Eine Ikone feiert Geburtstag
50 Jahre Schauspielhaus Düsseldorf
Welch eine Entwicklung! 8000 Besucher konnte das Schauspielhaus Düsseldorf ("D'Haus") am Tag der offenen Tür anlässlich seines 50. Geburtstags am 18. Januar 2020 begrüßen. Das sah vor 50 Jahren ganz anders aus. Als das neue Haus 1970 eröffet wurde, waren nur geladene Gäste zugelassen. In der aufgeheizten politischen Atmosphäre der späten 1960er-Jahre kam es zu Protesten gegen den bürgerlichen Kulturbetrieb, begleitet von Ausschreitungen und Polizeieinsatz.
Eine Ikone moderner Architektur
Auch nach 50 Jahren hat der Bau des Architekten Bernhard Pfau nichts von seiner Faszination eingebüßt. Selbstbewusst behauptet sich das wie eine Plastik wirkende Gebäude mit der weißen Fassade und den geschwungenen Baukörpern gegen das benachbarte schmale, streng gerasterte Dreischeibenhochhaus und bildet mit diesem eines der eindrucksvollsten Ensembles moderner Nachkriegsarchitektur in Deutschland.
Sanierung, Modernisierung und neue Funktion
Die Umgestaltung des gesamten Umfelds - U-Bahnbau, Abriss des Tausendfüßlers, Kö-Bogen - brachte die Chance, auch den wenig einladenden Gustav-Gründgens-Platz vor dem Schauspielhaus neu zu gestalten. Hier entsteht das "Ingenhoven-Tal". Es war auch die Chance, das in die Jahre gekommene Schauspielhaus gründlich zu sanieren, es im Sinne der Denkmalpflege behutsam zu modernisieren und die Technik zu erneuern. Die Kosten teilten sich die Stadt und das Land NRW. Architekt Christoph Ingenhoven öffnete in Absprache mit Generalintendant Wilfried Schulz das Haus durch Fensterflächen stärker als bisher zum Hofgarten und zur Stadt. Das passt zu der Entwicklung, nach der Kulturbauten zunehmend zu öffentlichen Orten werden und neue gesellschaftliche Funktionen in der Stadtgesellschaft übernehmen. So plant Schulz, das Foyer des D'Haus unabhängig von den Vorstellungen auch tagsüber zu öffnen und zu einem Treffpunkt für die Allgemeinheit machen.
Der Innenraum
Das großartige Foyer ist nach wie vor ein Eyecatcher. Eine baumartige Stütze mit Ästen trägt die Decke. In spannungsvollem Kontrast zu den organischen Formen steht die nüchterne Ausführung in Sichtbeton. Orange beleuchtete Zylinder dienen als Sitzgelegenheit. Frisch strahlen die restaurierten Mosaiken und Wandgestaltungen von Günter Grote. Edle Materialien in warmen Farben bestimmen den Charakter des Foyers. Während die Sanierung im Innern bis auf wenige Kleinigkeiten abgeschlossen ist und der Theater-Betrieb nach Jahren wieder hier stattfinden kann, ist die Außengestaltung noch im Gange, weil es Probleme mit der Farbe der weißen Fassadenpaneele gegeben hat.
Veranstaltung "Architektur und Kultur"
Die Fotos entstanden am 25.01.2020 anlässlich der Veranstaltung "Architektur und Kultur" - Ein öffentliches Forum mit Vorträgen und Gesprächen". Auf dem Podium saßen Staatssekretärin Anne Katrin Bohle (Bundesministerium d. Innern, für Bau u. Heimat), Till Briegleb (Süddeutsche Zeitung), Christoph Ingenhoven (ingenhoven architects), Andrea Jürges (Deutsches Architekturmuseum), Claudia Schmitz und Wilfried Schulz (Düsseldorfer Schauspielhaus), Cornelia Zuschke (Stadt Düsseldorf), Moderation: Jürgen Tietz.
Während sich Winfried Schulz, Christoph Ingenhoven und Cornelia Zuschke zu den konkreten Fragen der Sanierung und Modernisierung des Hauses äußerten, stellte Till Briegleb den Architekten Bernhard Pfau näher vor und beleuchtete seine Rolle im "Düsseldorfer Architektenstreit" als einer der Antipoden zu den Köpfen, die bereits im Dritten Reich tätig waren und in der Nachkriegszeit manche ihrer damaligen Konzepte weiter verfolgten. Andrea Jürges schließlich stellte das Düsseldorfer Schauspielhaus in den Kontext anderer, ebenfalls restaurierter bzw. umfunktionierter Bühnenbauten in Europa.
Ich wünsche viel Vergnügen beim Besuch des Düsseldorfer Schauspielhauses.
Quelle
https://www.dhaus.de/programm/a-z/architektur-und-kultur/
Autor:Margot Klütsch aus Düsseldorf |
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