Der Christopherushof – ein Lichtblick für die Inklusion
Grüne besuchten mit ihrem Landesvorstandssprecher Felix Banaszak am 19. 7. den Christopherushof, um mehr über die Arbeit der Wohn- und Lebensgemeinschaft mit Menschen mit geistigen und körperlichen Behinderungen zu erfahren. Auf dem bäuerlichen Gelände mit Herrschaftshaus entstand das Projekt 1983.
Damals gab es neben dem Hauptgebäude eine Unterkunft in einem umgebauten Stall, das Birkenhaus – heute sind es sieben Gemeinschaftshäuser. Dort wohnen 70 Menschen in Hausgruppen, die betreut werden und insgesamt 130 Personen, darunter Betreuer*innen, Familienangehörige oder einfach Menschen, die Interesse an dieser Lebensgemeinschaft in ländlicher Umgebung haben. Alle Betreuten haben ein Einzelzimmer und Gemeinschaftsräume zu ihrer Verfügung und damit weit mehr Raum, als die gesetzlich vorgeschriebenen 12 Quadratmeter pro Person. Viele Freiflächen mit Bänken und Tischen und ein wunderschöner Bauerngarten bieten Möglichkeiten zur Begegnung,
Zusammenarbeit und Öffnung
Das gemeinsame Wohnen und Zusammenleben ist für die Leitung des Projekts ein wesentlicher Baustein. Wichtig ist auch die Öffnung in den Stadtteil. Teilhabe am gemeinsamen Leben wird angestrebt, aber die Zahl der Teilhabegeber*innen für Menschen mit Behinderung ist noch beschränkt. Es geht darum, die Menschen dazu zu bringen, sich füreinander zu interessieren. So fungierte man auch als Wahllokal, damit die Einwohner*innen des Wahlbezirks die Einrichtung besuchten.
Die Zusammenarbeit mit der Uni Witten-Herdecke bereichert die Arbeit. Die benachbarte Uni ist über einen Fußweg mit dem Christopherushof verbunden. In der Einrichtung gibt einen Kulturstall, ein Cafe für Studierende der benachbarten Uni Witten und Bewohner*innen des Hofs, das gemeinsam betrieben wird. Geplant ist ein weiteres inklusives Wohnprojekt in Kooperation mit der Uni für Studierende und Menschen mit Handicap. Dieses Vorhaben findet Unterstützung von Stadt und Land und dürfte deshalb problemlos verwirklicht werden.
Gemeinsam leben arbeiten und wohnen
Insgesamt vertritt man in der anthroposophischen Einrichtung Christopherushof bei der Integration von Menschen mit Handycaps einen konsequenten Ansatz, wie Leiter Werner Körsgen erläutert. Es gelte den Ausschluss und die Absonderung von Menschen mit Behinderung aus der Gesellschaft aufzuheben. Dies müsse in der Schule anfangen und sich bei der Arbeit fortsetzen. Dazu müsse aber das Schulwesen grundlegend verändert werden. In diesem Ziel gibt es eine Übereinstimmung mit den Grünen und ihren Vorstellungen zur Inklusion. Der in NRW jetzt praktizierte neue Ausbau der Sonderschulen geht zurück in die Vergangenheit und ist ein Weg in die Sackgasse.
Stolz ist man im Christopherushof darauf, Praktikant*innen aus allen Teilen der Welt anlocken zu können. Umgekehrt berät man beispielsweise in Georgien entsprechende Einrichtungen, um die Arbeit mit Menschen mit Handicap zu verbessern.
Abbau von Barrieren
Der Christopherushof ist verbunden mit Werkstätten, Waldorfkindergärten und -schulen im Raum Bochum, Witten und Dortmund, die als inklusive Einrichtungen insgesamt mehr als 1000 Menschen betreuen. Ein Großteil der Menschen mit Handicap des Christopherushofes arbeitet in diesen Werkstätten. Wünschenswert wäre es, wenn mehr Firmen Arbeitsplätze für Menschen mit Behinderung anbieten würden, das wäre ein großer Schritt für die tatsächliche Integration.
Zu dem Besuch erklärt Felix Banaszak: „Die besten Ideen kommen im Gespräch mit den Praktikern. Werner Koersgen und das Team des Christopherushofs haben mich mit ihrer Arbeit beeindruckt. Es ist großartig zu sehen, dass sich Menschen in einer Zeit für sozialen
Zusammenhalt engagieren, die von Entsolidarisierung geprägt ist. Inklusion als gesellschaftlicher Wert wird auf dem Christopherushof gelebt. Ich werde diese Eindrücke für meine weitere Arbeit mitnehmen.“
Weiterführende Forderungen
Gute Arbeit für alle – auch für Menschen mit Behinderung ist eine Forderung auch der Grünen. Dazu bedarf der Förderung von Inklusionsfirmen und einer Erhöhung der Ausgleichsabgabe für Firmen, die weniger Menschen mit Behinderung beschäftigen, als die gesetzliche Quote vorsieht.
Außerdem sollte das „Mindestmaß wirtschaftlich verwertbarer Arbeit“ für Werkstätten für Behinderte abgeschafft werden, um den Leistungsdruck zu mindern.
Quelle Grünes Bundestagswahlprogramm 2017 S. 218 f https://www.gruene.de/ueber-uns/2017/gruenes-wahlprogramm-zur-bundestagswahl-2017-zukunft-wird-aus-mut-gemacht.html?pk_campaign=programm-hh-programm17
Autor:Joachim Drell aus Witten |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.