Amerikanische Artistin im Apollo: "Mein zu Hause ist überall"
Ein kalter Wind pfeift vom Rhein über die Wiese vor dem Apollo. Egal: Shenea Booth lacht. Ob sie weiß, was ein Düsseldorfer Radschläger ist? Nein, aber sie lässt es sich erklären, lacht wieder und schlägt einfach ein Rad. Kein Problem für die Handstandakrobatin, die zurzeit in „London Calling“, dem aktuellen Programm im Apollo Varieté, auftritt.
Bis Ende März bleibt sie dafür in Düsseldorf, lebt mit den anderen Artisten in einem Künstlerhaus an der Aachener Straße. Wo ihr eigentliches zu Hause ist? „In Los Angeles und im Rest der ganzen Welt“, sagt sie.
Weltweite Engagements
In Kalifornien sei sie selten, Engagements habe sie weltweit. Ihre Familie sieht sie häufiger dort, wo sie gerade ist, als in L.A. „Ich öffne meiner Familie damit auch ein Stück der Welt“, sagt Shenea Booth. Sie fährt fort: „Ich wollte es genauso und habe mich bewusst dafür entschieden.“
Deutschland kennt sie schon lange. Vor 13 Jahren war sie das erste Mal hier, danach fünf oder sechs Mal. Besondere Erinnerung hat sie an das Jahr 2012. Dort war sie bei der CeBit Convention in Hannover zu Gast und hatte die Ehre vor Bundeskanzlerin Angela Merkel zu performen.
In der World Acrobatic Hall of Fame
Zurzeit fühlt sie sich aber auch in Düsseldorf besonders wohl. Tagsüber macht sie Sightseeing, geht Kaffee trinken, schaut sich die Umgebung an oder besucht Museen. „Wir sind eine ganz tolle Gruppe und fühlen uns im Apollo sehr wohl. Es ist eine ganz tolle Atmosphäre hier“, sagt sie. Das sei nicht selbstverständlich, erzählt die 27-Jährige, die bis zu ihrem 18. Lebensjahr aktive Akrobatikgymnastin war. So erfolgreich übrigens, dass sie und ihr Partner in der World Acrobatic Hall of Fame aufgenommen wurden, weil sie zweimal den Weltmeister-Titel in akrobatischer Gymnastik geholt haben. Als es um den dritten Titel ging, kam ihnen der Irak-Krieg dazwischen.
„Ich wollte immer auf die Bühne“
„Wir sind nicht angetreten“, erzählt sie. „Mit 18 Jahren war ich dann zu alt, um wirklich weiterzumachen“ – und sie entschied sich für ein Leben als Artistin.
„Ich wollte auf die Bühne, in die Theater“, so Shenea Booth heute. Die ersten Jahre war sie mit einem Partner als Duo Realis unterwegs, dann, mit einem anderen Partner, als Duo Maintenant. Seit anderthalb Jahren zeigt sie als Solokünstlerin, was sie kann. „Für mich ist es ein ganz neuer Weg zu arbeiten“, erzählt sie. Manchmal warte sie darauf, dass jemand auf die Bühne kommt, erzählt sie schmunzelnd. Ihre Erfahrungen, die sie im Leistungssport gemacht hat, gibt sie aber heute noch gerne weiter. So hat sie geholfen, das amerikanische Eislauf-Duo Madison Chock und Evan Bates, die bei der Olympia in Sotschi den achten Platz belegt haben, zu coachen.
Alles selbst beigebracht
Ihre Performance übrigens, die die Zuschauer Abend für Abend im Apollo zu sehen bekommen, hat sie selbst erarbeitet. Sie hat keinen Trainer, bringt sich – teils mit Videos – alles selbst bei. Nach dem Engagement in Düsseldorf geht es weiter nach Saarbrücken.
„In Amerika gibt es keine langfristigen Engagements, sondern nur Galas oder ähnliches“, erklärt sie. Dann lacht sie wieder, hebt lässig die Schultern und sagt voller Überzeugung: „Mein zu Hause ist einfach überall.“
Mehr Infos zu „London Calling“ unter apollo-variete.com.
Autor:Lokalkompass Düsseldorf aus Düsseldorf |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.