Jugendgerichtshilfe
Sie arbeitete aus Berufung für die Jugend

Mit der Wende hatten die „neuen Bundesländer“ ein neues Jugendhilfegesetz, welches sie einerseits sehr herausforderte aber andererseits aufgrund langjähriger Berufserfahrung auch wieder leicht umzusetzen war.
Mit der Wende lernte ich sie kennen und habe sie sehr oft in all den Jahren bis zur Rente begleitet.
Für mich waren es Erlebnisse der besonderen Art und wahrlich nicht selten mehr als kritisch.

Mit diesem Beitrag könnte eine Serie beginnen, um den Beruf eines „Jugendgerichtshelfers“ zu verdeutlichen.
„Jugendgerichtshelfer“ setzt sich einerseits für straffällige Jugendliche ein, um dem Gericht deutlich zu machen, wie sie einzuschätzen sind. Andererseits ist Berufsbestandteil, das Gericht auf jeweils vertretbare Urteilsfindung hinzuweisen.

Wenn sie den Jugendlichen ein großes Vertrauen entgegenbrachte und dies komplett erwidert wurde, wenn heute immer wieder „frühere straffällige Jugendliche“ auf sie zukommen, sich über dieses Treffen freuen und dann meist längere Gespräche folgen, wo man sich gern „gemeinsamer“ Zeiten erinnert und auch deutlich machen kann, was aus einem geworden ist, wenn die Ehepartner und Kinder strahlend daneben stehen und staunen, wie sie aussieht, von der schon viel erzählt wurde, dann gehe ich mit fröhlichem Herzen weiter und schaue erst wieder, wenn sie mir stolz und froh berichtet, wen sie da getroffen hat, wie dieser Jugendliche war und nun ist.

Womit fange ich an?

Ein Anruf – und schon waren wir unterwegs zum Gothaer Unterem Hauptmarkt. Wie stets blieb ich im Hintergrund, ließ sie allein auf die kleine Menge Jugendlicher zugehen, um die alle anderen einen leichten Bogen machten (wegen wohl abstoßenden Aussehens und ein paar Hunden). Sie setzte sich zu ihnen. Die Hunde wurden zur Seite genommen. Sie schien alle zu kennen und bekannt zu sein.
Auf einem Gerüst am Portal des Rathauses kletterte ein Junge hoch, um letztlich einen Zeiger der Uhr abzumontieren und herunter zu holen. Nichts schien zu passieren, weil er immer höher kletterte und die Gruppe um sie nur zuzuschauen schien. Vorübergehende äußerten sich abfällig über die Jugendgruppe und freilich besonders über den Klettermax. (Da ich sie kannte und ihre Art, wusste ich allerdings, dass man nur warten musste.)
Da stand sie auf, verabschiedete sich von den Jugendlichen und kam wieder zu mir mit den Worten, dass wir gehen könnten. Doch konnte ich noch sehen und hören, wie die Gruppe den Klettermax davon überzeugte, dass sein Vorhaben wohl doch nicht so prickelnd sei und er doch gleich wieder runterkommen solle, was er dann auch tat.

Sie lächelte mich an und "sagte" mit ihrer typischen Kopfbewegung:
Sag ich doch, man kann mit ihnen reden und erfolgreich auf einen richtigen Blick orientieren.

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Alle Beiträge zu dieser Jugendgerichtshelferin sind zu erreichen über
           Jugendgerichtshelferin aus Berufung

Autor:

Uwe Zerbst (Gotha/Thüringen) aus Bochum

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