Mitbringsel des gescheiterten dritten Kreuzzugs?
Ältestes deutsches Huhn: Bergische Kräher

Der Hahn kräht besonders lange, Bergische Kräher gehören zu den Langkrähern. Es werden seit Jahrhunderten Krähwettbewerbe abgehalten. | Foto: Heiko Fröhlich
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  • Der Hahn kräht besonders lange, Bergische Kräher gehören zu den Langkrähern. Es werden seit Jahrhunderten Krähwettbewerbe abgehalten.
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Wie könnte es anders sein? Bergische Kräher sind die älteste erhaltene deutsche Hühnerrasse. Kein Geringerer als der Graf von Berg wurde mit seinen Knappen nach dem gescheiterten dritten Kreuzzug durch ein Hahnenkrähen gerettet. Den Hahn samt der Hennen brachte er 1190 mit ins Bergische Land.

Es gibt eine zweite Theorie, die besagt, dass spanische Mönche vor sehr langer Zeit Hühner mitgebracht haben, aus denen die Langkräher hervorgehen. Molekulargenetische Untersuchungen belegen jedoch eine sehr nahe Verwandtschaft zu Bosnischen Krähern und Kosovo Krähern. Eine nahe Verwandtschaft zu einstigen Hühnern aus Spanien lässt sich bislang nicht belegen. Dieses würde dafür sprechen, dass Bergische Kräher aus dem Raum von Bosnien und Kosovo stammen.

Der dritte Kreuzzug – zum Erlass aller Sünden

Eine Sage schildert die Ankunft der Bergischen Kräher im Bergischen Land infolge vom dritten Kreuzzug. Es war der zweite des Kaisers Barbarossa und scheiterte. Dieser hat im hohen Alter eine Übereinkunft mit dem Papst getroffen, ein gewaltiges Heer aufzustellen und anzuführen. Überall im Land folgte man dem Aufruf und stellte die Knappen unter Waffen. Wer an den Kreuzzügen teilnahm, dem wurden alle Sünden vergeben und er konnte sich mit Ruhm bereichern, so der einstige Glaube. Deswegen bewaffnete auch der Graf von Berg seine Knappen und schloss sich dem Heer von Barbarossa an. Es sollen 15000 Mann gewesen sein, für einstige Zeiten ein beachtliches Heer.

Am 11. Mai 1189 brach Barbarossa in Regensburg auf, um über Bayern und Ungarn zu Byzanz, dem heutigen Istanbul, vorzurücken. Hier wurden sie durch die fliehenden Einwohner mit einer feindlichen Armee verwechselt, konnten mit dem dortigen König Isaak II jedoch Schiffe für das Übersetzen vom Heer aushandeln. Damit ging es weiter, erste Schlachten wurden siegreich beendet.

Kaiser Barbarossa ersoff im Fluss

Das Heer hatte tausende Kilometer zurückgelegt, noch gute 1000 km lagen zwischen den Kreuzrittern und Jerusalem, da ertrank Barbarossa als Kaiser des römisch-deutschen Reiches am 10. Juni 1190 in der Saleph. Es handelt sich um den heutigen Fluss Göksu, die Unglücksstelle lag nahe der heutigen Stadt Silifke, nördlich von Zypern fast am türkischen Mittelmeerufer. Wie genau es zu diesem Unglück kam, war laut heutiger Überlieferung sogar schon vor Ort unklar.

Nun entbrannte ein Streit um die Führung der Truppen in das gelobte Land. Es gab keine Einigung, womit das große Heer sich in kleine Gruppen teilte und die Rückreise antrat. Graf von Berg musste ebenfalls die lange Rückreise antreten. Diese war gefährlich, da viele kleine Gruppen leichtere Angriffsziele sind oder sie den Weg nicht finden. Letzteres passierte Graf von Berg.

Tagelang irrten die Heimkehrer durch die Wälder. Nach drei Tagen baten sie schließlich Gott um schnelle Hilfe, da krähte ein Hahn. Dem Hahnenruf folgten die Männer und gelangten zu einem Köhler. Aus Dank für dieses Himmelszeichen kauften sie des Köhlers Hühner und fanden den Weg zurück ins Bergische Land.

Die Rückreise wäre fast auf halbem Wege gescheitert, da krähte der Hahn und wies allen den Weg. Es war die Region von Bosnien und Kosovo, die fast zum stillen Grab für den Graf von Berg und seine Knappen wurde.

Ehrungen für Bergische Kräher

Der Graf von Berg hat sich möglicherweise nie für Hühner oder die Hühnerzucht interessiert, bis er im Walde stehend den rettenden Hahnenruf vernahm. Aus Dank nahm er die Langkräher nicht nur mit heim. Er gab die Tiere an die Zisterziensermönche nahe des Schlosses der Familie Berg in der Nähe von Düsseldorf. Diese züchteten die Langkräher und trugen zu ihrer regionalen Verbreitung bei. Noch zu den Lebzeiten des Grafen soll es erste Krähwettbewerbe gegeben haben. Die Sieger erhielten stattliche Preise wie eine Kuh oder einen ganzen Bauernhof. So trugen die Lebensretter noch zur Unterhaltung bei und machten ihre Besitzer durch ihren Gesang reich.

Die Anfänge der Bergischen Kräher, der ältesten noch existierenden deutschen Hühnerrassen, liegen im Jahr 1190 im Bergischen Land vom heutigen Nordrheinwestfalen. Leider sind Bergische Kräher, die auch Kräher über den Berg oder Bergkräher genannt werden, sehr selten und stehen in der roten Liste der GEH in Kategorie I, extrem gefährdet. Im Jahr 2016 wurden keine 300 Zuchttiere gezählt.

Wer bereits Erfahrungen mit der Hühnerzucht hat und zum Erhalt dieser uralten Haushuhnrasse beitragen möchte, kann sich hier melden: bergischekräher.de

Haushühner – historisch

Das Bankivahuhn gilt als Urahn aller heutiger Haushühner. Es wurde vermutlich vor 8000 Jahren in China domestiziert. Die ersten Niederschriften, die Haushühner erwähnen, stammen aus dem Jahr 1400 v. Chr., ebenfalls aus China. Die Eroberung Europas erfolgte vermutlich erst ab 800 v. Chr., Haushühner erreichten dadurch aber noch nicht direkt die Gebiete des heutigen Deutschlands. Auch ging es in den Anfängen vermutlich weniger um Fleisch und Eier als um den Hahnenkampf. Zumindest verbreiteten sich Haushühner schnell über große Landstriche.

Aufgrund der lückenhaften Überlieferungen bleibt vieles vermutlich für immer unbekannt. Unzählige regionale Hühnerrassen bildeten sich und gingen in dieser langen Zeit zu einem Großteil wieder unter. Bergische Kräher sind deshalb das älteste noch erhaltene Huhn Deutschlands. Dieser Zufall belegt zugleich die lange Tradition der Langkräher.

Der Hahn kräht besonders lange, Bergische Kräher gehören zu den Langkrähern. Es werden seit Jahrhunderten Krähwettbewerbe abgehalten. | Foto: Heiko Fröhlich
Älteste noch erhaltene deutsche Hühnerrasse: Bergische Kräher – Hahn und Henne. Ein Mitbringsel des Grafen von Berg nach dem gescheiterten dritten Kreuzzug? | Foto: Heiko Fröhlich
Autor:

Robert Brungert aus Essen

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