Boncuk ist wieder zuhause
Als am Mittwoch Abend noch kurz vor 10 mein Telefon klingelte, berichtete mir die Mutter eines meiner Schüler, sie hätten einen Großsittich oder Kleinpapagei in Kamp- Lintfort auf einem Autodach eingefangen. Der Vater musste dazu sein T- Shirt ausziehen, um den Vogel einzuwickeln. Da die Familie keine Möglichkeit hatte, den immerhin 30 cm großen Vogel gut unter zu bringen, brachten sie den Vogel umgehend bei mir in Alpen vorbei, wo der Sittich einen großen Käfig beziehen konnte. Sonnenblumenkerne, ungesalzene Erdnüsse und ein Stück Apfel waren sein Abendessen, bevor ich heute eine entsprechende Körnermischung für Sittiche aus Australien besorgen konnte. Der Piepmatz war nach zwei Stunden Suche bei Herrn Google ein „Bauers Ringsittich“.
Morgens nahm ich Kontakt zu den im ehemaligen Vogelpark Plantaria beheimaten Vogelfreunden auf und sie hätten den Kleinen dann übernommen, wenn der Besitzer nicht ausfindig gemacht werden kann. Der Sittich war mit einem hellblauen Ring am Bein versehen. Ein Ablesen der Gravur war aber so leicht nicht möglich, weil ich schon beim Umsetzen aus der Transportbox die Kraft seines Schnabels zu spüren bekam. Na ja Blut ist nicht geflossen. Während ich arbeiten musste, nahm meine Frau Kontakt zu Radio KW auf, um den Vogel dort ausrufen zu lassen. Leider übernimmt der Sender solche Aufträge nicht mehr. Ein Besuch beim hiesigen Tierarzt brachte auch keinen Aufschluss über ein Register wo über die Beringung den Eigentümer hätte ausfindig gemacht werden könnte. Danach wurde der kleine Wandervogel beim Tierheim Moers/ Kamp- Lintfort zu Protokoll gegeben.
Nun haben ja auch viele Facebook. Also ein Handyfoto dort reingestellt und nach wenigen Minuten kam der Kommentar: „Das ist unser Vogel“. Nach anfänglicher Skepsis, Nachfragen und einem Telefonat, war es wirklich klar, der Vogel gehört zu einer Familie in Kamp- Lintfort. Ich kenne beide Kinder aus dem Unterricht an der Realschule und nachdem die „Übergabemodalitäten“ vereinbart waren, holte eine überglückliche Familie ihren „Boncuk“ wieder ab. Das Mädchen, so erzählte der Vater war so traurig gewesen, dass sie ihr Schulbrot nicht gegessen hatte, schließlich hatte Boncuk immer mit ihr die Hausaufgaben gemacht. Die Blumen, die sie mitbrachten werden verwelken, aber die rührende Karte, die dabei steckte, werde ich noch lange aufbewahren. Für manche Dinge im Leben gibt es doch ein Happy End.
Autor:Benno Ibold aus Alpen |
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