Ein Tag im Ebola-Behandlungszentrum in Sierra Leone

Marcus Richter und Kollegen bei der Aufnahme eines Patienten in Kenema, Sierra Leone | Foto: DRK
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Marcus Richter berichtet in einigen Zeilen aus Kenema, Sierra Leone. Mitte Oktober war der Mitarbeiter des DRK-Blutspendedienstes und ehrenamtliche Rotkreuzler in Witten für vier Wochen im Auftrag des Deutschen Roten Kreuzes und der Internationalen Föderation der Rotkreuz- und Rothalbmondgesellschaften zum Hilfseinsatz nach Sierra Leone aufgebrochen:

Die Arbeit geht gut voran, auch wenn es bei cirka 40 Grad ziemlich beschwerlich ist. Aber das lokale Personal ist sehr gut, und es ist eine Freude, mit ihnen zu arbeiten.
Auszubauen und zu erweitern gibt es hier immer etwas, allerdings ist die Arbeit im Hochrisiko-Bereich nicht leicht, durch den Schutzanzug ist man sehr bewegungseingeschränkt. Wir tragen drei Paar Handschuhe übereinander, zuoberst die Stülphandschuhe. Damit ist es nicht leicht einen kleinen Schraubendreher zu halten, um zum Beispiel einen Lichtschalter oder eine Lampe zu installieren.

Direkt am ersten Abend gab es einen Anruf aus dem ETC. Ein Absperrventil war undicht, das Wasser lief die ganze Zeit. Ich habe einen Fahrer angerufen und hingefahren, die Fahrt dauert cirka 30 Minuten. Es war ein Absperrventil bei der Leichenhalle im Hochrisiko-Bereich. Das bedeutete dann also alles draußen vormontieren und den Schutzanzug anziehen, „full PPE“ nennen wir das hier. Wir haben schnell das Ventil getauscht und sind dann wieder raus. Der Sprayer im Ausziehzelt hat mich gut angeleitet und jeden meiner Handgriffe überwacht, sodass ich sicher wieder rauskam.

Die Normalbelegung liegt bei sechs Patienten je Zelt. Fast täglich sterben Menschen im ETC und es kommen auch täglich neue Patienten mit bestätigter Infektion hinzu. Aber es gibt auch schöne Momente. Zum Beispiel wenn jemand die Infektion überlebt hat und durch die „Happyshower“ entlassen werden kann. Der Ausgang für diejenigen die überlebt haben und nicht mehr ansteckend sind, nennen wir hier „Happyshower“. Es ist tatsächlich eine Dusche. Vorher müssen alle Kleidungsstücke abgegeben werden und nach der Dusche gibt es neue Kleidung und ein Zertifikat, das sie frei von Ebola sind.

Neben dem medizinischen Personal, das im Hochrisiko-Bereich arbeitet, gibt es noch das Lager für Pflegehilfsmittel, eine Apotheke, die Helfer beim An- und Ausziehen der Schutzanzüge, das Reinigungspersonal, das technische Personal, Sicherheitsdienst, Küche und das Beerdigungsteam. Die Menschen hier in Sierra Leone sind sehr freundlich und hilfsbereit und dankbar für die Unterstützung des Roten Kreuzes.

Marcus Richter und Kollegen bei der Aufnahme eines Patienten in Kenema, Sierra Leone | Foto: DRK
Marcus Richter beim DRK-Training in Würzburg vor dem Einsatz, geübt wurde u.a. der richtige Umgang mit der persönlichen Schutzausrüstung | Foto: DRK
Autor:

Christian Schuh aus Witten

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