Der Karneval-Azubi: Die große Prunksitzung der Düsseldorfer Weißfräcke
Am Abend des 27. Januars 2018 war ich zu Gast im Radschlägersaal der Rheinterrassen Düsseldorf. Hier beging die DKG Weißfräcke ihre große Prunksitzung. Nach meinem ersten Einsatz als angehender Karnevalist bin ich um einige Erkenntnisse reicher, aber ich gehöre einfach nicht dazu.
Ein Tag vorher. Burkard Brings schwört mich am Telefon auf die morgige Veranstaltung ein. Klassischer Düsseldorfer Sitzungskarneval, sagt der Präsident der Weißfräcke. Das sei der perfekte Einstieg für einen unwissenden Westfalen wie mich. Ich solle aber bitte auf meine Garderobe achten. "Lackschuhkarneval heißt das", belehrt mich auch mein Chefredakteur und rät mir zu Anzug und Fliege. Prunksitzung eben, wie der Name schon sagt.
Gediegenes Publikum
Im Radschlägersaal angekommen, bin ich wirklich verblüfft. Zwar finden sich auch eine Handvoll halbherzig kostümierter Clowns sowie diverse Captain Jack Sparrows im Publikum, aber die allermeisten Gäste sind von Scheitel bis Sohle in feinstes Garn gewandet. Mit Fliege, Hemd und Sakko komme ich mir zwar verkleidet, aber nicht unpassend vor.
Was ich gelernt habe:
1. Eine Karnevalssitzung ist eine ernste Sache, denn der Karneval ist in Düsseldof heilig. Die Sitzung folgt einem minutiös durchgetakteten Zeitplan, den wir ganz am Schluss um gerade mal zehn Minuten verfehlen. Eine Meisterleistung, zumal die meisten Künstler am gleichen Abend noch andere Auftritte haben.
2. Die Bräuche sind streng. Wenn geklatscht wird, gibt es mindestens einen Tusch. Zur Begrüßung und Verabschiedung der Protagonisten erhebt sich das Publikum respektvoll. Den karnevalistischen Gruß lässt man nicht unbeantwortet: "Helau!"
3. Der Karneval hat seine eigene Prominenz. Mehrfach werden mir völlig unbekannte Menschen geehrt, die sich um das Narrentum verdient gemacht haben. Dazu zählen Bands, Tanzgruppen und Redner. Im Karneval schmückt man sich nicht nur mit einem prächtigen Kostüm, sondern auch mit Gästen. Im Publikum sitzen diverse Beigeordnete der Stadt und Mitglieder des Landtags sowie Oberbürgermeister Thomas Geisel. Die närrische Reifeprüfung der Weißfräcke legt "Mister Hobbythek" Jean Pütz ab, und sogar Wolfgang Bosbach hat sich unter das Publikum gemischt.
4. Et jeht um Heimat. Wer was auf sich hält, zeigt sein breitestes Rheinländisch. In Reden und Liedern geht um das Leben am Rhein, die Schönheit der Düsseldorfer Damen und den "Kölsche Jung".
Was ich immer noch nicht verstehe:
1. Zu Beginn der Sitzung wird auch der Kinderhoppeditz begrüßt. Wer?
2. Wie ist das denn nun mit Düsseldorf und Köln? Zumindest bei den Weißfräcken scheint es keine Berührungsängste zu geben. Mehrfach schallt laut "Colonia!" durch den Saal, es stehen sogar mehrere Kölnerinnen und Kölner auf der Bühne.
3. Was ist ein Bas? Ist das überhaupt richtig geschrieben?
Mehr Karneval für Anfänger:
→ Wie geht das eigentlich?
→ BürgerReporter für Rosenmontagszug gesucht (Gewinnspiel)
Autor:Jens Steinmann aus Herne |
20 Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.