gotha live
Darum wieder über die DDR !

Heute vor 74 Jahren - am 07.10.1949 - wurde die DDR gegründet, mein Land, in dem ich Kindheit / Jugend / Hochzeit / die eigenen Kinder erlebte und nach dem Studium meine Freude in der Arbeit fand.

Es waren wunderbare Jahre der Kindheit – daheim und auch im Kindergarten, in der Schule und im Kinderhort.
Es waren erlebnisreiche Jahre der Jugend – daheim sowie in Schule und Studium, in den Ferienlagern und auch meinen Eindrücken von Arbeitsgemeinschaften bis hin zum Turniertanzen.
Durch meine Ferientätigkeit als Gruppenleiter eines Ferienlagers lernte ich meine spätere Frau kennen und hatten wir zusammen bereits einen Jungen, als wir 1971 nach Gotha zogen, wo ich meine Arbeit aufnahm.
Gesellschaftlich engagierte ich mich sowohl in der Arbeit wie auch im Wohnbereich, und lebte und erlebte erfreut das Leben der Stadt Gotha.

Ja, ich war Jungpionier, dann Thälmann-Pionier, ging danach auch in die FDJ und wurde schließlich Mitglied der SED.
Manch einem wird das nichts sagen und höchstens „systemtreu“ in den Sinn kommen.
Für mich war es jedes Mal die Möglichkeit, mit und für andere das Gemeinschaftsleben mitzugestalten. Im Arbeitsbereich engagierte ich mich mit für kulturelle Dinge und im Wohnbereich organisierte ich zum Beispiel zwei Kinderfeste für die 32 Familien unseres Wohnblockes.

Ganz besonders wurde ich geprägt durch die jährlich erlebten Kinderferienlager und dann auch dabei als Gruppenleiter, wie durch mein Engagement im Turniertanz über mehrere Jahre im „Tanzkreis Kristall“ in Jena.
Es waren herrliche Jahre, in denen ich viel lernte und dann auch weitergeben konnte, in denen ich mich voll einbrachte, um einerseits arbeitsmäßig viel zu schaffen und gesellschaftlich zusammen mit und für andere ein kulturvolles Miteinander zu gestalten.

Ja, es gab freilich auch eine Reihe Dinge, die ich nicht hatte oder bekommen konnte.
Abgesehen von den Dingen, welche in jedem Leben nicht verwirklicht werden, zählten dazu auch die Reisebeschränkungen ins Ausland.
Doch all das war den anderen Lebensmöglichkeiten wahrlich untergeordnet und keineswegs ein Grund für mich, alles hinter mich lassen zu wollen.
Sicher gab es auch Menschen mit anderen Lebenserfahrungen, denen die DDR zu eng wurde.

Dann kam die Wende, trat die DDR der damaligen BRD bei, wurde es eine „neue BRD“, in welcher die Westdeutschen möglichst genauso weiterleben wollten, wie sie es gewohnt waren, und die DDR-Bürger schier alles neu über sich ergehen lassen mussten – oft nicht einsehend, weshalb urplötzlich aber auch schier alles, was sie in der DDR taten, unbedingt falsch sein sollte.

Da tatsächlich gute Dinge aus der DDR nicht in die „neue BRD“ übernommen wurden, sahen die Westdeutschen das Hinzukommen der DDR-Bürger mit der Zeit nicht selten als eine Belastung an – was hatte ihnen diese Einheit denn gebracht?
Nun gibt es ja eine Reihe von Dingen, welche aus der DDR übernommen wurden, wobei sie freilich durch neue Bezeichnungen den Zusammenhang verwischen.

Mag man es sehen, wie man will, die Jahre der Deutschen Einheit sind im Grunde eine gute Zeit für die West- wie auch die Ostdeutschen – auch, wenn mit der Zeit die gesellschaftlichen Unzulänglichkeiten deutlicher werden und reichlich nachgebessert werden müsste.

Ich fühle mich im Vereinten Deutschland voll zuhause und kann in meinen Aktivitäten mich weiterhin voll ausleben. Dass mir aufgrund meines Alters nicht mehr alles möglich ist und ich aus vielen Dingen herausgewachsen bin, schmälert mein Engagement ja nicht.

Es wäre besonders erfreulich
, wenn viele andere für sich selbst auf solch erfreuliche wie positive Erfahrungen zurückblicken und in die Zukunft blicken können.
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Nachbetrachtung:
Nun kann man ja geteilter Meinung sein darüber, wie man den Lebensweg eines Menschen einschätzt.

Das ist sicher besonders schwierig, wenn man die Lebensumstände nicht kennt oder darauf orientiert wurde, dass der Maßstab das eigene Leben sei.
Damit kann man sich fix im Unrecht befinden.!

Dies noch an das Ende meines Beitrages, weil ich schon allzu oft abfälliges  Lächeln über mein Leben oder einfach hingeworfene Belehrungen erhalten habe, wie ich mich nun im geeinten Deutschland am besten einbringen könne.
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Meine früheren Beiträge zum Jahrestag der DDR:

### 1 ### „Tag der Republik“ – Feiertag zu DDR-Zeiten: 07. Oktober
### 2 ### „Tag der Republik“ – das war er einmal
### 3 ### Es war auch meine DDR

Autor:

Uwe Zerbst (Gotha/Thüringen) aus Bochum

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