Wittener helfen Geflüchteten aus der Ukraine
Lawine der Hilfsbereitschaft
Die Situation der Geflüchteten aus der Ukraine berührt viele Menschen, auch hier in Witten. Sie fragen sich angesichts dieser humanitären Katastrophe: Was kann ich tun, um zu helfen? Das Verlangen, etwas zu tun, hatten auch Thomas Kumbartzky, Carla Brinkmann und Conny und Christophe Baatz – und ließen den Ideen Taten folgen. Dabei stießen sie auf großes Engagement der Wittener Bürger.
Als sie am Donnerstag, 24. Februar, die Nachricht der Invasion Russlands in der Ukraine und damit die ersten Bilder der Ukrainer auf der Flucht erreichte, wussten Thomas Kumbartzky und seine Mitstreiter, dass sie Unterstützung bieten wollen. Da Kumbartzky und Baatz Zugriff auf Transportbusse haben, kam ihnen die Idee, mit Hilfsgütern an die polnisch-ukrainische Grenze zu fahren.
Die Fahrt und die Ankunft in Polen beschreiben die Helfer als emotionales Erlebnis. „Ich kriege jetzt noch Gänsehaut, wenn ich daran denke“, sagt Carla Brinkmann, die die vielen Helfer aus ganz Europa vor Augen hat. „Es gibt eine unfassbar große Hilfsbereitschaft und Solidarität, auch länderübergreifend“, berichtet Kumbartzky.
In Zusammenarbeit mit dem Help Kiosk Witten gelang es den Wittenern und vier weiteren Helfern – darunter Mitarbeiter von Thomas Kumbartzky - verschiedene lebensnotwendige Dinge, wie Decken, Lebensmittel und Babynahrung, Hygieneartikel wie Windeln und Binden, aber auch medizinische Produkte, wie Verbandsmaterial in die Ukraine zu befördern – Ärzte aus Witten stellten diese zur Verfügung.
Hilfe von vielen Privatpersonen
Aber: „Wir wollten nicht leer zurückfahren“, berichtet Thomas Kumbartzky. Nachdem er und Carla Brinkmann an offiziellen Anlaufstellen keine Unterstützung erhielten, kam der Graphikerin der Gedanke, online auf Eigeninitiative nachzufragen. Noch auf dem Weg nach Polen setzte sie Posts in den Facebook-Gruppen „Wittener Plauderecke“ und „Share&Care Witten/Herdecke“ ab, denn: „Ich weiß, das ist eine große Community.“ Das Feedback kam prompt und fiel immens positiv aus: Den Helfern begegnete eine überwältigende „Lawine der Hilfsbereitschaft“ von anderen Privatpersonen. Es fanden sich Wittener Familien, die bereit waren, Geflüchteten Unterkunft zu gewähren – bei voller Verantwortung für deren Wohlbefinden.
Die Truppe verbrachte zwei Tage in Przemysl, denn in der Stadt haben polnische Freiwillige den Hauptsammelpunkt für Geflüchtete eingerichtet. Vor Ort muss man sich als offizieller Fahrer unter Vorzeigen des Personalausweises registrieren. Die Polizei kontrolliert die Helfer. Denn: Die hässliche Seite des Krieges macht an der Grenze nicht halt. Es gibt mehr und mehr Berichte über Schlepperbanden, die die hilflose Situation der Frauen, die vor allem aus dem Land flüchten, ausnutzen wollen. Dem wird auf diese Weise Einhalt geboten, um aufrichtige Helfer wie die Gruppe aus Witten von Kriminellen zu unterscheiden.
Insgesamt konnte die Gruppe 16 Menschen einen sicheren Transport nach Deutschland bieten. Ein Großteil von ihnen kam bei Freunden und Verwandten überall im Land unter. Vier Ukrainer – darunter eine Mutter mit ihrem kleinen Sohn sowie eine weitere Frau mit ihrer 20-jährigen Tochter samt Hund – kamen in Witten bei Privatpersonen unter, die sich bei Facebook meldeten.
Eine Situation berührte die Wittener Truppe besonders: Am Ende der Reise und sicher zurück in Witten, ergab sich die Möglichkeit für ein Abschiedsfoto – die 20-jährige Ukrainerin, die kaum Hab und Gut mitbringen konnte, holte aus ihrem schmalen Gepäck eine Landesflagge hervor – ein Symbol der Hoffnung in diesen Zeiten, auf das sie selbst auf Flucht nicht verzichten konnte.
Bald schon steht die nächste Fahrt an die Grenze an. Jetzt überlegen die Wittener, einen Verein zu gründen.
Wer auch helfen möchte, kann sich bei Fragen an Carla Brinkmann unter der E-Mail carla.brinkmann@arcor.de wenden.
Andere Kontaktstellen sind unter anderem: Flüchtlingshilfe Help-Kiosk Witten, Ruf 9736691; Caritas Witten, Ruf 91090-13; und die Stadt unter www.witten.de/willkommen-in-witten/service/ukrainehilfe/ und Ruf 5817070.
Autor:Nicole Martin aus Witten |
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