Live-Erlebnis "Olympische Sommerspiele in Rom" war faszinierend und sorgte für magische Momente
Roma 1960 oder
Unvergessliche Highlights
Ewige Stadt fasziniert
zwei "Mellmausländer Jungs"
1960 war das Jahr, in dem sich meine Eltern wegen der Olympischen Spiele in Rom ihren ersten Schwarzweiß-Fernseher leisteten. Doch ich, damals gerade 19 Lenze jung, wollte mehr. Ich wollte live dabei sein.
Da traf es sich gut, dass mein Sportfreund Horst meine Idee prima fand, mich begleitete und die Stadt Witten über den "Deutschen Jugendfahrtendienst" für "kleines Geld" einen 11-tägigen Besuch der Spiele inklusive Eintrittskarten nach Wahl, Verpflegung sowie Übernachtung anbot.
Aufgeregt und voller Vorfreude traten wir die lange Zugfahrt in die "Ewige Stadt" am Kölner Hauptbahnhof an. Angekommen im Zentrum der faszinierenden italienischen Metropole, die damals trotz des großen Ereignisses noch nicht überlaufen war (es fehlten ja die Osteuropäer), erschloss sich den "Jungs aus dem Mellmausland", die beide erstmals im Ausland waren, eine bis dato völlig unbekannte Welt.
Vormittags entspannten wir auf Hausbooten am Tiber oder waren in Sachen Kultur unterwegs und besichtigten die weltberühmten Sehenswürdigkeiten, wie unter anderem Colloseum, Engelsburg, Petersdom, Spanische Treppe, Trevi-Brunnen, Piazza del Popolo und Sixtinische Kapelle. Höhepunkt unseres kulturell-geistigen Programms war natürlich die Audienz beim damals 79-jährigen Papst Johannes XXIII. in seiner Sommerresidenz Castell Gandolfo.
Während im täglichen Vorprogramm reichlich Besichtungen "abgearbeitet" wurden, standen die Nachmittage - bevor wir uns zum Ausklang des Tages in das faszinierende römische Nachtleben rund um die Via Veneto stürzten - ganz im Zeichen des Sports. Logisch, dass wir uns überwiegend für die königliche Leichtathletik entschieden und uns die spannenden Wettkämpfe im nigelnagelneuen Olympia-Stadion ansahen. So waren wir hautnah dabei, als Deutschlands Wundersprinter Armin Hary zweimal Gold gewann und zum absoluten Sprint-Superstar avancierte. Aber auch andere deutsche Lauf-Asse wie Martin Lauer (1-mal Gold), Karl Kaufmann (2-mal Silber) und Manfred Kinder (Silber) glänzten mit tollen Leistungen und olympischem Edelmetall.
Als begeisterte aktive Fußballer waren wir natürlich auch beim olympischen Fußball-Turnier am Ball. Doch zum absoluten Highlight für uns wurde das olympische Boxfinale im mit 5.000 Zuschauern vollgepackten "Palazzo dello Sport" vor den Toren Roms im antiken Seebad Ostia. Nicht weniger als sechs Kämpfer der bärenstarken italienischen Boxstaffel - ohrenbetäubend unterstützt von begeisterten römischen Fans - standen im Finale. Neben dem italienischen Goldmedaillen-Gewinner Nino Benvenuti, der zum besten Boxer des Turniers ausgezeichnet wurde, glänzte ein bis dato unbekannter amerikanischer Halbschwergewichtler namens Cassius Clay mit olympischem Gold.
Und dann war da noch ein toller Ringer aus der Ruhrstadt Witten, der sich auf den glühendheißen Matten in der sonnendurchfluteten römischen "Basilica di Massenzio" bis ins Finale durchkämpfte: Günther Maritschnigg, 27 Jahre, von der SU Annen. Der furchtlose Fighter gewann nicht nur eine Silbermedaille, sondern auch noch die Hochachtung seiner SUA-Ringerkameraden, als er mit einem coolen Bluff dafür sorgte, dass seine stets hungrigen Annener Sportfreunde sich mal richtig satt essen konnten, indem er sie ins Olympische Dorf einschleuste. Auf den Einwand eines Wachmannes: "Die haben aber keinen Zutritt!", zeigte "Günna" spontan auf die drei großen Buchstaben auf den T-Shirts seiner Kameraden und sagte: "Schau mal, was da draufsteht: USA!" Und schon ging's im Eilschritt in die olympische Mensa.
Wenige Tage später endete für meinen Freund Horst und mich der faszinierende und unvergessliche Trip in die große weite Welt, und es hieß für zwei Mellmausländer Jungs: "Arrivederci, Roma!"
Autor:Alfred Möller aus Witten |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.