Wittener Kicker zwischen Illusion und Depression - Die Hinrunde 2012 im Fokus von Lob und Kritik : - ) : -(
Keine Frage: Fast alle Wittener Fußball-Amateure gingen optimistisch und mit guten Vorsätzen in die Hinrunde 2012. Doch nach Ende der ersten Halbsaison dürften einige Teams sicherlich um eine Illusion ärmer und um eine Erfahrung reicher sein. Während sich der überwiegende Teil der Ruhrstadt-Teams im gesicherten Mittelfeld platzieren konnte, überwintern erfreulicherweise zwei Wittener Teams, SV Bommern 05 und (Wer hätte das gedacht?) TuRa Rüdinghausen als sogenannte "Herbstmeister".
"Witten aktuell" beobachtete alle 15 erste Senioren-Mannschaften der Ruhrstadt und zieht nach Ende der Hinrunde eine kleine Bilanz.
Oberligist TuS Heven 09
Dass es beim Debütanten-Ball in der neuen Liga für die in den letzten drei Jahren sieggewohnten Haldenweg-Kicker kein Honigschlecken werden würde, war allen Hevenern eh klar. Doch dass das Verletzungspech die Hevener - getoppt durch eine vierwöchige Rot-Sperre von Maik Knapp - in der Hinrunde so häufig treffen würde, war schon echt brutal und trieb TuS-Trainer Jörg Behnert bei der Mannschaftsaufstellung des Öfteren schier zur Verzweiflung. Während die Oktober-Bilanz der Hevener mit neun Punkten auf der Habenseite noch sehr ertragreich war, trieb in den folgenden zwei Monaten die Minimal-Ausbeute von je nur einem Pünktchen sowie die unerwartete 0:5-Klatsche in Lippstadt die 09er fast in die Jahresschluss-Depression.
Fazit: Wenn eine Mannschaft nach 16 Spielen 32 Gegentore (Liga-Negativrekord) kassiert hat, obwohl - nach Meinung vieler Experten - der beste Torwart der Liga im Hevener Kasten steht, sowie mit diesem "Ballast" immerhin noch 16 Gewinnpunkte erzielte und sich damit nach der Hinrunde auf den 13. Tabellenplatz plazierte, kann sie eigentlich nicht so ganz unzufrieden sein.
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Landesligist SV Herbede
Das Wichtigste beim Fußball ist das Ergebnis. Und das stimmte zum Saisonauftakt in Herbede überhaupt nicht. Vielmehr legte der SVH mit einer 0:1-Heimniederlage einen klassischen Fehlstart hin. Danach glänzten die Herbeder mit einer kleinen Serie, blieben fünf Spiele in Folge unbesiegt und sicherten sich nach sechs Spieltagen und 13 Punkten einen Platz unter die "Top 3". Es folgten zwei Niederlagen, wobei die mit 0:2 beim Lokalrivalen Stockum besonders schmerzte. In den restlichen sieben Partien konnten die Mannen von Trainer Held ihr Punktekonto mit weiteren 15 Zählern aufstocken, um sich dann beim souveränen Liga-Primus Hombrucher SV nach einem respektablen 0:0 und einem zufriedenstellenden dritten Tabellenplatz sowie mit 34:19 Toren und 29 Punkten in die verdiente Winterpause zu verabschieden.
Landesligist TuS Stockum
Vor Saisonbeginn 2012/2013 wähnten sich die Rot-Weißen von der oberen Pferdebachstraße noch gut aufgestellt und wollten tatendurstig oben angreifen. Doch realistisch betrachtet, waren die Vorträge des Drathen-Teams anfangs selten vergnügungssteuerpflichtig. Nach einer längeren Ergebniskrise zeigten zwei deutliche 5:0-Siege über SV Höntrop und WSV Bochum, was beim TuS möglich ist, wenn Einsatz und Leidenschaft mit im Spiel sind. Nachvollziehbar, dass Trainer Thomas Drathen über den aktuellen 11. Tabellenstand (29:27 Tore, 21 Punkte) alles andere als zufrieden ist. Um wieder in die Erfolgsspur zu kommen, plant Drathen, sein Team in der Winterpause mit drei namhaften Neuzugängen zu verstärken.
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Bezirksligist VfB Annen 19
Denken die Annener Fans an ihre erste Senioren-Mannschaft, fühlen sie sich oft wie auf der Achterbahn: Nach einem Hoch (6:2 gegen Brünninghausen) folgt immer wieder ein Tief (0:3 in Stuckenbusch). "Bedingt durch unsere zahlreichen personellen Ausfälle sind wir einfach nicht konstant genug. Einerseits können wir über unseren 10. Tabellenplatz sowie 26:24 Tore und 19 Punkte nicht groß meckern, andererseits gibt es für uns aber auch noch jede Menge Luft nach oben", meint VfB-Coach Jens Vogt.
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A-Kreisligst SV Bommern 05
Am Goltenbusch scheint sich - bis auf den "verhagelten" September-Sonntag, als Hevens Obermeier-Elf den SVB gnadenlos im Regen stehen ließ -, ein stabiles Hoch fest etabliert zu haben. Trainer Lars Kerwel formte ein Team, das auf dem neuen Grün seine Klasse so richtig zur Geltung bringen kann und nicht nur mit der besten Defensive (nur 16 Gegentore) sowie dem treffsichersten Angriff (70 Tore) glänzt, sondern sich als Klassenprimus darüber hinaus auch noch einen komfortablen 9-Punkte-Vorsprung vor dem Tabellenzweiten Langendreer 04 erarbeitet hat. Fazit: Eigentlich können sich die Bommeraner bei ihrem Projekt "Bezirksliga" nur selbst schlagen.
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A-Kreisligist DJK Ruhrtal Witten
Während die Jugendkraftler die Vorsaison mit einem für sie enttäuschenden neunten Tabellenplatz abschlossen, zeigten sie im neuen Spieljahr - und das insbesondere beim unglücklich mit 0:1 verlorenen Heimspiel gegen den Bommeraner Tabellenführer SVB -, dass durchaus Potenzial im Team steckt, um sich einen Sonntag später beim 0:1 in Gerthe mit der schlechtesten Saisonleistung in die Winterpause zu verabschieden. "Wenn man oben bleiben will, muss man solche Spiele gewinnen. Und deshalb überwintern wir statt auf Platz zwei, auf dem vierten Rang", bilanziert Ruhrtals unzufriedener Trainer Michael Ruhl.
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A-Kreisligist TSV Witten
Das Cengiz-Team (28:53 Tore, 19 Punkte, 10. Rang) präsentierte sich in der gesamten Hinrunde einfach mit zu vielen Problemzonen. Und deshalb drängt sich dem Betrachter der Vergleich mit einem nicht ganz perfekten Model auf: vorne nichts vorzuweisen, in der Mitte bleiben viele Wünsche offen und hinten extrem wackelig. Hoffnung auf bessere "Form" sowie ein tabellentechnisches "Lifting" könnte der wichtige 4:1-Erfolg beim Tabellennachbarn TuS Querenburg sowie der grandiose 5:4-Sieg gegen TuS Heven II geben. "Wir haben gezeigt, dass wir es noch draufhaben. So muss es in der Rückrunde weitergehen", appelliert TSV-Coach Cengiz Burunc an sein Team.
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A-Kreisligist FSV Witten 07/32
Mit der Vizemeisterschaft beendeten die Kicker aus dem Wullen die Spielzeit 2011/12. Doch die Vorjahresform ist dem FSV ganz offensichtlich abhanden gekommen. Und was die Wittener (30:37 Tore, 17 Punkte, Platz 11) bislang ablieferten, erinnert eher an ein Ikea-Regal: Anfangs hat's funktioniert, aber danach fielen alle Teile auseinander. Passend dazu, hat sich auch noch FSV-Übungsleiter Peter Loche verabschiedet.
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Kreisliga B
Sechs Wittener Fußball-Clubs - Hammerthaler SV (6.), SF Durchholz (9.), Portugal SV (10.), Ufukspor (12.), SF Schnee (14.) und SpVgg Witten 92/30 (15.) - versuchen seit Jahren verzweifelt wie vergebens, die ungeliebte Kreisliga B zu verlassen. Und weil das Aufsteigen schwieriger ist als das Absteigen, dürften für die oben aufgezählten sechs Mannschaften auch in der Saison 2012/2013 die (Aufstiegs-)Trauben wieder einmal viel zu hoch hängen.
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C-Kreisligist TuRa Rüdinghausen
Der tiefe Fall der Mellmausländer Kicker, vor einigen Jahren noch unangefochtene Nummer eins im Städtchen, endete ernüchternd auf der fußballtechnischen Intensivstation. Und wer dachte, die TuRaner würden sich von dem schmerzhaften Knock Out "Kreisliga C" nie mehr erholen, reibt sich beim Blick auf die aktuelle Tabelle ungläubig die Augen: Die TuRaner (43:11 Tore, 30 Punkte) haben ihr lange vermisstes Gewinner-Gen zur Freude der Mellmausländer Fans endlich wiederentdeckt und glänzen darüber hinaus auch noch als Tabellenführer.
Autor:Alfred Möller aus Witten |
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