Auch die einzige Kneipe in Bönninghardt leidet unter Corona
Geschäft auch aktuell stark eingebrochen

Hoffen auf ein baldiges Ende der Pandemie. Ruth und Marco Eickschen
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Seit etwa 75 Jahren befindet sich die zurzeit einzige Kneipe im Alpener Besenbinderdorf Bönninghardt im Besitz der Familie Thiesen und das in der dritten Generation. Übernommen hat Ruth, die Tochter von Hermann und Katharina Thiesen den Betrieb im Februar 2017 zusammen mit ihrem Mann Marco Eickschen.

„Auf der Hei“, wie die Bönninghardter ihr Dorf liebevoll nennen, ist die Gaststätte ein Begriff und Stammlokal vieler Vereine. Sowohl der Schützenverein, der Karnevalsverein, das Tambourcorps als auch der „Schafstammtisch“, für den Schafzüchter und -halter sogar aus dem westfälischen Ahaus kommen, haben in dem großen Saal ihre Heimat gefunden. Zudem lassen viele Kegelvereine hier die Hölzer fliegen.
Sonst besteht das Kerngeschäft der Familie aus großen und kleinen Familienfeiern, wenn das eigene Wohnzimmer oder der Partykeller zu klein wird. Gibt es auch kein Essen à la carte, müssen Feiernde und Kegelclubs nicht verhungern, denn dann stehen Mutter Katharina und Schwester Gabi in der Küche, um leckere Speisen für die zufriedenen Gäste zuzubereiten.

Dann kam Corona

Alles in allem also eine Kneipe, wie man sie aus dem Dorfleben kennt und die ihre Eigentümer gut ernährt. Doch in diesem Jahr ist alles anders, denn in diesem Jahr kam SARS CoV 2, das Corona Virus.
Ab dem 16. März mussten Gastronomiebetriebe schließen, der Lockdown war da. Acht Wochen lang keine Gäste, keine Feiern, keine Kegelclubs, keine Familienfeiern, bevor die Maßnahmen gelockert wurden und die Gastronomie unter den jeweils geltenden Sicherheitsauflagen ihren Betrieb eingeschränkt wieder aufnehmen durfte.
Aber gerade diese Sicherheitsauflagen waren es, welche die Eickschens veranlassten, die Gaststätte vier Wochen länger geschlossen zu halten. „Kegeln war nicht zugelassen und in die Gasträume durfte nur eine begrenzte Personenzahl mit den notwendigen Abständen“, gibt Marco Eickschen zu bedenken. Das sei für die Familie alles andere als wirtschaftlich gewesen. „Die Kosten wären die gleichen wie bei normalem Betrieb gewesen“, resümiert der 49jährige. Die 41jährige Inhaberin ergänzt, „Unter diesen Umständen wurden auch viele Familienfeiern abgesagt“.

„Seit dem Lockdown hatten wir eine große Familienfeier, eine Hochzeit mit 110 Personen am letzten Wochenende, an dem diese Zahl noch erlaubt war“, so die 41jährige Mutter von zwei Kindern“. Einen Tag später sei die gestattete Anzahl der Feiernden auf 50 reduziert worden.
Wie viele Feiern bis jetzt abgesagt wurden und wie hoch der finanzielle Schaden war, können die beiden gar nicht genau sagen. „Wir wollen es auch gar nicht so genau wissen, sonst kommen uns die Tränen“, erklären die beiden Wirtsleute, die trotz allem ihren Humor nicht verloren haben. Auch jetzt kommen ob der aktuellen Infektionszahlen wieder mehr Absagen von Feiern.

Themenabende, um Folgen abzumildern

Um die Folgen der Pandemie wenigstens ein bisschen abzumildern, veranstaltet die Familie nun Themenabende, an denen es bestimmte Speisen gibt. „Mal sind es Burger, mal Muscheln, ein Eintopf oder ein leckeres Gänseessen,“ erklärt Ruth. Marco versichert, „Wer das beworbene Gericht nicht mag, muss nicht hungern, sondern hat die Möglichkeit auf eine Alternative auszuweichen. Aber das sollte die Ausnahme bleiben“.
Alle zwei Wochen Mittwochs Abends finden diese Themenabende statt, zu denen eine verbindliche Voranmeldung unumgänglich ist. Für den November und Dezember seien die Abende bereits ausgebucht. „Natürlich gelten auch hier die Corona Schutzbedingungen“, versichert Ruth. Gott sei Dank hat Marco noch seinen Beruf als Elektriker. „Sonst hätten wir schließen müssen“, ist er sich sicher.

Mehr Gerechtigkeit und Unterstützung

Was sie sich für die Zukunft wünschen? Natürlich, dass die Pandemie möglichst schnell vorbeigehe und man möglichst bald zur Normalität zurückkehren könne. Das sei der größte Wunsch. „Aber auch von der Politik erwarten wir mehr Unterstützung und vor allem Gerechtigkeit“, betont Eickschen. Schließlich sei es nicht einzusehen, dass hoch bezahlte Fußballprofis ihrem Beruf nachgehen könnten, während mittelständische Betriebe auf der Strecke blieben.

Autor:

Randolf Vastmans aus Xanten

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