Historische Eisenbahn II- Dampflok-Grand-Prix - Erinnerungen an Ungarn 2008
Als ich am letzten Wochenende vorm MITROPA- Speisewagen der Rennsteigbahn auf dem Manebacher Bahnhof stand, erinnerte ich mich an eine ungewöhnliche Fahrt damit vor vier Jahren:
„Hast Du Zeit, in zwei Wochen mit uns für ein paar Tage mit dem Zug nach Budapest zu fahren?“ Herbert machte am Telefon kein großes Palaver:“ Komm` heute Abend mal zur Probe zu uns, ich erzähle Dir dann alles.“ Bei den Körnbachtaler Blasmusikanten in Elgersburg erfuhr ich dann, dass der Verein der Rennsteigbahn zu einem Dampflok- Grand- Prix und internationalen Speisewagetreffen nach Budapest fahre und man Blasmusik „im Gepäck“ haben wollte. Kost und Unterkunft sei alles vom Verein geregelt, es gäbe natürlich kein Geld für`s Musizieren. Ein tolles Angebot, wer dachte da an Bezahlung. Klar, dass ich neugierig war und zusagte. So gab es noch ein paar anstrengende Proben, weil ich bis dahin nur gelegentlich mal Aushilfe getrommelt hatte, aber man wollte es versuchen. „Das wird schon,“ beruhigten mich Matthias und Michael.
So fuhren wir mit den beiden Vereinen vom Ilmenauer Bahnhof ab: Diesellok „Marion“, ein voller Gepäckwagen, eben jener Speisewagen der jetzt wieder vor mir stand und ein komfortabler Abteilwagen der ersten Klasse aus den Anfängen des letzten Jahrhunderts sowie ein Salon- und ein Schlafwagen.
Wir waren erst einmal fasziniert vom hohen Komfort der gut erhaltenen Wagen und bekamen einen kleinen Geschmack des Zugreisens in alten Zeiten: Frühstück, Kaffe und Bierchen im Speisewagen und dabei vorbei an unserer schönen Thüringer Landschaft mit den inzwischen heir und da schlafenden Bahnhöfen.
So ging es rasch bis Gera, wo Vereine aus Berlin und Halle mit Ihrem Zug und einer schönen alten Schnellzuglok voll unter Dampf zu uns stießen. Aneinandergekuppelt als ein großer Zug ging es über Passau mit Zwischenübernachtung nach Wien und schließlich Budapest. Durch Östereich begeleitete uns ganz vorschriftsmäßig ein Amtmann der dortgen Bahn mit vorschriftsmäßiger historischer Uniform. Klasse!
Auf den Bahnhöfen mit Halt spielten wir vor dem Zug unsere Märsche und Polkas, begleitet von zwei eleganten Damen im passenden historischen Kostüm. So mancher Fahrgast auf den Stationen mag da wohl den Kaiser gesucht haben, der gleich aus dem Zug steigen müsste.
Wir nutzten während der weiteren Fahrt den Salonwagen zum Proben, um fit zu sein vor den erwarteten Gästen. Für das Treffen in Budapest hatten sich Vereine aus vielen europäischen Ländern angesagt um im Wettbewerb Dampfloks zu vergleichen und in den Speisewagen je nach Nationalität eine Jury und Gäste typisch zu bewirten. Ein ungarischer Minister höchstpersönlich, ein berühmter Koch und eine Moderatorin sollten die Jury bilden, erzählten uns die Vereinsmitglieder. Ich sprach Ihnen gute Chancen zu, wurden wir doch auf der Fahrt schon bestens bekocht und versorgt.
In Budapest auf einem riesigen Bahngelände mit Drehkreuzen und Lokschuppen dann Schwerstarbeit für die Vereine: Waggons und Loks mussten zueinander angeordnet werden, schließlich wollte man ja den Gästen ja auch ein Bild bieten. Jetzt kam die Idee mit der Blaskapelle zur Wirkung. Wir waren der einzige Verein mit einer solchen Live- Musik und hatten dementsprechend auch den meisten Andrang an den Wagen.
Der Minister war am Tag der Veranstaltung begeistert und wollte, dass wir abends zur gemeinsamen Feier der Vereine spielten, was wir aber höflich ablehnten. Die Musik vom DJ passte wohl auch besser zum Tanz. Von der Musik lies sich die Jury auch nicht beeinflussen. Gewonnen in der Kategorie „nationalitätentypischstes Gericht“ hatte der Berliner Verein mit Haxe und Sauerkraut zu Klößen und der Gesamtsieg der Speisewagen ging an ein rumänisches Team mit einem innen ganz mit Holz verkleidetem gemütlichen Waggon „Matthias“. Sehr zur Freude unseres Bassisten, der noch keinen Namensvetter in Form eines Eisenbahnwaggons hatte bis dahin.
Der Rest ist schnell erzählt: Abends riesige Vereinsfeier ohne Fremdsprachenkenntnisse und doch ohne Verständigungsprobleme. Am nächsten Tag Einpacken, Rangieren, Kuppeln, Organisieren und auf zur Heimfahrt mit unserem üblichen „Krawall“ auf jedem Bahnhof.
Diese Zugfahrt werde ich nie vergessen und dem Verein der Rennsteigbahn immer dankbar sein für die tollen Erlebnisse in Ungarn
Autor:Ronald Koch Langewiesen/Thür. aus Alpen |
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