Elf Freunde sollt ihr sein: „Witten aktuell“ begleitet die Mini-Kicker des SV Bommern

Mannschafts-Besprechung am Rande eines Spieles in Annen. Björn Böhringschule hat viel zu tun. Er ist Trainer, er muss aber auch trösten, wenn beispielsweise mal ein Ball etwas tief fliegt.
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  • Mannschafts-Besprechung am Rande eines Spieles in Annen. Björn Böhringschule hat viel zu tun. Er ist Trainer, er muss aber auch trösten, wenn beispielsweise mal ein Ball etwas tief fliegt.
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„Ich haue den Jungs die Bälle um die Ohren, die respektieren mich!“ Melina Böhringschulte ist eigentlich nicht zu beneiden. Sie ist das einzige Mädchen unter den 31 Mini-Kickern vom SV Bommern, aber wenn die Grundschülerin den Ball schießt, sollte sich niemand zwischen ihr und den Ball stellen.

„Witten aktuell“ wird unter dem Motto „Elf Freunde sollt ihr sein“ den Fußballnachwuchs des SV Bommen eine zeitlang begleiten und vom Weg des Nachwuchses durch die Jahrgangsklassen berichten. Dabei werden wir Geschichten über den sportlichen Werdegang erzählen, und welche, die sich am Spielfeldrand ereignen.
Die Fußballbegeisterung wurde der sechsjährigen Melina Böhringschulte in die Wiege gelegt. Ihr Vater Björn hat in der Landesliga Fußball gespielt und ist heute beim SV  Bommern für die Mini-Kicker zuständig. Und diese Mannschaft wird „Witten aktuell“ in den nächsten Jahren auf ihrem Weg begleiten.
Auf dem Kunstrasenplatz Am Goltenbusch in Bommern sind die Mini-Kicker des SV  Bommern daheim. Seit drei Jahren gibt es die Minis im Verein, die Jüngsten waren damals gerade einmal geboren, die ältesten sind jetzt sechs Jahre alt.
Im Spielbericht werden die Jungs (und ihr einziges Mädchen) als G-Junioren geführt. Sie spielen in der Kreisliga A, Gruppe 3. So die höchst offiziellen Zahlen und Fakten. Aber intern werden sie nur Minis genannt. Und so soll es auch bleiben. „Die Kinder“, sagt Björn Böhringschulte, „sollen erst einmal Spaß haben, sich kennenlernen. Und keinen Druck spüren. Der kommt später. Jetzt geht es um die Freude am Fußball. Sie sollen ihre Stärken und Schwächen kennenlernen, und sie sollen Freunde werden.“ 11 Freunde soll ihr sein, heißt schließlich eine der großen Fußballweisheiten, die auch die Kleinsten bereits kennen.
So wie Max Hoffmann. 6  Jahre ist er jung. Und er ist Mittelfeldspieler. „Oder Torwart“, ergänzt er schnell. Was mehr Spaß macht, kann er noch nicht so richtig sagen. Oder halt, eigentlich ist es das Mittelfeld, das ihm mehr Spaß macht. Sein älterer Bruder spielt auch. Allerdings schon eine Klasse höher. So wie auch Finn Kochers drei Geschwister alle bereits Trikots tragen. Finn geht noch in den Kindergarten, für ihn aber ist klar, dass es keinen schöneren Platz auf dem Spielfeld, als den zwischen den Pfosten gibt, auch wenn ihn sein Trainer immer wieder auch in der Abwehr einsetzt. Am Samstag durften sich die Jungs (Melina hatte spielfrei) mit den Minis vom SV Langendreer messen. Für Björn Böhringschulte Stimmbänder eine Herkulesaufgabe, auch wenn eine Halbzeit nur zwanzig Minutendauert. „Arved, in die Mitte!“ - „Max, ruhiger, nicht so hastig!“ - „Jarno, gut gemacht. Spiel ab!“ - „Paul. Nicht so stürmisch!“ - „Ey, etwas mehr Konzentration bitte!“ - „Gutes Spiel, Finn.“ - „Passt mal besser auf!“ - „Nicht so hastig. Ruhig.“
Jeder Spielzug, jeder Ballkontakt, Björn Böhringschulte ist, wenn seine Minis kicken, mit vollem Stimmeinsatz dabei, auch wenn er am Samstag wenig an der Leistung seiner Kicker auszusetzen hatte, die das Spiel beherrschten. Zu jeder Zeit und am Ende ... „Nein, Ergebnisse werden nicht veröffentlicht“, stoppt Björn Böhringschulte den berichterstatterischen Eifer des Beobachters. „Wir haben uns im Kreis Bochum darauf geeinigt, dass wir die Spielergebnisse nicht publik machen. Es gibt keinen Tabellen-basierten Liga-Betrieb bei den Kleinen, unsere Spiele sind Freundschaftsspiele. Zwar ordentlich vom Kreis Bochum organisiert, mit Spielberichten, mit all diesen Dingen. Aber die Ergebnisse spielen keine Rolle.“
Damit sollen allzu ehrgeizige Trainer davon abgehalten werden, ausschließlich auf Erfolg hinzuarbeiten, was letztlich schon bei den Minis nur eines bedeuten würde: Eine unerbittliche Auswahl.
Die Guten und Talentierten dürfen spielen, die, die vielleicht weniger Talent haben, die eigentlich noch viel lernen müssten – bleiben auf der Bank. „Das widerspricht aber unserem Ziel, den Kindern Freude am Spiel zu vermitteln. Wenn sie gewinnen, freuen sie sich. Und verlieren sie, dann ärgern sie sich. Aber es reicht aus, wenn sie sich nach dem jeweiligen Spiel ärgern oder freuen, es muss dafür nicht noch eine Tabelle her.“
Und schließlich ist Björn Böhringschulte mehr als „nur“ Trainer. Im väterlich-strengen Ton etwa muss der 43-jährige Versicherungskaufmann aus Grundschöttel seine Jungs an der Seitenlinie stets ermahnen, Jacken zu tragen, nicht mit Flaschen zu kicken - und hin und wieder muss er auch mal trösten, wenn etwa ein gegnerischer Ball statt einen Fuß ein Ohr trifft. Das tut weh. Und so ein Mini unterdrückt seine Tränen noch nicht, sondern lässt ihnen freien Lauf.
Die Mini-Kickerabteilung gibt es beim SV Bommern seit 2006/07. Angefangen hat der Verein mit acht Minis, jetzt sind es 31. Und natürlich sind die ersten Minis inzwischen längst in höhere Altersgruppen gewechselt.
Viele Familien helfen, wenn Hilfe gebraucht wird. Darauf ist Björn Böhringschulte stolz. „Sie würden nicht so hinter dem Verein stehen, wenn wir uns nicht als Familienverein verstehen würden.“ Einem Verein, der seinem Nachwuchs gerne auch mal etwas Besonderes bietet: Im Dezember fahren die Juniorenmannschaften zum Spiel des VfL Bochum gegen Paderborn.
Es kicken für Bommern: Max Hoffmann (Rückennummer 1), Finn Kocher (4), Max Rüdiger (5), Arved Fuchs (7), Jarno Bültmann (9), Paul Kalkoff (10), Danilo Schlüter (11) und als Auswechselspieler Gero Bessler (2), Tobias Müller (3), Jonas Buchhop (6) und Jasper Kaapke (8).

Autor:

Lokalkompass Witten aus Witten

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