Besuch der "Pro Wein-Messe" in Düsseldorf

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Ich war eingeladen von Freunden, die diesjährige Pro-Wein-Messe in Düsseldorf zu besuchen. Eine Messe der Superlative, stellen doch hier Winzer aus aller Welt ihre herrlichen Traubenprodukte vor.

Eine Fachmesse, wo Otto Normalverbraucher normalerweise keinen Zugang hat, ist immer etwas Besonderes. Man ist geadelt durch das Dabeisein – und wenn man dabei noch gut verköstigt wird, erhöht das die Freude umso mehr. So freute ich mich schon tagelang auf den Messe-Sonntag.

Früh am morgen standen wir schon an der U-Bahnhalte-Stelle am Bahnhof – eine Stunde vor der Eröffnung der Messe wollten wir dort sein, um noch die Formalitäten für ein Elektro-Mobil zu erledigen.

Aber was war das ? Der Bahnsteig voller Menschen – als gälte es, eine Pilgerreise anzutreten. Die fuhren alle zur Messe. Das Geheimnis war schnell gelüftet. Das waren die Standmitarbeiter, die Aussteller, die so früh schon unterwegs sind, um es den ankommenden Besuchern gemütlich zu machen.

Elektromobil klappte gut – in wenigen Minuten war sein Gebrauch erlernt und nun betraten wir die heiligen Hallen. Ein Duft von Wein wehte uns entgegen, gepaart mit dem Duft von Kaffee. Eine besondere Komponente für die neugierige Nase, die sich erstmal gerne einen Kaffee einverleiben würde.

Wir schreiten durch das Südtiroler Land, um bei Sekt und Selters anzukommen. SELTERS am frühen Morgen, bitte ! Wir streifen Spanien und können hier der Versuchung nach einem klitzekleinen Schluck aus der La Mancha nicht widerstehen. Was ist das denn ? Gibt es Orchesterwein ? Da legen sich ja gleich mehrere Schichten von Geschmack übereinander. Ich kaue den Wein, spucke ihn aus in den Speikübel, spucke die Hälfte daneben und nehme mir vor, nie wieder Wein auszuspucken.

Wir passieren Moldavien – mein Gott, dieses kleine Land ist auf der Weinmesse ? Hier kann ich nicht widerstehen und geniesse einen Cabernet Sauvignon vom Feinsten. Ich komme mit dem Standbetreiber ins Gespräch. Der erste moldawinische Mensch, mit dem ich im Leben rede. Wunderbarer Mann, rund und nett – erzählte mir, das auch die Walnüsse, die dort zum Naschen standen, aus Moldawien stammen. Und so schmeckten sie auch – nussig, herbstig. Ich hätte noch lange dort stehen und erzählen können. Aber die Pflicht ruft auch auf einer solchen Messe !

Uns erwartet das große Pfälzer Frühstück mit einem Saumelier, der uns erklärt, wie zu essen ist zu welchem Wein.

Jeder erhält einen Teller mit verschiedenen Häppchen, Sauerkraut mit Wurtscheiben und einen Spiess mit Silberzwiebeln an Gürkchenscheiben.

Jeder hat zwei Gläser vor sich stehen. Diese werden von rechts nach links mit jeweils zwei verschiedenen Weißweinen eingefüllt. Der Saumelier erklärte, welches Häppchen zu welchem Wein und wozu das gut sein soll. Ich konnte dem ganzen nicht bis zum Ende folgen, weil ich meinen Teller schon leer gegessen hatte, als der Saumelier anfing. Aber es war mir nicht peinlich. Es hatte mir ja geschmeckt !

Es war mir auch nicht peinlich, als ich bei dem Sachsenstand eine Todsünde begang – und das war so. Mir wurde strengstens untersagt, auf dieser Messe nach dem Kauf einer einzigen Flasche zu fragen. Das schickt sich nicht und wird auch aus abrechnungstechnischen Gründen nicht gemacht. Am Sachenstand fragte ich keck nach einem Elbling-Wein zum kosten. Und siehe da, die hatten den nicht nur, sondern hielten mir auch einen Vortrag darüber, das Sachsen so mit das einzige Elbling-Anbaugebiet Deutschlands sei, bis auf einige wenige Weingüter an der Obermosel.

Ich komme von der Obermosel und diese Region IST ELBLING. Alles da ist Elbling ! Elbling-Weine, -pudding, - kirmes, -tage, -königin, -sülze. Wir leben für Elbling und sterben mit ihm. Und nun muss ich hören, das Sachsen DAS Elblinggebiet sei ?

Es erinnerte mich an meine Reise durch Indien, wo in einem Kloster-Innenhof im Januar ein paar Flugvögel sich tummelten. „Das sind unsere Vögel“, sagte der Reiseführer „im Frühling fliegen sie nach Europa, um dort Kinder zu machen – aber hier leben sie und hier sind sie zu Hause.“ Das sah ich damals völlig anders, weil diese Vögel sind UNSERE Vögel und fliegen im Winter in den Süden, um sich vor Kälte zu schützen.

So war das jetzt mit dem Elbling. Dieser Schock ließ mich jede Etikette vergessen und ich fragte, ob sie mir für 5,- Euro eine Flasche Elbling verkaufen könne. Freundlich meinte sie, heute nicht, man wisse ja noch nicht wieviele Besucher noch kommen. Aber wenn ich Montag komme, würde das schon gehen.

Mein entrüsteter Begleiter, der sehr auf Weinmessen-Etikette hält, konnte den letzten Satz bedaueerlicherweise nicht mehr hören, weil er sich voller Entsetzen vom Stand abgewandt hatte, als ich diesen Riesen-Faux-Pas raushaute.

Egal, die Messe hat es überlebt und wir schnasselten uns weiter durch die Grafen von Lippe durch und die Dosterts von der Obermosel.

Fazit nach einem fast siebenstündigen Fußmarsch durch die Hallen – der Schrittzähler zählte 11 km – es war höchst interessant, Weinschaffende aus aller Welt zu sehen. Es war unendlich lecker, was wir da zu essen bekamen. Die Produkte aus Südtirol und der Pfalz werden mir in steter Erinnerung bleiben – und auch die Walnüsse aus Moldawien.

Aber am Ende des Tages fragte ich mich, was mir am besten denn schmecke ? Da kam das kleine Stimmchen aus dem Unterbewußten bei mir hervor und piepste „der Elbling von der Obermosel !“

Ja, Heimat bleibt Heimat !

Autor:

Karin Michaeli aus Düsseldorf

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