NRW-Premiere von „Stiller Kamerad“ im Düsseldorfer Atelier-Kino
Bewegender Dokumentarfilm über die Pferdegestützte Traumatherapie für Bundeswehr-Soldaten
Großen Zuspruch erhielt der Dokumentarfilm „Stiller Kamerad“ heute im Atelier-Kino Düsseldorf. Regisseur Leonhard Hollmann stellte sich im Anschluss an die Vorführung gemeinsam mit seinen Protagonisten einem ausführlichen Publikumsgespräch.
Jedes Jahr kehren Bundeswehrsoldaten aus Krisengebieten heim, die durch ihre Einsätze traumatisiert sind. Insbesondere die sogenannte posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) ist dabei eine Folge, die Betroffene ein Leben lang begleitet und ihren Alltag stark beeinträchtigt. Oft reicht ein Geräusch als sogenannter Trigger aus, um sie völlig aus der Bahn zu werfen. Die Bundeswehr bietet in solchen Fällen therapeutische Hilfe an, doch nicht immer führt diese dazu, dass sich der Zustand auf Dauer verbessert. Genau da setzt die von Claudia Swierczek in jahrelanger Arbeit entwickelte Pferdegestützte Systemische Psychotherapie (PSP) an.
Für seinen Dokumentarfilm Stiller Kamerad begleitete Regisseur Leonhard Hollmann eine Soldatin und zwei Soldaten der Bundeswehr bei dem Versuch, mit Hilfe dieser pferdegestützten Traumatherapie einen Weg zurück in den Alltag und damit zurück ins Leben zu finden.
Berührend und emotional
Das Publikum im Saal erlebte berührende und sehr emotionale Momente auf der Leinwand. Sah Soldaten und eine Sanitäterin, die sich vor der Kamera öffneten und so einen Einblick in ihr Seelenleben erlaubten. Sie sahen auch, wie fein die Kommunikation zwischen Mensch und Tier verläuft, wie die Pferde unmittelbar den emotionalen Zustand ihres Gegenübers spiegeln.
Im sich anschließenden Publikumsgespräch zeigte sich großes Interesse an diesem alternativen Therapieansatz. Die ehemalige Bundeswehr-Sanitäterin Mandy war extra zur Premiere angereist. Inzwischen hat sie ein Studium zum Heilpraktiker-Psychotherapie abgeschlossen und schließt derzeit eine Ausbildung zur Erzieherin daran an, um später mit traumatisierten Kindern zu arbeiten. Sie gab offen zu, dass sie nach wie vor an PTBS leidet und es durchaus noch Momente gibt, in denen die Erlebnisse ihrer Einsätze wieder hochkommen. Doch heute kann sie damit umgehen. „Außerdem weiß ich, dass ich jederzeit bei Claudia Hilfe bekommen kann“, sagt sie und fügt augenzwinkernd hinzu: „Selbst, wenn ich gar nicht darum gebeten habe, meldet sie sich, weil sie einfach spürt, dass da wieder was hochkommt.“
Akzeptanz für Therapieansatz steigt
Die Akzeptanz an der Pferdegestützten Systemischen Psychotherapie steigt auch bei der Bundeswehr. Dennoch sind wohl noch dicke Bretter zu bohren, bis sie diese Option für die Soldaten nicht nur grundsätzlich als Therapieform anbietet, sondern auch die Kosten dafür übernimmt.
Mandy brachte es auf den Punkt: „Ich verstehe das Problem nicht. Wichtig ist doch, dass es hilft. Welche Rolle spielt es da, ob eine Besserung durch die Arbeit mit Pferden erreicht wird oder einen anderen Ansatz?“
Im Publikum saßen Bundeswehrangehörige ebenso, wie Zuschauer, die selbst im Bereich der tiergestützten Therapie arbeiten und von dem Film tief berührt waren. Für Regisseur Leonhard Hollmann war dies der Abschlussfilm für die Filmhochschule Babelsberg. Es ist keine Selbstverständlichkeit, dass Abschlussarbeiten den Weg ins Kino finden, erst recht, wenn sie weitgehend über Crowdfunding finanziert wurden. Umso erfreulicher, dass die Dokumentation „Stiller Kamerad“ nach Festivalerfolgen, nun ab 7. Februar im Programm der Filmkunstkinos läuft.
Claudia Hötzendorfer
Autor:Lokalkompass Düsseldorf aus Düsseldorf |
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