Ich begann es 1990 mit vierzig Nelken
Alles war im Umbruch. Nicht jeder Weg in die Zukunft war klar. Aber Wahlen standen bevor.
Alles sollte anders und dazu besser werden. Viel zu oft wurde „das Alte“ insgesamt statt ordentlich gesichtet und mit Bedacht über Bord geworfen.
Plötzlich stand der „Internationale Frauentag“ vor der Tür. Auch bei den Linken, die von der SED über die SED-PDS und schließlich die PDS einen Weg für die gelebte Vergangenheit ihres eigenen Lebens und das ihrer Familie sowie Kollegen suchten, das Gute mit in die neue Zeit zu nehmen. So gestaltete man im Theater-Café einen gemütlichen sowie kulturvollen wie auch politischen Kaffeenachmittag.
Bei Blumen-Heyn lieh ich mir einen flachen geflochtenen Blumenkorb aus, kaufte 40 Nelken und stellte mich am 08.03.1990 an den Eingang des Theater-Café, um jeder kommenden Frau eine Nelke zu schenken. Verwunderte Gesichter, die zum gesprochenen Dank sich in fröhlich lächelnde verwandelten.
Doch das Entscheidende kam nach Abschluss der Veranstaltung, als die Frauen in alle Richtungen heim gingen: Die Frauen, mit jeweils einer Nelke durch die Stadt laufend, fielen ganz besonders auf und kündeten vom "Internationalen Frauentag". Das gab es meines Erachtens erstmals so in dieser Form. Und ich war froh, dass meine Freude sich derart vervielfältigte!
Später – in Kassel – empfahl ich den dortigen Genossen der PDS aus meinen Erfahrungen, sich mit ausreichend vielen Nelken am „Internationalen Frauentag“ vor die Kliniken zu stellen. Sie taten es und hatten riesigen Erfolg.
Am gestrige 08. März hatten wir Vormittag einige Dinge in der Stadt zu erledigen. Auf dem Neumarkt bekam Heide von den „LINKEN“ eine Nelke geschenkt. Fleißig hunderte von Nelken verteilend schwirten Einige umher. Ein herrlicher Anblick.
Auch die GRÜNEN, die SPD und später gewiss auch die CDU verteilten gestern in Gotha Blumen – aber nur die LINKE vergab Nelken.
Seit Jahren haben die jeweils verschenkten Blumen ein Fähnchen, an dem man erkennen kann, von welcher Partei sie geschenkt wurden.
Wenn auch jede Partei mit ihren Blumen auf sich aufmerksam machen wollte, so hoben alle den „Internationalen Frauentag“ hervor – nicht nur als Freudevergabe an Mädchen und Frauen – nein, auch als politischen Tag für die Rechte der Frauen, ihre Gleichberechtigung u.a.m.
Für mich einfach wunderbar, wie in den Jahren die Bedeutung des 08. März nicht verloren ging und nunmehr viele „Rosenkavaliere“ und „Nelkenverschenker“ in Gotha agieren.
1990 lachte man teilweise über mich mit dem Nelkenkorb. Gestern lächelte man über meine Geschichte, über meinen klitzekleinen Anfang.
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Mein Beitrag zum gestrigen 08. März: HIER !
Autor:Uwe Zerbst (Gotha/Thüringen) aus Bochum |
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