Duisburg: Pater Tobias läuft in der Antarktis
Auf "Schusters Rappen" durch Eis und Schnee
Mit "Gottes Segen" zum Erfolg: Seit 2008 ist Pater Tobias Breer Pastor der Herz-Jesu Gemeinde in Duisburg-Neumühl. Und genau seit diesem Zeitpunkt, nunmehr 16 Jahren, läuft er zudem auch Marathons für den guten Zweck. 190 Langstrecken-Einsätze hat er nun auf seinem Lauf-Tacho. Nun steht die nächste Herausforderung an: Am Montag, 22. Januar 2024, startet der Prämonstratenser beim „White Continent Marathon“ in der Antarktis. 42,195 Kilometer durch Eis und Schnee, wieder für eine gute Tat: Dieses Mal sammelt er Geld für neue Sport-Rollstühle für Kinder der LVR-Christoph-Schlingensief-Schule in Oberhausen!
Von Andrea Becker
Boston, London, Berlin, Chicago, New York City und Tokio, in allen diesen Städten hat er die "World Marathon Majors" mit Bravour gemeistert, ist als Hobbyathlet somit stolzer Besitzer der "Six Star Medaille", damit hat er den Olymp der Laufcommunity erklommen, denkt man, nun wartet die Antarktis. Nur 20 Läufer aus der ganzen Welt nehmen an dem Rennen auf King George Island bei extremen Temperaturen teil. In der Antarktis ist der Marathon-Pater der einzige Starter aus Deutschland, außer ihm sind es nur noch zwei Läufer aus Europa. „Wir laufen über Eis und Schnee“, sagt der Botschafter der Stadt Duisburg. „Um diese Strecke zu bewältigen, muss ich wieder über meine Grenzen hinaus gehen.“
Sechs Jahre hat der Pastor auf diesen Moment gewartet und nun kann er sich seinen eisigen Traum erfüllen. Was den 60-Jährigen rund 120 Kilometer vor der Küste des antarktischen Festlands witterungsbedingt erwartet, kann den Leistungssportler nicht mehr schocken, lief er schon durch die glutheiße Wüste des Oman und quälte sich bei 37 Grad im Schatten im Herbst 2023 grenzwertig durch gefährliche Höhenlandschaften in Togo.
Auch in der Antarktis ist er wieder für einen guten Zweck unterwegs. Pater Tobias läuft für Kinder der LVR-Christoph-Schlingensief-Schule in Oberhausen. Er möchte für die Schüler fünf neue Sport-Rollstühle für den Unterricht erlaufen und benötigt dafür mindestens 12.500 Euro.
Frühlingshaft: Minus 28 Grad
Nun erwarten den Seelsorger, wenn alles reibungslos klappt, frühlingshafte Minus 28 Grad in der Antarktis. "Minus 18 Grad hatte ich auch schon bei Marathons in Deutschland", so der Pater und weiter: "Das Problem ist, bei der Kälte machen die Muskeln zu, während die Hitze aufs Herz geht." Um sich entsprechend auf die klimatischen Verhältnisse vorzubereiten, besucht der gebürtige Werner regelmäßig für einen dreiminütigen Aufenthalt die Kältekammer mit Minus 84 Grad in einem Mülheimer Schmerztherapiezentrum, joggt lockere 40 Kilometer in der Woche, fährt aufgrund von Knieproblemen Fahrrad und sorgt zudem für das passende Equipment. "Der Veranstalter hat mir eine drei-seitige Liste mit Tipps zugeschickt, die ich nun nach und nach abarbeite. Zuerst habe ich mir neue Einlagen zugelegt, wasserdichte Strümpfe und Schneeketten für die Schuhe bestellt. Beim Laufen in der Antarktis setze ich dann auf den Zwiebel-Look, ich werde mehrere Schichten tragen, um damit die innere Wärme und die äußere Kälte auszugleichen."
Nach den Festtagen geht es für den Pater ans "Eingemachte", denn dann läuft der Countdown: Am Mittwoch, 17. Januar 2024, steigt er ab Frankfurt in den Flieger mit dem Ziel Punta Arenas in Chile. Nach einer zweitägigen Akklimatisation geht es dann am 21. Januar mit 17 weiteren Extremsportlern nach King George Island. "Bevor wir an den Start gehen, werden wir eine Nacht in der Antarktis verbringen. Ich bin sehr nervös, aber ich freue mich auf diese Herausforderung", so der Wahl-Duisburger und weiter: "Wenn das Wetter mitspielt, werden wir am 22. Januar zum Marathon antreten."
"Der Weg ist das Ziel."
Allerdings werden die 42,195 Kilometer im wahrsten Sinne des Wortes nicht in einem Rutsch absolviert. Die Strecke ist in mehrere kleine Runden eingeteilt, wobei die Läufer immer wieder in einem Verpflegungszelt pausieren, die Kleidung wechseln und sich aufwärmen können. "Es wird ein anstrengender Lauf über Eis und Schnee, mit Kälte und mehreren Höhenmetern", ist sich der Pater sicher. Zudem herrschen vor Ort strenge Regeln: Urinieren und ein größeres Geschäft zu erledigen, ist in der Natur aufgrund des Umwelt- und Tierschutzes strengstens verboten. Somit muss der Pater mit Tüten und Flaschen versehen, seine Runden antreten. Auflagen und Strapazen, die der Seelsorger gerne in Kauf nimmt: "Es geht hier nicht um die Zeit oder die Distanz. Der Weg ist das Ziel und ich möchte die Grenzen nicht übersteigen. Ich weiß, dass die Kinder sich auf die neuen Sport-Rollstühle freuen und viele Menschen das Projekt unterstützen. Das gibt mir die nötige Energie, diesen extremen Lauf zu meistern", fasst der 60-Jährige sein sportliches Engagement zusammen.
So sei das Laufen für ihn Meditation, zugleich eine innere Einkehr, die ihn stets auf neue Ideen brächte: Sei es ein Thema für die nächste Predigt oder eine neues Kinder-Projekt, Laufen als Inspiration für die Gemeinde und die Wohlfahrt.
Mit Erfolg, denn seine bisherigen 190 sozialen Langstrecken-Einsätze haben bereits 1,9 Millionen "eingelaufen", alleine 136.000 Euro in diesem Jahr. "Ich komme viel rum und gucke stets, wo die Not am größten ist und wie ich helfen kann." Per Zufall stieß Pater Tobias dann auf die LVR-Christoph-Schlingensief-Schule. Der Marathon-Pater macht sich stark für einen „Sportunterricht auf Augenhöhe“. Mithilfe der Sport-Rollstühle können die Kinder gemeinsame Bewegungsspiele durchführen, Fahrtechniken erproben und an Sicherheit gewinnen. "Drei Rollstühle sind schon finanziert, fünf sind geplant. Ich freue mich natürlich über jede Unterstützung, sei es aus privater Hand oder von Unternehmen. Und je mehr Geld gespendet wird, desto mehr Sport-Rollstühle können gekauft werden." Und eines ist sicher, die nächsten Ideen für 2024 sind schon in des Paters Kopf ...
Wer spenden möchte:
Spendenkonto:
Projekt LebensWert
BIC: GENODED1BBE
IBAN: DE34360602950010766036
Spendenquittungen werden ausgestellt.
Autor:Andrea Becker aus Essen-Borbeck |
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