Wie erkläre ich Blinden „Gotha“? (*)

Am morgigen Freitagabend werde ich es versuchen dürfen und wollen, Blinden und Sehschwachen in Georgenthal meine Heimatstadt Gotha nahe zu bringen.

Wie kann ich eine Vorstellung vermitteln, dass sich ein Blinder ein inneres Bild davon machen kann, die weitestgehend wirklichkeitsnah ist? Augen zu – und dann?

Ich werde es versuchen mit dem Vergleich einer Stimmgabel, die man mit den beiden Enden so legt, dass sie auf ein Lineal stoßen. Das Lineal stellt die südliche Begrenzung dar und ist mit der Eisenbahnlinie vergleichbar. Im Bogen der Stimmgabel stelle man sich das Schloss vor. Der Bereich zwischen den beiden Stimmgabelstäben sind die Parkanlagen.

Wieder in Stimmgabelform liegt um alles die Innenstadt. Im Bogen dieser 2. Stimmgabel liegt der Markt mit seinem Rathaus und westlich davon die leider zu großen Teilen abgerissene Altstadt wo heutige Blockbauten stehen. Östlich des Marktes der erhaltene Innenstadtteil.

Eine dritte Stimmgabel darum steht symbolisch für die Straßenbahn vom Bahnhof bis in die Waltershäuser-Straße, von wo sie dann als Thüringer Waldbahn in westliche Richtung aus der Stadt nach Waltershausen, Friedrichroda, Tabarz fährt.
Um diese Straßenbahnstimmgabel hat sich Gotha nach allen Seiten freilich noch ausgedehnt.

Ein Gotha-Kenner wird sich gewiss selber fragen, wie er mit geschlossenen Augen die Stadt für einen Blinden bildhaft machen kann?
Warum habe ich Stimmgabel statt „umgedrehtes U“ gewählt? Was kann sich ein Blinder unter einem „U“ vorstellen?

Eine Reihe weiterer Fragen stellen sich mir und werde ich in der Auflösung vor Ort gestalten müssen.

Ganz gleich, wie es werden (und hoffentlich gut) wird, habe ich eine Lücke in Gotha festgestellt: Für wichtige Bauten oder auch die Straßenführung der Innenstadt gibt es noch Nichts, was Blinde im Modell befühlen können, um sich ein inneres Bild davon zu machen bzw. sich zu orientieren.

Deshalb werde ich den Vorschlag, so etwas anzufertigen, an den Behindertenverband weitergeben – nach der Veranstaltung und den Meinungen der Blinden und Sehschwachen selbst dazu.
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Für morgen habe ich eine Power-Point-Präsentation mit allen Texten, Hinweisen für Bilderbeschreibungen und musikalischen Ergänzungen erstellt.
Kein Beamer, keine Leinwand! Nur mein PC als Regiepult und die Lautsprecher werden mich unterstützen.

Und schon heute bin ich gespannt, was ich davon berichten kann!
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Sie sehen mit dem Herzen – mein Vortrag bei Blinden

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(*) = Gleichlautend in LK und mA (meinAnzeiger.de)

Autor:

Uwe Zerbst (Gotha/Thüringen) aus Bochum

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