welt verorten muss, in der - wie bei einem komplexen, lebenden Organismus - alles mit allem verbunden ist."

Großes Rahmenprogramm

Die Vorsitzende der Kunstkommission, Heike van den Valentyn: "Der Lantz’sche Skulpturenpark findet nun zum dritten Mal statt und ist zum festen Bestandteil des Sommerprogramms der Stadt Düsseldorf geworden. Die größtenteils für den Park entstandenen Arbeiten lohnt es zu entdecken - international arbeitende Künstlerinnen und Künstler werfen neue Blicke auf das scheinbar Vertraute. In ihren Werken knüpfen sie an aktuelle Fragestellungen an, die unter freiem Himmel ganz direkt erfahrbar werden."
Neben Skulpturen und räumlichen Interventionen, die für die gesamte Ausstellungsdauer auf dem Areal zu sehen sind, finden an insgesamt drei Programmwochenenden Führungen, Workshops, Konzerte und Vorträge statt. So wird Annika Rixen in Anbindung an ihre Sitzobjekte sowie einen Paravent mit bläulichen Pflanzenmotiven, die sie für den sommerlichen Aufenthalt im Park installiert, einen Workshop realisieren, bei dem die Teilnehmenden mit der fotografischen Technik der Cyanotopie Umrissbilder von im Park heimischen Pflanzen entstehen lassen können.

Das Kollektiv "orangotango" leitet einen Workshop mit unterschiedlichen Partnerinnen und Partnern aus Düsseldorf, bei dem unter sozioökologischer Perspektive eine neue mentale Karte des
Lantz’schen Parks entstehen wird. Außerdem werden regelmäßige Führungen bei Tag und bei Nacht angeboten, und die Künstlerin Lena von Goedeke wird bei einem Vortrag im Dunkeln über ihre Arktisreisen in den hohen Norden berichten.

Das tagesaktuelle Rahmenprogramm mit Terminen und Uhrzeiten ist im Internet unter: www.kunstkommission-duesseldorf.de/projekte/lantzscher-skulpturenpark abrufbar. Die Teilnahme aller Angebote ist kostenlos. Da die Teilnehmendenzahl für den Workshop von Annika Rixen begrenzt ist, wird eine Anmeldung per E-Mail an schleiffenbaum@neueauftraggeber.de erbeten.

Der Ausstellungsparcours

Die Künstlerinnen und Künstler nehmen den Lantz’schen Park als Ausgangspunkt ihrer Beiträge und beleuchten dabei das Verhältnis zwischen Mensch und Natur. So hat der belgische Künstler Adrien Tirtiaux (geboren 1980) eine hölzerne, in die Höhen strebende Turmstruktur geschaffen, in deren Zentrum ein Baum steht, der durch den weitverbreiteten Käferbefall eingegangen ist. Diese fantasievolle Gartenarchitektur von Tirtiaux eröffnet neue Perspektiven für die Besuchenden - zum Beispiel auch auf die vielen Insekten, die diesen toten Baum bewohnen. Während in den farbigen Zeichnungen der Künstlerin Anne Duk Hee Jordan (geboren 1978) Szenen aus der Über- und Unterwasserwelt mit Wesen und Figuren aus der Mythologie sowie Momenten aus dem Alltag vor unseren Augen vorüberziehen, lässt der israelische Künstler Gili Avissar (geboren 1980) den Park von geheimnisvollen Kreaturen aus Textilien bevölkern oder schlüpft selbst in die Rolle einer Pflanze, um unsere Beziehung zur Natur zu überdenken.

Mit den Arbeiten von Shira Wachsmann (geboren 1984) und Martin Walde (geboren 1957) werden Vergangenheit und Gegenwart in ein neues Verhältnis gesetzt, um über eine mögliche Zukunft zu spekulieren: So verpflanzt Wachsmann Kakteen aus verschiedenen Teilen der Erde in den Park, für die laut aktueller Studien ihre jetzige Heimat bald zu heiß werden könnte. Walde dagegen richtet einen Bauzaun mit einem fiktiven Bauprojekt auf der Wiese ein, das die klimatischen Bedingungen in der letzten Warmzeit vor rund 130.000 Jahren beleuchtet. Er will damit die Frage aufwerfen, wie die Menschen hier in der Zukunft leben werden.

Navid Nuur (geboren 1976) und Lena von Goedeke (geboren 1983) wecken die Begeisterung für die Wunder der Natur. Mit ihren temporären Eisschaukeln, die - sobald sie installiert sind - schon wieder schmelzen, schafft von Goedeke eine eindringliche Metapher für die Vergänglichkeit des ewigen Eises. Parallel lädt sie mit "Somnambul" zu einer Schnitzeljagd im Dunkeln ein, bei der Besuchende mit Stirnlampe ausgestattet magische Naturerscheinungen entdecken können. Der in den Niederlanden lebende Künstler Navid Nuur (geboren 1976) lässt auf einem Felsbrocken unverhofft eine kristalline Blume aus Eisenstaub wachsen. Zudem lenkt er im Innern der Lantz’schen Kapelle die Aufmerksamkeit auf kosmische Zusammenhänge, indem er mit einem goldenen Fries eine Gestirnskonstellation auf der Wand über der Tür nachzeichnet.

Michail Pirgelis (geboren 1976) und Philipp Modersohn (geboren 1986) rücken den industriellen Kontext der Parks ins Bewusstsein: Während Modersohn Industriestoffe wie geschmolzenes Plastik, Schlacke aus der Stahlherstellung, ein Stück Beton und Tuffgestein zum "Erholungsurlaub" in den Lantz’schen Park "einziehen" lässt, scheint Michail Pirgelis die Flugzeuge, die alle paar Minuten dicht über den Köpfen der Parkgäste herfliegen, "herunterzuholen": Das Fragment eines Passagierflugzeugs mit deutlich sichtbaren Abnutzungs- und Witterungsspuren und einer leicht gebauten Außenhaut erinnert zugleich an eine futuristische Behausung und an ein Relikt aus vergangenen Zeiten.

Weitere Informationen zu den Kuratorinnen unter https://www.duesseldorf.de/medienportal/pressedienst-einzelansicht/pld/terra-incognita-fragen-an-die-erde-der-lantzsche-skulpturenpark-2022.html

Hintergrund

Lantz’sche Skulpturenpark Der Lantz’sche Skulpturenpark ist ein jährlich wiederkehrendes Ausstellungsprojekt der Kunstkommission der Landeshauptstadt Düsseldorf. Die 14,5 Hektar große Grünanlage im nördlichen Stadtteil Lohausen wurde erstmalig 1975 von dem Galeristen Alfred Schmela (1918–1980) als "Galerie im Park" für die Kunst geöffnet. Auf Initiative des Direktors der Kunsthalle Düsseldorf, Gregor Jansen, wird der Park seit 2020 in den Sommermonaten von jährlich wechselnden Ausstellungsmacherinnen und -machern bespielt. Im vergangenen Jahr verantworteten Victoria Tarak und Sean Mullen das inhaltliche Konzept.

Autor:

Andrea Becker aus Essen-Borbeck

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