Böhmermanns Ausstellung provoziert
"Deuscthland" ist die hochbrisante Ausstellung des Satirikers im NRW-Forum betitelt
Denkanstöße soll die Schau geben, die Jan Böhmermann gemeinsam mit der Kölner Bild und Tonfabrik zusammengestellt hat. Die "Wiederkehr des hässlichen Deutschen" ist dabei das Thema - mit zum Teil recht drastischen Exponaten
Von C. Hötzendorfer
Geduld ist gefragt. Security ist am Eingang des NRW-Forum postiert, macht Taschenkontrollen, sammelt Wasserflaschen und Deo-Dosen ein. Ist diese Hürde genommen, bahnt sich die nächste Geduldsprobe an. Wer die Ausstellung „Deuscthland“ von Jan Böhmermann und der Kölner BildundTonfabrik betreten will, muss durch eine Passkontrolle. Deutsche stehen links in der Schlange, Ausländer rechts. Handys und Fotoapparate dürfen nicht mit rein. Dafür gibt es farbige Punkte, die des Besuchers Nationalität gut sichtbar dokumentieren sollen.
„Die Schau setzt sich mit der Wiederkehr des hässlichen Deutschen auseinander“, erklärt Museumsleiter Alan Bieber. Es gehe um Macht, Medien und Manipulation. „Kunst muss Fragen stellen dürfen“, ist Bieber überzeugt und betont, dass die Ausstellung des TV-Satirikers Böhmernann Haltung erfordere.
Was sie in jedem Fall fordert ist Offenheit dem gegenüber, was der Medienprofi und sein Team da ins NRW-Forum gestellt haben. Wie beispielsweise Wahlkabinen, die dem Besucher die Entscheidung lassen zwischen „schuldig“ und „nicht schuldig“, „Ost und „West“ oder „Karriere und Familie“. Die Wahlkabine für die Entscheidung „Israel“ oder „Palästina“ ist mit einer Absperrung versehen. Wer auf einen der Knöpfe drückt, wird fotografiert und findet sein Porträt auf Twitter wieder.
Am Automaten gleich nebenan verkünden „Hetzkekse“ für 1,- Euro Schmähparolen.
Die Installation, mit dem höchsten Aufmerksamkeitsfaktor der Ausstellung ist zweifelsfrei das Reichspark-Modell. Eine Art Nazi-Disneyland mit verschiedenen Fahrgeschäften und Themenparks, darunter eine „Wolfsschanze“ mit Streichelzoo und einem „Erlebnis-KZ“, das gleich neben dem WC zu finden ist. Wem das nicht reicht, der kann noch eine virtuelle Achterbahnfahrt durch den fiktiven Vergnügungspark unternehmen. Gegen so viel Provokation, nehmen sich Angela Merkels vermeintliches Wanderoutfit oder der Stuhl mit Deutschlandfahne, als Verweis auf Bernd Luckes Auftritt in einer TV-Talkshow harmlos aus.
Bei allem Hype um die Böhmermannschen Denkanstöße geht völlig unter, dass im NRW-Forum zeitgleich noch zwei weitere Ausstellungen stattfinden, die sich lohnen. So haben sich junge Fotokünstler in „Gute Aussichten“ auf ihre Art ebenfalls mit aktuellen Themen, wie Fremdenfeindlichkeit, Erinnerungskultur oder Genderfragen auseinandergesetzt. Nur bedurften sie für ihre Arbeiten nicht aufwendiger und aus Sicht vieler Besucher übertriebener Sicherheitsmaßnahmen.
Das NRW-Forum zeigt die drei Ausstellungen: Jan Böhmernanm und BTF „Deuscthland“, „Gute Aussichten“ sowie „Kalligrammatische Typografie und Poetische Textbilder“ von Klaus-Peter Dienst bis 4. Februar 2018. Di – Do, 11 bis 18 Uhr. Fr ,11 bis 21 Uhr. Sa, 10 bis 21 Uhr und So, 10 bis 18 Uhr.
Autor:Lokalkompass Düsseldorf aus Düsseldorf |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.