"Alte Schachteln" oder "Zündende Leidenschaft"
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Reinert Tews sammelte in 38 Jahren
425.000 Streichholzschachteln
VON ALFRED MÖLLER
Eigentlich kann er sich ein Leben ohne "alte Schachteln" gar nicht mehr vorstellen. Doch bevor ihn die große Leidenschaft, Zündholz-Etiketten und -Schachteln zu sammeln, packte, kannte der gebürtige Wittener Reinert Tews, der bei der ehemaligen Firma Nagel zum Großhandelskaufmann ausgebildet wurde, nur ein Hobby: den Tischtennissport beim TTC Heven.
Angefangen hat alles mal vor 38 Jahren - anno 1974 - während eines Schwarzwald-Urlaubs. Und ausgerechnet seine Frau "Siggi", die ihm bei seinem Hobby mittlerweile eine wichtige Hilfe ist, löste die nicht ganz alltägliche Manie bei ihrem Gatten aus. Weil sie stets ihr Feuerzeug vergaß, bat sie in Gaststätten immer um Zündhölzer. "Am Ende unseres dreiwöchigen Urlaubs hatten wird 13 Streichholzschachteln mit wunderschönen Schwarzwald-Motiven. Fortan gab es für mich kein Halten mehr. Ob große, kleine, eckige oder runde Schachteln - egal. Der Sammel-Virus hatte mich voll infiziert. Und der wirkt wie Salzwasser, je mehr man davon trinkt, je durstiger wird man", meint schmunzelnd der Liebhaber alter Schachteln.
Auf der Suche nach weiteren Exemplaren kam dem ins niederrheinische Städtchen Viersen, nahe der holländischen Grenze, verzogenen Ehepaar die Idee, nach Beendigung der Fußballspiele des Ehrendivisionärs VVV Venlo im Stadion nach weggeworfenen Streichholzschachteln zu suchen. "Meine Frau und ich gingen mit Plastiktüten ins Stadion, fuhren mit vollen Tüten wieder zurück, schmissen alles in die Badewanne und steckten dann die abgelösten Etiketten in Briefmarkenalben", erinnert sich Reinert Tews an seine Sammler-Anfänge.
Als in Viersen eine Sammlerbörse stattfand, war Amateur Tews natürlich vor Ort, lernte dort viele professionelle Zündholzschachteln-Sammler, fachsprachlich "Phillumenisten genannt", kennen, schloss sich zwei Sammlervereinen an, erhielt von einem "Kollegen" alle doppelten Exemplare und hatte nach einem halben Jahr schon "so an die 50.000 Etiketten und eine richtig fette Sehnenscheiden-Entzündung vom Einsortieren", sagt der mittlerweile selbst zum Profi gereifte Freund kreativer Etiketten-Vielfalt.
Derzeit ist der 64-jährige (Un-)Ruheständler Bundesschatzmeister der Phillumenistischen Gesellschaft e. V. und selbstverständlich bei allen Tauschbörsen in Deutschland sowie den Beneluxländern vor Ort. Darüber hinaus gilt Tews in Fachkreisen als geschätzter Experte und versierter Macher, der seit 25 Jahren erfolgreich Tauschbörsen organisiert, Serien katalogisiert und selbst schon im Deutschen Zündholzmuseum in Grafenwiesen (Bayern) seine Visitenkarte hinterließ.
Und weil sich der gnadenlose Sammler das Motto "Limits gibt's nur auf Spielbanken" auserkoren hat, ist seine beeindruckende Sammlung mittlerweile auf über 425.000 verschiedene Etiketten, Zündholzschachteln und Motiv-Serien aus der ganzen Welt angewachsen. Darunter auch eine Schachtel aus dem Jahr 1880. Natürlich alles übersichtlich geordnet nach deutschen und internationalen Serien in über 400 DIN-A4-Ordnern, Schubkästen sowie 9 Vitrinen und zu besichtigen in einem 50 Quadrameter großen "Museum", wie der Sammel-Profi seine mit vielen Raritäten prall gefüllte Schatzkammer inzwischen nennt.
Wer meint: "Jetzt hat er fertig. Mehr geht doch gar nicht", hat sich bei dem unersättlichen Sammelfreak Reinert Tews mächtig getäuscht. Vielmehr sagt er: "Wer noch Streichholzschachteln zu Hause rumliegen hat, einfach unter (02162) 81 42 59 oder E-Mail "reinert.tews@web.de" Kontakt aufnehmen. Denn: Ein bisschen ist nicht viel. Und viel ist für einen wie mich einfach nicht genug ..."
Autor:Alfred Möller aus Witten |
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