Ringen: Letzte KSV-Mannschaftsmeisterschaft 1986
Letzter KSV-Titel
vor 25 Jahren
Weniger-Team überrascht mit sensationellem 18:17-Debüt beim Vorjahres-Vizemeister KSC Niedernberg
VON ALFRED MÖLLER
25 Jahre nach seiner letzten Deutschen Mannschaftsmeisterschaft legte der KSV Witten zum Beginn der 2. Ringer-Bundesliga nicht nur ein sensationelles Debüt hin, sondern auch noch den hohen Favoriten und vorjährigen Vizemeister KSC Niedernberg auf eigener Matte unsanft aufs Kreuz.
Und wie das bravourös kämpfende Weniger-Team nach einem aussichtslosen Rückstand von 1:15 das Ding noch drehte und schlussendlich noch mit 18:17-Zählern siegte, nötigt allerhöchsten Respekt ab. "Ich bin ja schon lange dabei", sagt Wittens ehemaliger Meisterringer Michale Kuhn, "aber so etwas habe ich noch nie erlebt."
Nach zweijähriger Verbannung aus den Elite-Ligen des Deutschen Ringer-Bundes gelang dem KSV ein Auftakt nach Maß. Nicht mehr - nicht weniger. Und nach diesem Coup schon wieder von der ersten Bundesliga zu reden, wäre vollkommen unrealistisch und echt verwegen. Genauso wie anno 1986, als einige Superoptimisten vom ewigen Meister KSV Witten 07 träumten.
Denn: Dass der Gewinn der siebten DMM für einige Jahrzehnte die letzte Titelgewinn gewesen sein sollte, ahnte damals noch keiner. Im Gegenteil: In der Ringer-Hochburg Witten waren alle Mattenfreunde nach den erfolgreichen 70er Jahren mit drei Titeln (70, 74, 78) und drei Vizemeisterschaften (71, 73, 79) sowie den goldenen 80er Jahren, als die damals bärenstarken KSVer viermal den begehrten Jan-Földeák-Pokal (80, 81, 83, 86) und einen Vize-Titel (82) gewinnen konnten, unglaublich euphorisch gestimmt.
Und dank des kongenialen polnischen Ringer-Pärchens Jan Falandys (52 kg, F), ein ausgebufftes Schlitzohr mit seiner berühmt-berüchtigten "Kopfklammer", und Adam Sandurski (130 kg, F), der sanfte 2,14-Meter-Riese mit dem "eisernen Griff", das fast immer für satte acht Punkte sorgte und als unbezwingbare "Bank" galt, glaubte man, die Siegesserie des KSV würde auch nach dem "siebten Streich" weiter Bestand haben. Doch es sollte ganz anders kommen.
Den Grundstein für den letzten Titelgewinn (bei damals üblicher 3 mal 3 minütiger Kampfzeit) legten die vom mitringenden Trainer Hans-Joachim Klötzing taktisch gut eingestellten Wittener "Löwen" durch einen überzeugenden Heimsieg in der wieder einmal überfüllten Fritz-Husemann-Sporthalle mit 22,5:13,5-Punkten über den VfK Schifferstadt. Zwar verloren die Wittener den Rückkampf im rheinland-pfälzischen Speyer knapp mit 17,5:19,5-Zählern, aber das erkämpfte (Punkt-)Polster reichte aus, um erneut eine Meisterschaft ausgiebig zu feiern.
Danach erreichten die Wittener erst lange 13 Jahre später - anno 1999 - wieder ein Finale. Und "vergeigten" es beim "gefühlten" Auswärtskampf in der spärlich gefüllten Dortmunder Helmut-Körnig-Halle. Nach dem siegreichen 12,5:10,5-Auftakt in der Aalener Greuthalle hatten die KSVer schon eine Hand am Jan-Földeák-Pokal. Doch die nicht eingeplante Niederlage von Adam Juretzko gegen seinen ewigen Rivalen und Angstgegner Ryszard Wolny, den er im Hinkampf noch mit 5:0 besiegte, ließ den KSV-Traum vom achten Titelgewinn und Adams erster Mannschaftsmeisterschaft wie eine Seifenblase zerplatzen.
Autor:Alfred Möller aus Witten |
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