„Tschüss und einen kurzen Tag“

Wie bitte? Einen „kurzen“ Tag?
„Normalerweise“ verabschiedet man sich und wünscht gegenseitig weiter einen „schönen“ Tag.
Deshalb höre ich auf meine Abschiedsworte meist zuerst „Danke, ebenso!“, bis nach einem kleinen Kopfschütteln mir die Frage nachgeworfen wird: „Habe ich ‚kurzer Tag‘ gehört?“

Nachdem ich mich über die erwartete Verblüffung innerlich gefreut habe, komme ich gleich mit: „Ja, das kann ich erklären, wenn’s gewünscht wird.“

Da vermutet wird, dass ich es nicht nur so hingesagt habe sondern es einen „tieferen“ Sinn haben muss, den man selbst leider noch nicht kennt, stehen wir bald gelöst zusammen und ich erkläre:

Zuerst will ich mal sagen, was ein „langer Tag“ ist. Das ist einer, bei dem man zum Arzt muss, dort vielleicht schon sitzt aber noch drei Patienten vorher dran sind, so dass sich das unangenehme Warten in die Länge zieht. Auch Minuten vor einer Prüfung erscheinen einem mitunter wie Stunden. Da handelt es sich also um einen „langen Tag“!
(Verständnisvolles auflockern des gespannten Gesichts meines Gegenübers.)

Wenn man in froher wie gemütlicher Runde einen ganzen Abend nett verbrachte oder eine Auszeichnung/Würdigung in einem kleinen Teil einer Veranstaltung erhielt, dann wird man später darüber stundenlang berichten können und der Meinung sein, dass diese Erlebnisse zeitlich viel zu kurz waren. Es war durch sie ein „kurzer Tag“ geworden.
(Totale Gesichtserhellung meines Gegenübers mit deutlichen Lachansätzen. Bereit, erfreut weiter zu gehen.)

Halt!
Da ist noch etwas!
In einem Restaurant habe ich im Gehen einem deutlich verliebten Paar eine „besonders kurze Nacht“ gewünscht. Dem verdutzten Mann erklärte ich kurz den „kurzen Tag“, worauf die Frau lächelte und meinte, dass es ihrerseits auch eine „dreimal so kurze Nacht“ sein könne. Der Blick des Mannes hatte sich noch nicht aufgeklärt, als ich schon an der Tür war.
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Übrigens: Mein früherer Betriebsdirektor grüßt mich lachend immer mit „Hallo Uwe – einen kurzen Tag!“, nachdem ich vor Jahren diesbezüglich seine Neugier – äh – seinen Wissensdurst gestillt hatte.
(Die Gesichter der umstehenden Passanten sind dabei einfach köstlich!)

Autor:

Uwe Zerbst (Gotha/Thüringen) aus Bochum

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