Denk' ich an Woodstock, denk ich...
Denk’ ich an Woodstock, denk’ ich an das Poster an der Wand in meinem früheren Zimmer.
Lange Zeit hat es mich begleitet und Sehnsüchte geweckt bevor ich des Abends einschlief.
Sehnsucht nach Freiheit, Sehnsucht nach Lust und Liebe und nach Verbotenem.
Auf dem Weg vom Kind zur Frau. Einmal nur sich so im Schlamm wälzen. Ja, das war ein Traum.
Woodstock-Feeling auf dem Plattenteller. Die Single dreht sich unaufhörlich. Gnadenlos geht die Nadel immer wieder zum Anfang zurück. Melanie.
What Have They Done to My Song, Ma?
Unvergessen bis heute auch ihr „Ruby Tuesday“ oder der“Nickel Song“.
Sich der Musik hingeben, Aufbruchstimmung im Körper, aber auch im Land.
Regierungswechsel. Willi Brandt wurde Bundeskanzler. Man liebte ihn und man hasste ihn. Der Kniefall von Warschau. Jugend diskutiert und protestiert.
Carlos Santana. 21 Jahre jung war er in Woodstock. 3 Jahre später mein erstes Konzert in der Philipshalle. Viele folgten. Immer noch begeister er, der Gitarrengott.
Samba pa ti
Unbeschwerte Jugendzeit. Aufklärungsunterricht in der Schule, mit der Lehrerin ins Kino. Der Film: Helga. Auf Veranlassung der damaligen Gesundheitsministerin Käte Strobel gedreht. Männlein und Weiblein gingen gemeinsam hin, es wurde nicht gefeixt, keiner von uns fiel in Ohnmacht.
Oswalt Kolle erklärte uns „das Wunder der Liebe“ und mit Uschi Glas ging es „zur Sache, Schätzchen“.
Joe Cocker, die Attraktion in Woodstock. Letzten November noch trat er in „Verstehen Sie Spaß“ auf, fast 70jährig und im feinen Zwirn, der alte Haudegen. Wir sahen und hörten ihn vor etlichen Jahren in Grefrath.
With a Little Help from My Friends
Der Mensch flog zum Mond. Ein Traum, der Wahrheit wurde. Faszination mit Zukunftsperspektiven.
In Deutschland gab es 949.000 offene Arbeitsstellen, Nachkriegsrekord. Die Arbeitslosenquote betrug 0,5 %.
Ich schrieb eine einzige Bewerbung und wurde angenommen.
Niemand aus meiner Klasse stand auf der Straße oder wusste nicht, was er wollte.
Schwanger stand sie in Woodstock auf der Bühne, Joan Baez mit ihrer glasklaren Stimme hat mich auch in der Düsseldorfer Tonhalle schwer beeindruckt. Eine Lady.
We Shall Overcome
Miniröcke trugen wir und heiße Höschen unterm Maximantel. Die Strumpfhose löste allmählich den Strumpfhalter ab. Erste Jeans. Unseren Emaille-Schmuck brannten wir selbst im Brennofen und trugen stolz die klotzigen Ringe an der Hand und den Anhänger am Lederbändchen um den Hals. Der selbstgebrannte Aschenbecher und die Manschettenknöpfe waren als Weihnachtsgeschenk für die Eltern nicht wegzudenken.
Janis Joplin. Letzte Woche wäre sie 70 geworden. Vor 42 Jahren starb sie an einer Überdosis Heroin. Wer kennt nicht ihre wunderbaren Songs „Me and Bobby McGee“ oder „Mercedes Benz“. Sie war erst 27.
Ich denke an sie.
Und wenn ich an sie denke, denk’ ich an Woodstock.
Piece of My Heart
Autor:Birgit Schild aus Düsseldorf |
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