Das HURRICANE 2014 - Part 2
Freitag
Begonnen hat alles mit The Durango Riot am Freitag um 15 Uhr auf der großen grünen Bühne. Die Band aus Schweden um den Sänger und Gitarristen Fred Andersson konnte gleich mit dem nötigen Druck die Gehörgänge der ersten tausend Besucher freiblasen und die Gemeinde auf ein langes, staubiges und fettes Festival-Wochenende einstimmen.
Mit den Subways kam dann die erste Indie-Rockband aus England auf die Bühne und überzeugte durch ihr exaktes und temporeiches Spiel. Die Bassistin Charlotte Cooper wirbelte mit ihrem Blondschopf über die Bühne und nagelte ihre Basslinien auf die breit ausgelegte Schlagzeugware von Josh Morgan, der stark an das Tier aus der Muppet-Show erinnerte (im durchaus postiven Sinne, versteht sich).
Gegen Abend wurde die blaue Bühne von Rap heimgesucht. Gegen 22.30 Uhr startete Casper vor gefüllten Reihen mit seinem Abendprogramm und wurde von der angesprochenen Klientel frenetisch bejubelt. Zwei Stunden später startete mit Verspätung Ben Haggerty, besser bekannt als Macklemore, mit seiner Rap-Performance. Ebenso wie bei Casper vor ihm, drängten sich jubelnde Fans in engen Reihen bis zur Bühne.
Um 23 Uhr bereits hatten Arcade Fire die grüne Bühne betreten und in kürzester Zeit das Publikum in ihren Bann geschlagen. Fünf Musiker des Kollektivs waren am Bühnenrand gleichermaßen präsent und wechselten Musikinstrumente, Gesangspassagen und Performing-Acts regelmäßig ab. Sowohl Musik als auch die Bühnenshow wurden von der Masse heftig bejubelt. Richard Reed Parry hat neben Arcade Fire nun auch auf Deutsche Grammophon eine Kammermusik vertont, bei der die Musiker nicht nach Takten, sondern durch ihren Herzschlag und die Atmung das Timing bestimmen. Wie auch die anderen Bandmitglieder, entwickelt der Sohn von Folk-Musikern seine künstlerische Identität ständig weiter.
Samstag
Der Samstag begann abwechslungsreich mit Pop und Rock, wobei Zebrahead mit ihrem publikumsorientierten Punkrock die Zuhörer ansprach. Die Band, die stark an Sum 41 und Reel Big Fish gemessen wird, tritt demnächst im Vorprogramm von Blink 182 auf. Alles richtig gemacht! Gleich danach brachten die Donots mit ihrem 20-jährigen Bühnenjubiläum die Menge vor der grünen Bühne zum Kochen. Neun Platten vom eigenen Label haben die Fünf aus dem Münsterland bereits vertont und eigens für die Festivalbesucher eine Tourbus-Hymne eingespielt.
Die Fans waren begeistert und brauchten vom Sänger Ingo Knollmann nicht lange gebeten zu werden, weiteren Staub aufzuwirbeln.
Um 19.30 Uhr betraten die Liverpooler Wombats die blaue Bühne und verwandelten den Fangraben bald in eine homogene Rhythmus-Masse mit 10.000 Armen und Beinen. Mit „Kill the Director“ und „Let´s dance to Joy Division“ stießen die drei Musiker ins Wespennest und entfachten ein Tanzfeuer unter den Zuhörern.
Mit den Pixies kamen dann im Anschluss ein paar Dinosaurier auf die Bühne, die es, mit Unterbrechungen, auf 28 Jahre Bühnen-erfahrung bringen. Die Gruppe gilt als maßgebliche Inspiration für viele Indie-Bands, wobei die Lieder „Here comes your man“ und „Where is my mind?“ besonders hervorstechen. Letztgenanntes erlebte 10 Jahre nach seiner Dichtung unverhofft eine zweite Popularität, da David Fincher es für die Schlussszene seines Films „Fight Club“ verwendete. Mit Interpol schloss sich dann um 22.30 Uhr eine vom Post Punk und New Wave stark beeinflusste Indie-Band an, die bereits seit mehr als 15 Jahren zusammen spielt und neben klaren musikalischen Strukturen auch für einen starken Dresscode einsteht. Hierin unterscheiden sie sich deutlich von Joy Division, in deren Zusammenhang sie oft genannt werden.
Sonntag
Müde waren die Glieder und schwer der Kopf, als sich die Augenlieder in Scheeßel zum letzten Konzerttag öffneten. Das Festivalgelände hatte schwer gelitten und die Aufräumarbeiten dauerten noch an, als sich die Tore gegen 11:30 Uhr öffneten. The Bots starteten auf der grünen Bühne und konnten sich schon über eine ansehnliche Fangemeinde von rund 2000 Zuschauern freuen. Die beiden Brüder waren mit Abstand die jüngste Band und rockten die übernächtigten und geplagten Musikfreunde vom Fleck weg. Zwei Jungs, die bereits mit Blur, den Bad Brains und den Yeah Yeah Yeahs tourten und zusammen keine 40 Jahre Lebensalter aufbringen, rissen die Zuschauer glatt von denn Socken. Der absolute Hammer! So sollte der gesamte Sonntag werden… Blood Red Shoes, We Invented Paris, Jennifer Rostock und die White Lies, um nur einige zu nennen, rockten die verschiedenen Bühnen und machten bei perfektem T-Shirt-Wetter den Sonntag zum krönenden Abschluss des Hurricane 2014.
Um 17.45 Uhr betraten Bonaparte die blaue Bühne und jeder der Anti, Anti noch nicht kannte, hatte zumindest für diesen Tag seinen Ohrwurm weg. In gewohnt verstörender Weise unterhielt die Band mit arythmischen Tanzeinlagen und grotesken Outfits. Das geneigte Publikum war begeistert und mancher Fan konnte sich über einen Selfie mit dem Gitarristen und Sänger freuen. Während Bonaparte im vollen Lauf waren, erstiegen Franz Ferdinand die Großbühne und wurden mit Begeisterungsstürmen begrüßt. Die Band wirkte abgekämpft, hatte sie doch am Freitag erst auf dem Southside gespielt und sichtlich Federn bei der Aftershow-Party gelassen. Einzig Alex Kapranos war nichts anzumerken und konnte durch seinen Einsatz die Band zügig hinter sich versammeln. Spätestens ab Lied drei rockten die vier Jungs aus Glasgow, als gäbe es kein Morgen. Ein Hit jagte den nächsten und spätestens als „Take Me Out“ aus den Boxen drang, tanzten selbst die letzten Zweifler und Stubenhocker.
Franz Ferdinand sind immer noch da! Um 20.00 Uhr war es dann an der Zeit für die Black Keys, die Bühne zu betreten. Sie konnten sofort begeistern. Dan Auerbach und Patrick Carney haben aber auch mittlerweile so viele Hits angesammelt, dass es schier unmöglich für die Band scheint, daneben zu liegen. Der Pott kochte, die Leute tanzten und sangen aus voller Kehle mit. Der blueslastige Sound der Gitarre und das hochrythmische Spiel des Schlagzeugs lassen auch wenig anderes zu, als sich mit der Musik zu bewegen. Wer jetzt dachte der Zenit wäre erreicht, hatte sich gründlich verrechnet.
Auf der blauen Bühne legten um 21.00 Uhr Fettes Brot los. Nach 22 Jahren muss man gestehen, dass diese Band mittlerweile eine Institution auf deutschen Bühnen ist. Alles begann im Kreis Pinneberg nordwestlich von Hamburg und wurde zu einer beispiellosen Bandkarriere, von denen es in Deutschland nur wenig vergleichbare gibt. König Boris, Doktor Renz und Björn Beton gaben alles und bekamen auch vom Publikum eine Wahnsinns-Show geliefert. Aus Rücksicht auf die Fans von Fettes Brot, die ebenso Seeed-Begeisterte sind, hatte der Konzertveranstalter FKP den Konzertbeginn von Seeed auf 22.30 Uhr verlegt.
Die Fans dankten es und feierten die Party bei FB zu Ende, um dann voll aufgeheizt mit den eingefleischten Seeed-Fans zu tanzen. Still war die Bühne und dunkel, bis sich langsam die sorgsam zugezogenen Vorhänge öffneten und ein Bühnenbild der Big Bands der 30er Jahre freigaben. Nachdem die Band die Kochtemperatur mit ihrem fetten Sound angeheizt hatte, liefen die drei MC’s auf der Bühne ein und steppten sofort in gewohnt lässiger Choreographie durch die ersten Songs.
Was soll man noch sagen, was soll man noch schreiben? Mit Seeed setzte das HURRCANE 2014 den absoluten Höhepunkt und wer jetzt nicht tanzte, war nicht mehr zu retten.
See ya next year, folks!
Nady Seyfarth und Carsten Klebe von geschichtefueralle.blogspot.de
Heute ab 18:00 Uhr alle Bilder vom Hurricane 2014 auf unserer Facebook Seite!
Autor:Cornelia Wilhelm aus Düsseldorf |
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