Unfreiwilliges Abenteuer in Tunesien

Ungefähr einen Kilometer vor dem Ausflugsort Sidi Bouzid ging es nicht mehr weiter. Etwa 20 Revolutionäre hatten eine Straßensperre aus brennenden Autoreifen errichtet.
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  • Ungefähr einen Kilometer vor dem Ausflugsort Sidi Bouzid ging es nicht mehr weiter. Etwa 20 Revolutionäre hatten eine Straßensperre aus brennenden Autoreifen errichtet.
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Eigentlich sollte es ein ganz normaler Urlaub werden. Und eigentlich sollte der Tagesausflug von Hans Mombartz in Tunesien ein ganz beschaulicher werden. Dann aber kam alles anders.
Sechs Wochen lang war der Wahl-Wittener über den Jahreswechsel in einem Hotel im tunesischen Medoum einquartiert. Dort lernte er Wolfgang Hammer kennen, einen Kölner, der ebenfalls dort Urlaub machte.
„Wir haben uns auf Anhieb verstanden. Es hat einfach super gepasst, und so haben wir dann oft gemeinsam etwas unternommen“, sagt Hans Mombartz.
Dazu zählten mehrere Ausflüge, für die die beiden Deutschen sich entschlossen, einen Mietwagen zu nehmen. „Einer dieser Ausflüge sollte uns nach Sidi Bouzid führen, wo ein Jahr zuvor die Revolution stattgefunden hatte“, erzählt der 73-Jährige Wittener. „Diesen Ort wollten wir uns ansehen. Der Weg dorthin führte quasi durchs Niemandsland. Ungefähr einen Kilometer vor unserem Zielort ging es nicht mehr weiter. Etwa 20 Revolutionäre hatten eine Straßensperre aus brennenden Autoreifen errichtet“, erzählt Hans Mombartz.
„Die Leute hatten Knüppel und Waffen und gaben uns zu verstehen, dass wir umkehren sollten. Verständigen konnten wir uns nur mit Händen und Füßen, und so habe ich versucht, ihnen zu erklären, dass ich lediglich Fotos machen wollte“, sagt der Wittener. „Obwohl sie selbst nicht auf den Fotos erkannt werden wollten, kam einer der Männer auf uns zu und machte die ,Daumen-hoch‘-Geste. Offenbar fanden die Revolutionäre es gut, dass durch die Fotos vielleicht auch andere Leute auf ihre Aktion aufmerksam würden.“
Etwa eine Viertelstunde, während der mehrere Autos von Einheimischen zur Umkehr gezwungen wurden, ließ man die beiden Deutschen gewähren. „Dann schlug die Stimmung plötzlich um“, erzählt Hans Mombartz. „Aus den hinteren Reihen der Revolutionäre wurden Steine auf uns geworfen, die knapp über unser Auto hinwegflogen. Also haben wir gesehen, dass wir schnell von dort wegkamen.“
Nachdem die beiden zurück im Hotel waren, zeigten sie die Bilder dem Hoteldirektor, mit dem der langjährige Tunesien-Urlauber Hans Mombartz gut befreundet ist. „Der sagte zu uns: ‚Mann, habt ihr aber Glück gehabt.‘ Am Abend wurden die Szenen dann im tunesischen Fernsehen gezeigt. Die Polizei hatte die Straßensperre mittlerweile aufgelöst, und zum Glück war alles friedlich abgelaufen.“
Nachdem Hans Mombartz erst seit wenigen Tagen zurück in Witten ist, sagt er rückblickend: „Ich verbringe schon seit acht Jahren meinen Urlaub auf Djerba, aber dies war einer der aufregendsten Tage.“

Autor:

Walter Demtröder aus Witten

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