Ehrenamt: Menschen zu helfen, ist tolle Aufgabe

Elke Otto ist ehrenamtlich im Krankenhaus tätig.
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„Es ist einfach eine tolle Aufgabe, Menschen ein wenig helfen zu können, ihnen eine Hand zu reichen und ihnen ein wenig die Angst vor dem Kommenden zu nehmen“, schwärmt Elke Otto von ihrer ehrenamtlichen Arbeit im Marienhospital.

Die 73-jährige Wittenerin ist im Krankenhaus seit 1995 beim Empfangs- und Besuchsdienst tätig. Für sie ist es selbstverständlich, ein Ehrenamt auszuüben: „Ich habe viel Zeit, daher kann ich doch ein wenig davon opfern, um anderen Menschen zu helfen.“
Die Arbeit des Besuchsdienstes besteht etwa darin, einen Patienten zum Zimmer zu begleiten - „oder einfach mal am Bett zu sitzen und ein bisschen mit einem Menschen zu reden. Wir Ehrenamtliche haben diese Zeit“.

Finstere Aussichten ohne das ehrenamtliche Engagement

Die Politik beschwört es; ohne das Ehrenamt sähe es im deutschen Sozialwesen, bei Hilfsdiensten oder im Sport finster aus. Menschen, die ihre Freizeit opfern, um mit ihrem Wissen, ihrer Tatkraft oder einem offenen Ohr anderen Menschen zu helfen oder auch Gutes tun, sind gefragt. Trotzdem beklagen etwa Sozialverbände einen Rückgang des Engagements. Nimmt das Interesse am Gemeinwohl ab? Sind wir auf dem Weg in eine Ellenbogengesellschaft?
Hartmut Claes ist Geschäftsführer des Caritasverbandes Witten. Und er schüttelt energisch den Kopf, wenn es um solche Fragestellungen geht. „Die Bereitschaft zum Engagement ist nach wie vor da“, erklärt er, „allerdings haben sich die ­Lebensumstände ­verändert.“

Der Bundesverband Deutscher Anzeigenblätter ist Partner des „Bürgerschaftlichen Engagements“ und neben dem ZDF zweiter großer Medienpartner der bis 21. September stattfindenden „Woche des Bürgerschaftlichen Engagements“. Schirmherr ist Bundespräsident Gauck.

Hartmut Claes ist Geschäftsführer des Caritasverbandes Witten. Er schüttelt energisch den Kopf, wenn es um Fragen nach dem Interesse am Gemeinwohl geht. „Die Bereitschaft zum Engagement ist da“, erklärt er, „allerdings haben sich die Lebensumstände verändert; Menschen sind beruflich zeitlich anders, komplexer eingebunden, als dies früher der Fall war. Und daher vermeiden sie langfris­tige Bindungen etwa an eine soziale Einrichtung.“

Ein Ehrenamt erfordert Zeit

Ein Ehrenamt erfordert Zeit, Zuverlässigkeit, Engagement. Wenn es beruflich schwierig aussieht, ein solches Amt konstant, regelmäßig auszuüben, welche Alternativen gibt es dann? Hartmut Claes ist für Alternativen offen. Ein Beispiel: Seit 1990 sammelt die Wohnungsgenossenschaft Witten-Mitte für Menschen in Satu Mare im Dreiländereck Rumänien-Ungarn-Ukraine Hilfsgüter. Die Verteilung, die Logistik des Transportes, übernimmt die Caritas, die zweimal jährlich mit Hilfsgüteraktionen unterwegs ist. „Vor Kurzem“, erzählt Hartmut Claes, „kam ein Mann auf mich zu, der gebürtig aus Rumänien stammt und der der Caritas anbot, wenn mal ein Dolmetscher gebraucht wird, einzuspringen oder auch einen Transport nach Rumänien zu begleiten.“ Auch das ist eine ehrenamtliche Arbeit, aber sie ist auf einen überschaubaren Zeitraum begrenzt, dennoch ist sie hilfreich. Und darum geht es im Ehrenamt - ums Helfen. Einer der fleißigen Helfer der Hilfsgüteraktion ist Ludger Palz. Der 67-jährige Bommeraner ist im Vorstand der katholischen Herz-Jesu-Gemeinde seines Stadtteils und kümmert sich etwa ein wenig um deren Gemeindehaus. 25 Jahre war er im KAB, der Katholischen Arbeitnehmer-Bewegung, ehrenamtlich tätig. Und wenn die Wohnungsgenossenschaft Witten-Mitte anruft, jemand habe wieder Spenden für Satu Mare, gehört er zu denen, die sich ins Auto schwingen und die Sachen abholen. „Man wächst doch mit einem Ehrenamt“, erzählt der gelernte Fliesenleger, der in den 70er Jahren einige Jahre in Würzburg lebte, aber dann in seine Bommeraner Heimat zurückkehrte.
„Man sagt, man muss kontaktfreudig sein, um ein Ehrenamt auszuüben. Das stimmt. Aber als ich mit der ehrenamtlichen Arbeit bei der KAB begann, war ich eher schüchtern. Doch ich bin mit den Aufgaben gewachsen. Ein Ehrenamt ist keine Einbahnstraße. Man bekommt schließlich für die geleistete Arbeit auch ein Dankeschön zurück. Und das ist eine tolle Sache.“
Das bestätigt auch Elke Otto. Und sie ist froh darüber, dass der Besuchsdienst im Krankenhaus tagsüber immer besetzt ist. Mit 23 Damen und zwei Herren ist die Zahl der engagierten Freiwilligen zwar ausreichend, aber durchaus ausbaufähig. „Wir würden uns sehr über weitere Männer im Team freuen. Oder auch über Freiwillige mit Migrationshintergrund. Wir beißen nicht“, schmunzelt sie. Und um den Dienst schmackhaft zu machen, fügt sie hinzu: „Also, mich hat es jung und fit gehalten!“

Besondere Anlaufstelle für das Ehrenamt ist in Witten die Freiwilligenagentur Fokus

Eine besondere Anlaufstelle für das Ehrenamt ist in Witten die Freiwilligenagentur Fokus in Trägerschaft der Caritas. Institutionen, die ehrenamtliche Helfer suchen, können sich hier ebenso melden wie Personen, die Interesse an der Ausübung eines Ehrenamtes haben. Ein Projekt, das von Fokus direkt betreut wird, ist etwa „Senioren helfen Senioren“. Da helfen zumeist ehemaliger Handwerker Senioren bei kleinen Problemen.
Das kann für eine alte Dame schon das Auswechseln einer Glühbirne sein oder das Anbringen eines Rauchmelders. Es sind kleine Hilfen, die nicht in Konkurrenz zu gewerblichen Betrieben stehen. „Eines ist klar“, so Hartmut Claes, „ein Ehrenamt darf eine feste Anstellung nicht ersetzen.“ Unterstützt wird Fokus von der Sparkasse. Ein Versuch des Landes NRW, das Ehrenamt schmackhaft zu machen, ist die Ehrenamtskarte. Da geben Geschäfte etwa einen kleinen Rabatt auf Dienstleistungen oder Waren. Witten ist eine Kommune, in der die Ehrenamtskarte auch an Berechtigte ausgeteilt wird. Bislang aber machen in Witten nur wenige Geschäftsleute bei der Aktion mit, bedauert ­Hartmut Claes.

Autor:

Christian Lukas aus Witten

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