Buchrenzension: Klaus Modick Sunset
Das im März 2011 erschienene Buch „Sunset“, von Klaus Modick, ist ein Erfolg. Ich würde es als eine Fusion zwischen Germanistik, Pädagogik und Philosophie bezeichnen, da an einigen Stellen Modick's Germanistik- und Geschichtsstudiumskenntnisse zu erkennen sind.
Wie lebten Feuchtwanger und Brecht?
Der Roman Sunset handelt von Lion Feuchtwanger als Hauptperson und dessen Verhältnis zu Berthold Brecht. Es wird die erste Begegnung zwischen Feuchtwanger und Brecht beschrieben, bei der Brecht aufgrund seiner leicht verschrobenen aber dennoch charmant dreisten Art sympathisch auf Feucht-wanger wirkt. Das Buch gibt einen Einblick über Klatsch und Tratsch der beiden Schriftsteller und ist sehr autobiografisch aufgebaut, dennoch muss man vorsichtig sein, denn Fiktion und Tatsachen sind in diesem Roman vermischt. (Ende der 70er und Anfang der 80er Jahre hatte Modick bereits zwei Werke über Lion Feuchtwanger verfasst.) Man erfährt, wie sich Feuchtwanger nach dem Tod Brechts fühlt und welche Eigenschaften er an Brecht gemocht und gehasst hat.
In Sunset werden außerdem viele kulturelle Aspekte mit eingebunden. Wo gingen die Leute in den 60/70er Jahre essen und was hatten sie für Urlaubs-ziele?
Außerdem findet während des gesamten Werkes A STORY IN A STORY statt, denn Feuchtwanger schreibt an seinem Werk Jefta.
Einblicke in die Sprachwissenschaft
Ein ganz interessanten sprachwissenschaftlichen Aspekt finde ich die Beschäftigung mit dem Begriff „Eisblume“. Hier werden dabei aus philosophischer Perspektive die Intension und Extension eines Begriffs untersucht (Gottlob Frege). Modick hat sich beim Schreiben sicherlich an das Sprachmodell von Ferdinand Saussure erinnert, der einen Begriff in Ausdruck und Inhalt unterscheidet. Und genau das macht Feuchtwanger auch mit der Eisblume, indem er sie in verschiedene Sprachen übersetzt und sich denkt, dass je nachdem wo man sich auf der Welt befindet, jeder damit etwas anderes verbindet.
Geschichtskritik
Eine weitere spannende Szene ist, als ein Stinktier mit den Kontrollen im kalten Krieg verglichen wird. Modick beschreibt dort und an vielen anderen Stellen indirekt, wie sich die Leute unter ständiger Beobachtung im Kalten Krieg gefühlt haben.
Im Großen und Ganzen fand ich das Buch klasse und kann es jedem weiter empfehlen. An vielen Stellen entstehen auch verschiedene Interpretationsperspektiven. Dennoch denke ich, dass das Buch als Film an vielen Stellen besser geeignet wäre.
Autor:Alexandra Bünck aus Essen-West |
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