Bewegtes Leben
Er kann auf ein bewegtes Leben zurückblicken: Walter Baltes, der heute seinen Hundertsten Geburtstag gefeiert hat.
Der Jubilar wurde in Witten geboren und hat zeitlebens in der Ruhrstadt gewohnt. Nach seiner Schullaufbahn und einer Ausbildung als Bühnenbildner folgte der zweite Weltkrieg, der für ihn als Fallschirmjäger einschneidende Erlebnisse brachte, über die er später in Schulen berichtete.
Nach dem Krieg arbeitete er zunächst als „Mädchen für alles“ bei der britischen Armee und anschließend bei der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung als Anzeigenverkäufer.
In den Fünfzigerjahren gründete er einen eigenen Verlag und brachte den „Wittener Wochenspiegel“ heraus, den er allerdings aus finanziellen Gründen nach fünf Jahren wieder einstellen musste. Ebenfalls in den Fünfzigern war er über mehrere Jahre Organisator der legendären Wittener Seifenkistenrennen mit mehr als 15.000 Besuchern entlang der Strecke.
Später arbeite er als Verkäufer von Baggern und Kränen in der Firma seines Vaters und kehrte ab 1970 mit einer eigenen Galerie wieder zur Kunst zurück. Bis ins Rentenalter malte und verkaufte er nicht nur Bilder, sondern brachte auch mehrere Bücher heraus.
Unvergessen bleiben zwei Aktionen in seinem Leben. Walter Baltes war der erste Mensch auf dem Florianturm. Den erklomm er in jungen Jahren mit Leitern, um von oben Fotos zu machen. Doch auch im hohen Alter kam der Schelm in ihm noch durch: Vor fünf Jahren startete er die Aktion „Tausche Gesellschaft gegen Sonntagsbraten“, bei der er Familien aufforderte, ihn zum Essen einzuladen, das von ihm bezahlt wurde. Natürlich wollte niemand Geld von ihm annehmen, aber die Aktion schlug mächtig Wellen und brachte den rüstigen Senior ins Radio, Fernsehen, den „Spiegel“ und sogar in amerikanische Medien.
Bewegt war auch das Liebesleben des Jubilars. Viermal schloss er den Bund der Ehe und kann sich über vier Kinder und fünf Enkel freuen.
Vor vier Jahren schließlich ist Walter Baltes aus der eigenen Wohnung in der Boecker-Stiftung ins Seniorenzentrum an der Egge gezogen, wo er seinen Hundertsten Geburtstag im Kreis von Familie und Freunden gefeiert hat.
Vor zehn Jahren hat er mit seinem Sohn Peter übers Älterwerden gesprochen. „Damals“, so Peter Baltes, „hat er gesagt, dass er Hundert Jahre alt werden will. Und ich habe gesagt ‚Der spinnt doch’“.
Autor:Walter Demtröder aus Witten |
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