„Mit Hätz un Seel“ zum Karneval
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- Zum 10-Jährigen war der Wagen für den Umzug eine gigantische Geburtstagstorte.
- hochgeladen von Annette Schröder
In Witten sind echte Jecken eher Mangelware. Zumindest was ihre für alle sichtbaren Aktivitäten angeht sowie im Vergleich etwa zum Rheinland. So verwundert es wenig, dass eine karnevalistisch gut organisierte und überaus begeisterte Wittenerin ursprünglich aus der Gegend von Köln kommt.
Erst vor wenigen Jahren kam Christina Bergerhausen nach Witten. Mit im Gepäck neben ihrer Liebe zum Karneval auch die Zugehörigkeit zu einem privaten Karnevalsverein aus der Heimat.
Und auch wenn zwischen Pulheim am nordwestlichen Stadtrand von Köln und Witten knapp hundert Kilometer liegen, gab es für Christina Bergerhausen nicht den kleinsten Grund, nach dem Umzug ins östliche Ruhrgebiet damit aufzuhören. Ganz im Gegenteil: Sie hat ihre jecken Mitstreiter 2011 einfach mal nach Witten eingeladen. Die kamen gleich als Busladung - und hatten so viel Spaß, dass sie das nun auch regelmäßig machen. Natürlich wird bei diesen Treffen, die ab Oktober jeden Monat stattfinden, allerdings nur einmal in Witten, nicht nur ein wenig über die anstehende Session gesprochen, sondern auch gefeiert. „Wenn wir uns treffen, dann ist sofort Karneval, also praktisch das ganze Jahr“, schmunzelt Bergerhausen.
„Mit Hätz un Seel“ heißt der Verein, der im letzten Jahr sein 10-jähriges Bestehen beging. Für jede Karnevals-Session überlegen die Teilnehmer sich ein anderes Motto, dass sich sowohl im eigenen Karnevals-Wagen zeigt als natürlich auch in den Kostümen. Christina Bergerhausen: „Bei uns ist das recht traditionell: Die Männer bauen den Wagen, und die Frauen kümmern sich um die Kostüme.“
Die Themen sind zum Teil altbekannt, doch wird immer versucht, es originell, witzig oder einfach mal anders umzusetzen. So findet man auf der Liste der bereits gelaufenen Themen natürlich auch Indianer, Piraten, Vampire, Safari und Ähnliches, aber zum Beispiel beim Motto „Polizisten und Sträflinge“ trugen die Frauen allesamt die Dienstmützen und die Männer gestreift, und beim Motto „Charleston“ gingen die Frauen in Anzügen und die Männer in flotten Zwanziger-Jahre-Fummeln.
„Am Aschermittwoch wird schon das Motto für die nächste Session bestimmt“, erzählt Christina Bergerhausen. „Wenn man an Karneval unterwegs ist, dann sieht man natürlich sehr viel. Diese Inspiration setzen wir dann gerne gleich um.“
Während die Arbeiten an den Kostümen mal mehr mal weniger aufwendig, aber kein Geheimnis sind, verraten die Männer bis zur Fertigstellung nicht das kleinste Detail des Wagens für den Umzug. „Dieses Geheimnis wird erst nach einem ordentlichen Frühstück bei unserem ,Häuptling‘ am Karnevals-Sonntag gelüftet. Und dann müssen wir Frauen den Wagen natürlich ausgiebig bewundern“, schmunzelt Bergerhausen.
Danach gibt es jedes Jahr ein Gruppenfoto, und auf geht’s zum recht kleinen Zug in der ländlichen Gemeinde. „Das sind meist nur etwa fünf Wagen, aber wir sind dann schon so zwei Stunden unterwegs mit unserem Wurfmaterial. Ende des Zuges ist auf dem Dorfplatz, dort wird auch der schönste Wagen prämiert“, sagt die Wittenerin mit rheinländischen Wurzeln.
Das Wurfmaterial besteht aus ganz unterschiedlichen Sachen, also nicht nur Bonbons, Schokoladentäfelchen oder andere Süßigkeiten, einmal waren es sogar T-Shirts.
Christina Bergerhausens Wittener Mann hatte dem Karneval früher nicht viel abgewinnen können, ist aber längst vom Fieber gepackt. Wenn die beiden dann von Kopf bis Fuß kostümiert in Witten unterwegs sind, werden sie häufig als Exoten angesehen oder angesprochen. „In einer Bäckerei wurden wir allen Ernstes gefragt, wo wir denn hinwollten in diesem Aufzug. Zum Karneval natürlich! Das finde ich in Witten manchmal immer noch seltsam“, sagt Bergerhausen.
Und was braucht es, um in Stimmung zu kommen? „Nicht viel. Selbst wenn ich erst nicht so rechte Lust habe, dann brauche ich nur die Musik, und dann geht’s los, dann ist Karneval!“
Autor:Annette Schröder aus Bochum |
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