Arbeitsmarktlage im EN-Kreis
Zahl der Arbeitslosen ist gestiegen
Die Arbeitsmarktlage im Ennepe-Ruhr-Kreis hat sich zum Jahresende weiter eingetrübt. Die Zahl der Arbeitslosen stieg gegenüber November um 234 oder 2,0 Prozent auf 11.747. Die Arbeitslosenquote erhöhte sich um 0,2 Punkte auf 6,8 Prozent.
Vor genau einem Jahr waren es nur 5,9 Prozent und fast 1.500 Arbeitslose weniger. „Die Arbeitslosigkeit ist bereits vor dem Jahreswechsel gestiegen, was an sich nicht ungewöhnlich ist. Noch vor einem Jahr herrschte die Sorge um die Omikron-Welle und deren mögliche Auswirkungen. In diesem Jahr gab es neue Herausforderungen. Doch der Arbeitsmarkt hat sich auch mit der anhaltenden Aufnahme von geflüchteten Menschen aus der Ukraine als stabil erwiesen. Im Ennepe-Ruhr-Kreis liegt die Arbeitslosigkeit weiterhin auf einem niedrigen Niveau“, so Agenturchefin Katja Heck. „Natürlich werden die Arbeitslosenzahlen im Januar jahreszeitlich bedingt weiter ansteigen. Die kurzfristige Prognose ist ungünstig, doch sind dies saisonale Schwankungen. Viel wichtiger für die Zukunft sind Antworten auf die immer drängendere Fachkräftefrage.“
Höherer Anstieg bei jungen Menschen
Die beiden Rechtskreise entwickelten sich tendenziell ähnlich. 3.149 Arbeitslose waren Kunden der Arbeitsagentur (67 oder 2,2 Prozent mehr als im Vormonat), 8.598 wurden durch das Jobcenter EN betreut (167 oder 2,0 Prozent mehr). Auf die Zielgruppen verteilten sich die Anstiege wie folgt: Die Zahl von jüngeren Arbeitslosen unter 25 Jahren stieg um 60 oder 5,8 Prozent auf 1.098. Bei den Älteren über 50 Jahren gab es nur einen kleinen Anstieg um acht oder 0,2 Prozent auf 3.904. Die Zahl der arbeitslos gemeldeten Ausländer stieg um 132 oder 3,1 Prozent auf 4.365. Erneut gab es nur bei arbeitslosen Menschen mit Schwerbehinderung gegen den Trend einen Rückgang um 20 oder 2,0 Prozent auf nunmehr 972. Die Zahl der Langzeitarbeitslosen nahm um 61 oder 1,4 Prozent auf 4.569 zu. Aktuell waren es damit 149 oder 3,4 Prozent mehr als vor einem Jahr.
Gemeldete Kräftenachfrage weiterhin schwach
Die heimischen Unternehmen sind bemüht, ihre Kräfte zu halten. Deshalb war der seit Monaten schwache Kräftebedarf zum Jahresende mit 225 gemeldeten Stellen nur um 27 oder 13,6 Prozent höher als noch im November, doch gleichzeitig um 353 oder 61,1 Prozent geringer als vor einem Jahr. Die größte Kräftenachfrage hatte aktuell das verarbeitende Gewerbe (49 Stellen), gefolgt von Personaldienstleistern (41), freiberuflichen Arbeitgebern (Rechtsanwälte, Steuerberater etc., 28 Stellen für Assistenzkräfte), dem Handel (27), dem Baugewerbe (22) und dem Gesundheits- und Sozialwesen (21). Die öffentliche Verwaltung meldete acht Stellenangebote.
Weniger Stellen gemeldet
Die Zahl der insgesamt bei der Arbeitsagentur zur Besetzung gemeldeten Stellen sank gegenüber November um 277 oder 13,4 Prozent auf 1.791 und in Relation zum Vorjahr sogar um 731 oder 29,0 Prozent.
Kurzarbeit und tatsächliche Inanspruchnahme
Im Dezember zeigten nur 39 EN-Unternehmen Arbeitsausfälle für rund 300 Personen an. Seit dem Beginn der Pandemie gab es damit im Kreis über 4.700 Anzeigen aus nahezu allen Branchen für rund 60.000 potentiell betroffene Arbeitnehmer. Im gesamten Bezirk, also inklusive der Stadt Hagen, waren es 7.700 Anzeigen für nahezu 100.000 Personen. Für Juli liegen inzwischen Daten zur effektiven Inanspruchnahme für den Kreis vor. Danach wurde nur Kurzarbeitergeld an 34 Betriebe für 244 Arbeitnehmer tatsächlich ausgezahlt, weitaus weniger als noch zu Beginn der Pandemie.
Lokale Besonderheiten
Die Arbeitslosigkeit entwickelte sich regional tendenziell ähnlich – mit einer Ausnahme: In Wetter gab es im Ergebnis mit 734 Arbeitslosen keine Veränderung. Alle anderen Städte hatten steigende Zahlen: Herdecke (+ 11 auf 618), Ennepetal (+ 12 auf 1.032), Gevelsberg (+ 15 auf 1.036), Breckerfeld (+ 17 auf 187), Sprockhövel (+ 27 auf 566), Hattingen (+ 38 auf 1.816), Schwelm (+ 57 auf 1.335), und Witten (+ 57 auf 4.423). Die Arbeitslosigkeit in den EN-Städten ist aktuell durchschnittlich um 14,4 Prozent höher als vor genau einem Jahr.
Gesamteinschätzung
„Trotz aller Krisen von Ukraine-Krieg über Corona-Pandemie bis hin zur Rekord-Inflation wird der Arbeitsmarkt jetzt und in Zukunft vornehmlich durch die Fachkräftefrage beherrscht“, so Katja Heck weiter. „Zur Digitalisierung und Transformation gehören zwingend Investitionen in die Beschäftigten. Wir brauchen deutliche Impulse bei der Qualifizierung und der arbeitsmarktpolitischen Unterstützung. Die Transformation in Zeiten des Fachkräftemangels gelingt nur, wenn neben den Investitionen in Maschinen und Produkte insbesondere auch die Beschäftigten im Wandel unterstützt und gefördert werden. Sie müssen die Kompetenzen erwerben können, die sie für eine sichere berufliche Entwicklung benötigen. Dies liegt aber in erster Linie in der Verantwortung der Tarifvertragsparteien. Wir unterstützen dies gerne, auch finanziell.“
Autor:Lokalkompass Witten aus Witten |
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