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Mir "unbekannten" Betrugsversuch belohnt
Nicht als Lehrer ausgebildet unterrichtete ich dennoch zur DDR-Zeit zwei Jahre in Gothas „Fachschule für Bau, Wirtschaft und Verkehr“.
Habe ich auch selbst als Schüler nie abgeschrieben oder anderweitig versucht zu betrügen, habe ich schon eine ganze Reihe von Betrugsversuchen erlebt, kennen gelernt.
Da hatte ich eine etwas eigenartige Idee.
Wenn ein Schüler betrügt und ich diese Art noch nicht kenne, gebe ich ihm eine „1 im Fach“.
Alles andere wird freilich mit einer „5 belohnt“
So kam eine Bauschülerin absichtlich etwas eher zur Klausur. Sie wollte schnell die wichtigsten Hilfen notieren, um diese dann bei der Arbeit nutzen zu können. Diese Idee begrüßte ich und freute mich darüber.
Ungefähr auf 3 Blätter schrieb sie emsig.
Während der Klausur nutzte sie die notierten Hinweise.
Doch wurde ich stutzig, als sie etwa 5 bis 7 Blätter nutzte, welche sie ja gar nicht vor der Klausur beschrieben hatte. Ich sah nach und stellte fest, dass es wahrlich zahlreiche eng beschriebene Zettel waren, welche sie mitgebracht hatte.
Die Klausur war für diese Bauschülerin zu Ende und ich sagte ihr, dass sie die versprochene „1“ bekommt.
War es auch für etliche verwunderlich, so akzeptierte man, dass ich hier einen mir bis dahin unbekannten Betrugsversuch honorierte, wie ich es angekündigt hatte.
Später verwies ich die Schüler auf diese Betrugsvariante und gestattete Hilfeblätter, wenn ich sie vor Klausurbeginn oben signiert hatte. Das wurde dann auch vereinzelt genutzt und wurde ganz legal.
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Siehe auch:
So habe ich Schüler zum Abschreiben "aufgefordert"
Autor:Uwe Zerbst (Gotha/Thüringen) aus Bochum |
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