Diversity-Tag der Awo EN
"Wir l(i)eben Vielfalt"
„Komm zu uns, so wie Du bist, denn so bist Du richtig“, zitierte Michelle Borkowski am Mittwochabend im Schwelmer Ibach-Haus aus einem 30 Jahre alten Song der Band Nirvana. Kurz und knapp umriss sie damit, was künftig Kern der Personalpolitik im Bereich der Arbeiterwohlfahrt Westliches Westfalen und insbesondere auch der Awo EN sein wird.
Im Projekt „Vielfaltsbewusst in Führung“, gefördert von der Europäischen Union, haben sich seit 2019 Fach- und Führungskräfte des Awo-Bezirks und der Unterbezirke intensiv mit der Frage beschäftigt, wie bei der Personalauswahl und im täglichen Arbeitsleben die Vielfalt der Gesellschaft mit ihren diversen Religionen, Weltanschauungen Nationalitäten, Alter und Geschlechtern bewusst gelebt werden kann. Im Ibach-Haus wurde der Projektabschluss unter dem Titel „Wir l(i)e-ben Vielfalt“ am Deutschen Diversity-Tag gefeiert.
Ausgrenzung statt Inklusion
„Diversität hat verschiedene Dimensionen. Bei uns arbeiten bereits Menschen aus 90 Nationen. Aber was Menschen mit Behinderungen in der Belegschaft betrifft, gibt es noch Luft nach oben. Vielfalt im Unternehmen ist kein ‚Nice-to-have‘, sondern ein ‚Must-have‘. Viele Menschen erfahren Ausgrenzung am Arbeitsplatz. So haben dreiviertel aller Schwulen und Lesben schon Diskriminierung am Arbeitsplatz erlebt. Wir haben nun gelernt, uns zu hinterfragen. Es gibt noch viele Hürden, aber die werden wir überwinden“, erklärte Awo-Bezirksgeschäftsführer Uwe Hildebrandt.
Jochen Winter, Geschäftsführer der Awo EN, erinnerte sich an seine erste Konferenz der Awo-Geschäftsführer im Bezirk vor 30 Jahren: „Da saßen um mich herum nur Männer, alle über 60.“ Nun, so hatte Hildebrandt zuvor erläutert, werden es sechs Frauen und drei Männer sein, wenn Jochen Winter im Sommer in den Ruhestand gehe. Mit dem CAP-Markt, dem Café Herzken und dem Garten- und Landschaftsbau bei Ruhrgewerk, wo jeweils Menschen mit und ohne Behinderungen arbeiten, so Winter, sei die Awo EN schon auf einem guten Weg, aber sie müsse sich bemühen, noch inklusiver zu werden.
Programm
Michelle Borkowski und Bianca Baumann-Gohl, Projektmitarbeiterinnen beim Bezirk Westliches Westfalen beziehungsweise der Awo EN, führten durch ein abwechslungsreiches Programm, das die Begriffe „Vielfalt“ und „Diversität“ von verschiedenen Seiten beleuchtete. Das Damen-Duo Piplies und La Minga setzte etwa vom Publikum in den Raum geworfene Vorurteile wie „Frauen können nicht einparken“ in spontanes Kabarett um. An verschiedenen Stationen, wie dem Diversity-Quiz oder dem Demokra-Turm, konnten die Besucher selbst aktiv werden, ihr Wissen testen und erleben, wie wacklig die Demokratie werden kann, wenn die Basis löchrig wird.
„Wie wir mit unbewussten Denkmustern Vielfalt verhindern“, erläuterte Albert Kehrer, Vorstand der Stiftung "Prout at work", die sich für eine offene Arbeitswelt unabhängig von sexueller Orientierung und geschlechtlicher Identität einsetzt. Denkmuster zu haben und Menschen zu kategorisieren, so unterstrich Kehrer, sei sehr menschlich und mache das Leben einfacher. Er forderte jedoch dazu auf, Denkmuster bewusst zu hinterfragen, genau zu überlegen, warum und wann man Menschen Eigenschaften unterstellt, ohne sie zu kennen, in welchen Situationen man dies tut und ob die eigenen Einschätzungen auf Fakten oder Annahmen beruhen. Am Demokra-Turm galt es, die Bausteine der Demokratie nicht zum Einsturz zu bringen.
Hintergrund
Das Projekt „Vielfaltsbewusst in Führung“ wird innerhalb des Programms „Rückenwind – Für die Beschäftigten und Unternehmen in der Sozialwirtschaft“ durch das Bundesministerium für Arbeit und Soziales und den Europäischen Sozialfonds gefördert.
Autor:Lokalkompass Witten aus Witten |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.